Nach der FlutkatastropheHochwasser-Prognosen für NRW sollen verbessert werden
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Düsseldorf/Köln – Zu den Erkenntnissen aus der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 gehört die Einsicht, dass die Schutz- und Vorwarnmaßnahmen angesichts des Ausmaßes der Flut entweder überfordert waren oder gar nicht funktionierten. Und weil in Zeiten des Klimawandels die erwartbare Wahrscheinlichkeit und Häufigkeit von Extremwetter steigt, muss der Hochwasserschutz umfassend neu gestaltet werden.
Vor diesem Hintergrund stellte NRW- Umweltministerin Ursula Heinen-Esser in Düsseldorf einen Zehn-Punkte-Plan zum „Hochwasserschutz in Zeiten des Klimawandels“ vor – es geht um Renaturierung, bauliche Maßnahmen, bessere Vorhersagen, verlässliche Kommunikationswege und abgestimmte Management der Wasserwirtschaft, etwa in den Talsperren.
Ein zentraler Punkt sei die Einführung und stetige Verbesserung von Hochwasservorhersagesystemen, sagte die Ministerin. „Wir benötigen verlässliche Prognosen und Tools, um so früh und genau wie möglich vorhersagen zu können, wann und wo Hochwasser droht. Was am Rhein bereits funktioniert, muss auch an kleineren Flüssen Standard werden.“ Am Rhein sind verlässliche Vorhersagen für drei Tage möglich, es waren aber die kleinen Gewässer, wo die Juli-Flut ihren Anfang genommen hatte. „Die Fokussierung auf die großen Gewässer wie den Rhein ist in Zeiten des Klimawandels nicht mehr richtig“, sagte Heinen-Esser. „Wir müssen uns auf die kleinen Flüsse und Bäche konzentrieren.“ Selbst wenn Drei-Tage-Prognosen dort nicht gelingen – „jede gewonnene Minute kann helfen, Leben zu retten“, sagte Heinen-Esser.
NRW-Hochwasserschutz: Testsystem für Rur, Sieg und Erft
Die Hochwasservorhersage-Systeme sollen für so viele Gewässer in NRW wie möglich vorangetrieben werden. Noch im April/Mai sollte ein Testbetriebe für Vorhersagesysteme an zwölf Flüssen in NRW starten – darunter die Rur in der Eifel, die Sieg und Erft. Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) arbeite an einer Präzisierung der Vorhersagemodelle, um Prognosen auch für kleinere Flüsse zu ermöglichen.
Zudem sollen in NRW noch in diesem Jahr die Meldewege der Behörden für Informationen zu Hochwasser einheitlich durch eine Landesverordnung geregelt werden. Bisher existieren für einzelne Gewässer in NRW unterschiedliche Meldeordnungen, die teilweise mehrere Jahrzehnte alt sind.Es sollen die Hochwassergefahrenkarten überarbeitet werden. In NRW gelten 438 Gewässer mit fast 5900 Kilometern Gesamtlänge als Risikogewässer. Insgesamt gibt es Fließgewässer mit einer Länge von als 14136 Kilometern. Überschwemmungsgebiete sollen angesichts des Klimawandels neu erfasst werden. Ebenso würden Flutwellenberechnungen für Talsperren geprüft.
Für den Hochwasserschutz stehen in NRW in diesem Jahr zusätzlich 35 Millionen Euro bereit. Die Ministerin rechnet damit, dass künftig Ausgaben von bis jährlich 100 Millionen Euro erforderlich sind. (mit dpa)