NRW-Innenminister Reul schickt Polizisten in ein Seminar: Sie sollen lernen, „Klimakleber“ schnell von der Straße zu holen. Bestes Gegenmittel: Sonnenblumenöl.
NRW-Polizisten werden geschultMit Sonnenblumenöl gegen „Klimakleber“
Neben einer Maschinenpistole oder Schutzwesten gehört ab sofort auch Speiseöl zur Standard-Ausstattung der Streifenwagen in NRW: Als „Waffe“ gegen sogenannte Klimakleber. Nachdem Innenminister Herbert Reul (CDU) angekündigt hatte, dass 10 000 Polizisten im Lösen von festgeklebten Aktivisten ausgebildet werden sollen, liegt jetzt ein interner Erlass vor. Wichtigste Erkenntnis: Sonnenblumenöl hilft am besten.
Am Mittwoch hatte Reul überraschend mitgeteilt, dass alle Polizisten auf Streife und in Hundertschaften das Lösen von Klebe-Blockaden lernen sollen. Und zwar sofort. Reul: „Wir holen die ‚Klimakleber‘ von der Straße - schnell, effizient und direkt.“ Wie das klappen soll: Alle Polizisten müssen verpflichtend ein digitales Seminar absolvieren – in Eigenverantwortung und ohne Lehrer. Erforderliches Material – unter anderem besagtes Speiseöl – soll dezentral beschafft werden.
Kollegen in Bayern sind Vorbilder für NRW
Für eine schriftliche Handlungsanweisung orientierte sich die Polizei nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeigers“ bei den Kollegen in Bayern, die schon seit Längerem ein entsprechendes Manual haben. In der Anleitung werden erst verschiedene Klebeformen erklärt (Sekundenkleber, Kraftkleber, Bauschaum). Vor dem Lösen mit Aceton (wie es auf Kleberpackungen steht) wird ausdrücklich gewarnt. Bei Schwangeren sei das verboten, ansonsten bleibt es Spezialisten der Technischen Einsatzeinheiten der Polizei vorbehalten.
Die beste Alternative sei handelsübliches Speiseöl – und ein Holzspachtel. Laut der Anweisung funktioniert Sonnenblumenöl am besten. Olivenöl sei zum Beispiel bei niedrigen Temperaturen nicht so geeignet. Die Polizisten sollen geduldig sein, bis das Mittel seine Wirkung entfaltet – sodass die Haut nicht verletzt wird. Am besten solle man erst mal an einzelnen Fingern prüfen, ob sie sich schon heben lassen.
Öllachen sollen vermieden werden
Auf jeden Fall sollen die Beamten drauf achten, dass keine Öllache auf der Straße bleibt – die wieder für den Verkehr gefährlich wäre. Und: Alles muss dokumentiert werden (zum Beispiel per Video). Zur Beweissicherung, und damit sich im Nachhinein kein Aktivist beschweren kann.
Die neue Taktik der Polizei kommt pünktlich vor Karneval. Behördenintern gab es die Befürchtung, dass Klima-Aktivisten die maximale Aufmerksamkeit bei den Umzügen in Köln und Düsseldorf für Klebe-Aktionen nutzen könnten. Selbst wenn es so kommen sollte – eine Zoch-Blockade wäre nun wohl schnell vorbei. Bislang mussten laut Innenministerium die Spezialisten der besagten drei Technischen Einsatzeinheiten in Bochum, Köln und Wuppertal landesweit ausrücken. Nun kann jede Kollegin und jeder Kollege ran.
Der Innenexperte und Fraktions-Vize der CDU im Düsseldorfer Landtag, Gregor Golland, lobte die Initiative des Innenministeriums: „Das ist gute Polizeiarbeit im Sinne eine konsequenten Null-Toleranz-Politik gegen diese Chaoten, die sich mit ihren Straftaten gegen die Mehrheit der Gesellschaft stellten.“
Der NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei, Michael Mertens, bezeichnete die Entscheidung als „grundsätzlich gute Maßnahme.“ Denn: „Die Aktivisten leben davon, mit ihren Blockaden den Verkehr dauerhaft zu behindern. Wenn der Wachdienst ertüchtigt wird, das in Minutenschnelle und sorgsam zu beheben, ist das ein Mehrgewinn. Die Aktivisten bekommen so auch nicht mehr die Aufmerksamkeit, die sie wollen.“ Der Gewerkschafter betonte aber auch: „Auf der anderen Seite ist es eine weitere Aufgabe für den Wachdienst – das kostet Personal und Arbeitszeit. Aber auch nur solange, wie es diese Protestform noch gibt.“