Atemwegsinfektionen haben es in einem Winter ohne Schutzmaßnahmen besonders leicht. Ärzte raten zum Tragen einer Maske.
Masken auch im Alltag hilfreichImpfungen gegen Grippe und Corona sollen schwere Infektionswelle in NRW verhindern
Die Zahl der Atemwegserkrankungen in Deutschland ist aktuell so hoch wie seit Jahren nicht mehr zu diesem Zeitpunkt. In der vergangenen Woche zählte das Robert-Koch-Institut etwas mehr als 8500 akute Atemwegserkrankungen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, zeigt der aktuelle Wochenbericht der Behörde. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es um diese Zeit etwa 6300 Fälle.
Hohe Arbeitsbelastung in den Praxen
„Wir haben zurzeit eine hohe Arbeitsbelastung in den Praxen“, sagte Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die meisten Atemwegserkrankungen sind laut RKI-Daten aktuell Infektionen mit dem Coronavirus. Damit das Influenzavirus die Infektionswelle nicht noch bedrohlich verstärkt, ruft Funken dazu auf, sich impfen zu lassen: „Termin vereinbaren und die Impfung durchziehen“, sagte der Allgemeinmediziner aus Rheinbach, „der Impfschutz besteht dann schon nach einer Woche.“
Wichtig sei auch, die Hygienemaßnahmen einzuhalten – Funken rät zum Tragen einer FFP2-Maske in öffentlichen Gebäuden: „Das ist ein Beitrag, der zu leisten ist.“
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Angesichts der aktuellen Krankheitswelle haben auch Gesundheitspolitiker zur Impfung gegen Corona und die Grippe aufgerufen. „Bisher nutzen noch zu wenige Menschen in Deutschland die Möglichkeit der Corona-Auffrischimpfung mit den aktualisierten Impfstoffen, die insbesondere in Verbindung mit einer Grippeschutzimpfung zu einem guten Schutzschild für die angebrochene Herbst-Winter Saison führen“, sagte Janosch Dahmen, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Redaktionsnetzwerk Deutschland).
Covid-19 habe zwar „zum Glück für sehr viele Menschen seinen ursprünglichen Schrecken verloren“, sei für Risikogruppen aber weiterhin „nicht harmlos“. „Selbst bei grundimmunisierten, sonst gesunden Menschen“ könne die Krankheit „für mehrere Tage zu einem schweren Infektionsverlauf führen“, erklärte Dahmen weiter.
Auch bei Risikogruppen gibt es Luft nach oben
Die Empfehlung für weitere Auffrischungsimpfungen richtet sich inzwischen nur noch an Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, also alle Menschen ab 60 Jahren. Doch auch bei dieser Gruppe sei „bisher noch Luft nach oben“, bestätigte Nicola Buhlinger-Göpfarth, Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. „Es ist immer wieder schwer zu vermitteln, dass die Pandemie vorbei ist, das Impfen aber weitergeht“, sagte die Professorin.
Andrew Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP, wies darauf hin, dass eine Coronaerkrankung „nach wie vor keine Lappalie“ sei. „Wir dürfen das Infektionsgeschehen nicht einfach ignorieren“, erklärte er. Nach seiner Einschätzung wird sich „nahezu jeder“ in den nächsten Monaten „auf die eine oder andere Art und Weise infizieren“. Dies wiederum würde sich auf die Krankenhäuser sowie die Personaldecke in allen Bereichen auswirken. „Es ist also im gesamtgesellschaftlichen Interesse, dass wir die Infektionskurve möglichst gleichbleibend niedrig halten“, sagte der FDP-Politiker weiter. Sein klarer Appell: „Wer Symptome hat, der sollte, wenn möglich, zu Hause bleiben. Und für wen es eine Impfempfehlung gibt, der sollte sich noch mal impfen lassen.“
Zudem ist dieser Winter der erste, in dem es keine Corona-Schutzmaßnahmen gibt. Kontaktbeschränkungen sind weg, die Maskenpflicht im öffentlichen Raum ist komplett abgeschafft. Damit hat es das Coronavirus leichter, Menschen zu infizieren, es kann sich besser verbreiten. Nicola Buhlinger-Göpfarth hat aber auch gute Nachrichten: „Glücklicherweise verlaufen die Erkrankungen aktuell bis auf wenige Ausnahmen eher mild.“
Neben Corona gehen in Deutschland aktuell aber auch andere Krankheiten um. Normale Erkältungsviren kursieren bereits seit Wochen, langsam beginnt darüber hinaus auch die Grippesaison. Doch auch hier gibt es in der Bundesrepublik offenbar zu wenig Bereitschaft für eine Impfung. „Es ist seit Jahren ein riesiges Problem, dass die Quote bei den Grippeimpfungen bei den Risikogruppen viel zu niedrig ist“, sagte Buhlinger-Göpfarth. Es sei aber wichtig zu betonen, dass auch Influenza „keine etwas größere Erkältung“ sei. Risikopatientinnen und Risikopatienten sollten sich deshalb auch die Grippespritze abholen, empfiehlt der Hausärzteverband.