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Anstieg um 18,6 ProzentIn NRW hat die Zahl der Frauen, die Suizid begehen, stark zugenommen

Lesezeit 3 Minuten
Die alltäglichen Anforderungen in Job und Privatleben lösen bei vielen Menschen seelische Krisen aus.

Die häufigsten Risikofaktoren für Suizid sind neben psychischen Erkrankungen stark belastende Lebensereignisse, fehlende soziale Kontakte sowie ein hohes Lebensalter.

Müsste die schwarz-grüne Landesregierung die Präventionsarbeit im Kampf gegen Suizide intensivieren? Die FDP wirft NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) Ambitionslosigkeit vor.

Die Zahl der Selbsttötungen in NRW ist um 13,1 Prozent auf 1631 angewachsen. Das geht aus einer Erhebung des Statistisches Landesamts IT.NRW für das Jahr 2023 hervor. Im Vorjahr hatte der Zuwachs bei 8,1 Prozent gelegen. „Der Anstieg der Suizidfälle zeigt einmal mehr auf, wie wichtig das Thema psychische Gesundheit ist“, erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP im Landtag. Dem überwiegenden Anteil der Suizide gehe eine psychische Störung voraus. Im Regierungsbezirk Köln lag der Anstieg bei 14,6 Prozent.

Nach der Statistik des Landesamtes sind in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2023 insgesamt 1173 Männer und 458 Frauen freiwillig aus dem Leben geschieden. Die häufigsten Risikofaktoren sind neben psychischen Erkrankungen stark belastende Lebensereignisse, fehlende soziale Kontakte sowie ein hohes Lebensalter.

Die Zahl der Selbsttötungen von Frauen fällt besonders auf

Auffällig ist die steigende Zahl der Suizide bei den Frauen – hier ist landesweit ein Zuwachs von 18,6 Prozent zu verzeichnen. NRW-Gesundheitsminister Laumann erklärte, für die Suizidprävention sei ein offener Umgang mit psychischen Erkrankungen wichtig, damit Menschen in Krisensituationen die vorhandenen Präventions- und Behandlungsangebote frühzeitig wahrnehmen würden.

Das psychiatrische Regelsystem im Land sei auf die „Belange aller Geschlechter“ ausgerichtet – Frauen in Notsituationen könnten sich an die Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt wenden, die auch Hilfe für Suizidgefährdete anbietet.

Susanne Schneider, gesundheitspolitische Sprecherin der Liberalen, kritisierte die Landesregierung. Schwarz-Grün verfolge keine eigenen Ansätze, um der steigenden Zahl der Suizide in NRW entgegenzuwirken. „Anstatt proaktive Maßnahmen zu ergreifen, verweist man auf den Bund und zukünftige wissenschaftliche Untersuchungen“, sagte Schneider dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dies sei nicht akzeptabel: „Wir brauchen in NRW dringend konkrete Handlungsstrategien, um die Suizidprävention zu verbessern und Menschen in Krisen zu helfen – und zwar sofort.“

Susanne SCHNEIDER, FDP-Fraktion, bei einer Rede im Landtag Nordrhein-Westfalen.

„Wir brauchen in NRW dringend konkrete Handlungsstrategien, um die Suizidprävention zu verbessern und Menschen in Krisen zu helfen – und zwar sofort“, sagte Susanne Schneider, Gesundheitsexpertin der FDP-Fraktion im Landtag Nordrhein-Westfalen, dem Kölner Stadt-Anzeiger.

Die Landesregierung verpasse die Chance, mit innovativen Präventionsmaßnahmen und einem verbesserten Monitoring die steigenden Suizidzahlen gezielt zu bekämpfen: „Stattdessen verlässt sie sich darauf, dass der Bund irgendwann in der Zukunft eine Koordinierungsstelle einrichtet. Hier wird wertvolle Zeit verloren, die wir uns nicht leisten können“, erklärte die Gesundheitsexpertin. Besonders kritisch sei der Umgang mit dem Anstieg der Suizide bei Frauen. Laumann ignoriere die spezifischen Herausforderungen, denen Frauen in Krisensituationen gegenüberstünden. „Wir dürfen Menschen in akuten Notlagen nicht länger im Stich lassen“, betonte Schneider.


Information und Hilfe: Die Telefon-Seelsorge Deutschland bietet allen Menschen Unterstützung an, die einsam sind oder trauern, in einer Lebenskrise stecken oder von Suizidgedanken gequält werden. Die Gesprächspartner sind unkompliziert telefonisch, per Mail oder Chat kostenfrei erreichbar. Die Rufnummer lautet 0800 1110111 oder 0800 1110222.Auch das Nationale Suizid-Präventionsprogramm sowie die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention unterstützt u.a. ebenfalls Hilfe suchende Menschen und Angehörige.