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Kölner Sportmanager rückt ins IOC aufNeuer Anlauf für Olympische Spiele in NRW

Lesezeit 5 Minuten
Eine Touristin lässt sich vor den Olympischen Ringen in Rio de Janeiro fotografieren.

Der Traum von Olympia in NRW: Sportmanager Michael Mronz kann sich als IOC-Mitglied mit mehr Einfluss für eine deutsche Bewerbung einsetzen.

Michael Mronz, der Begründer des Olympia-Initiative Rhein-Ruhr City, wird vom Vorstand des IOC unterstützt. Gespräch über mögliche deutsche Bewerbung mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst bei IOC-Präsident Thomas Bach in Lausanne.

Noch hat der Kölner Sportmanager Michael Mronz die Aufnahme in den erlesenen Kreis der Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) nicht geschafft, doch seine Wahl bei der 141. IOC-Session, die vom 15. bis 17. Oktober in der indischen Hauptstadt Mumbai stattfindet, ist nur Formsache.

Mronz ist einer von acht Kandidatinnen und Kandidaten – und es sind acht Plätze zu vergeben. Der 56-Jährige setzt sich als Begründer der Initiative Rhein Ruhr City seit Jahren für NRW als möglichen Austragungsort der Olympischen Spiele ein und hat sich auch durch das Scheitern der Bewerbung für 2032 nicht beirren lassen. Die Spiele wurden im Februar 2021 an das australische Brisbane vergeben. In NRW blieb ein Scherbenhaufen zurück. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) warf dem IOC, das behauptet hatte, Deutschland sei von sich aus ausgestiegen, „Falschaussagen“ vor.

Der Eventmanager Michael Mronz steht auf einer blau beleuchteten Bühne und spricht zu einem nicht sichtbaren Publikum.

Der Kölner Eventmanager Michael Mronz wird Mitte Oktober in Mumbai als Mitglied ins Internationale Olympische Komitee aufrücken.

Jetzt wird Olympia-Treiber Mronz von eben jenem IOC geadelt. Dessen Vorstand mit dem deutschen Präsidenten Thomas Bach an der Spitze hat ihn als neues Mitglied vorgeschlagen. Und DOSB-Präsident Thomas Weikert, seit Dezember 2021 als Nachfolger von Alfons Hörmann im Amt, lobt Mronz „als führenden Kopf der deutschen und internationalen Sportveranstalterszene.“ Vergessen scheint der Zoff vom Februar 2021. „Wir werden die Kandidatur vor Ort unterstützen, damit das deutsche Netzwerk im internationalen Sport eine weitere Aufwertung erfährt und die Olympische Bewegung auf einen zusätzlichen Botschafter in Deutschland bauen kann“, versichert Weikert.

Was bedeutet das für die deutschen Olympiapläne? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Hat die NRW-Landesregierung nach dem Desaster von 2021 überhaupt noch Interesse an einer erneuten Bewerbung?

Eindeutig ja. Und Michael Mronz mischt kräftig mit. Am Dienstag nahm er in Lausanne mit dem IOC-Mitglied, der ehemaligen Weltklassefechterin Britta Heidemann, an einer Gesprächsrunde teil, zu der IOC-Präsident Bach den NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) eingeladen hatte.

Der Hockey Park Deutschland in Mönchengladbach ist aus einer Ecke heraus zu sehen. Am Himmel ziehen graue Unwetterwolken auf.

Eine von NRWs renommierten Sportstätten: der Hockey Park Deutschland in Mönchengladbach.

Was wurde besprochen?

Mronz wird sich vor seiner Wahl in Mumbai nicht äußern, ließ er auf Anfrage mitteilen. Umso offener formulierte Wüst den Anspruch des Landes, bei einer möglichen deutschen Bewerbung mitmischen zu wollen. „Nordrhein-Westfalen beweist jedes Jahr als Gastgeber zahlreicher internationaler Sportereignisse, dass wir nicht nur ein durch und durch sportbegeistertes Land, sondern auch gut in der Umsetzung sind – wir haben eine sehr gute Struktur bereits bestehender Sportstätten an renommierten Standorten und wir können Sportgroßereignisse hervorragend umsetzen. Wir sind das Sportland Nr. 1 in Deutschland!“ Es gebe „gesellschaftlich und politisch übergreifend eine große Bereitschaft, sich in eine deutsche Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele einzubringen“.

Wie ist das Verfahren?

Der DOSB hat im Juli eine neue Kampagne für Olympia in Deutschland gestartet. Unter dem Motto „Deine Ideen, Deine Spiele“ will er die Bürger für die Idee begeistern, das Land nach München 1972 wieder zum Schauplatz des Sportgroßereignisses zu machen.

Was ist das Ziel der DOSB-Initiative?

Der Dachverband will im Dialog mit der Bevölkerung ein mehrheitsfähiges Bewerbungskonzept entwickeln. Der Fehler bei vergangenen Olympia-Projekten war, die Ängste der Bürger vor Gigantismus, hohen Kosten und Umweltschäden nicht ernst genommen zu haben. „Wir wollen möglichst viele Vorbehalte abbauen, die auf Prozessen und Verfehlungen der Vergangenheit basieren“, erklärt Stephan Brause, Leiter der Stabsstelle Olympia-Bewerbung im DOSB.

Wie sind die weiteren Schritte zu einem olympischen Bewerbungskonzept?

Die Ergebnisse des Dialogprozesses werden in die sogenannte Frankfurter Erklärung einfließen, die am 2. Dezember auf der Mitgliederversammlung des DOSB präsentiert werden soll. Im Mai 2024 könnte ein deutscher Bewerber und das angepeilte Olympia-Jahr benannt werden. Ende 2024 oder 2025 würde es dann Bürgerentscheide in der ausgewählten Stadt oder Region geben. Ein bundesweites Referendum gibt es nicht.

Was ist noch anders bei diesem Prozess hin zu einer Olympia-Kandidatur?

Bei diesem Projekt bewerben sich nicht Städte, sondern der DOSB hat Berlin, Hamburg, Leipzig, München und NRW in den Prozess eingeladen. Zusammen soll beraten werden, welches Konzept das beste für Deutschland und das international konkurrenzfähigste sein könnte. Dazu gehört, dass ausschließlich vorhandene Sportstätten genutzt werden sollen. Nach den Sommerspielen 1972 in München scheiterten Berchtesgaden (für 1992), Berlin (2000), Leipzig (2012), München (2018 und 2022), Hamburg (2024) und die Initiative Rhein-Ruhr mit ihren Olympia-Vorhaben.

Armin Laschet (l, CDU), Ex-Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, und Initiator Michael Mronz bei einer Pressekonferenz in der Merkur Spiel-Arena.

Armin Laschet (CDU), damals NRW-Ministerpräsident und Michael Mronz (r.) gaben in der Düsseldorfer Arena im Februar 2021 eine Pressekonferenz zur Bewerbung der Rhein-Ruhr-Region für die Olympischen Spiele 2032. Nur wenige Tage später platzte der Traum.

Welche Städtekombinationen wären für Olympia denkbar?

Berlin dürfte als Metropole bei einer Sommerbewerbung praktisch gesetzt sein. Eine mögliche Bewerbung für die Sommerspiele 2036 hätte 100 Jahre nach den Nazi-Spielen große historische Bedeutung. Attraktiv wäre die Kombination mit München, wo im August 2022 die European Championships im Olympia-Park von 1972 schon als Mini-Olympia gefeiert wurden. Kürzer wäre die Entfernung Berlin-Hamburg. Möglich wäre nach den IOC-Statuten sogar, mit vier Städten oder Clustern anzutreten.

Für welche Olympischen Spiele und Paralympics wäre frühestens eine Bewerbung möglich?

Die Sommerspiele werden 2024 in Paris, 2028 in Los Angeles und 2032 in Brisbane ausgetragen. Im Winter 2026 sind Mailand und Cortina d'Ampezzo die Gastgeber. Für 2030 und 2034 gibt es mit Stockholm und Salt Lake City starke Anwärter. Deshalb wird sich der DOSB mit einer Kandidatur auf 2036 und 2040 im Sommer oder 2038 und 2042 im Winter konzentrieren. Die Vergabe für 2036 dürfte frühestens bei der IOC-Session 2026 in Mailand anstehen. Der DOSB will nicht nach dem ersten Versuch aufgeben, da mit internationaler Konkurrenz auch aus Asien und Afrika zu rechnen ist. (mit dpa)