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Schwerer Corona-Winter drohtMangel an Pflegekräften besorgt Mediziner

Lesezeit 4 Minuten
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Pflegekräfte fehlen.

Düsseldorf – Mit einiger Sorge blicken Mediziner und Politiker auf die Entwicklung der Corona-Kennzahlen. Eine große vierte Welle könnte vor allem in den Kliniken Probleme verursachen – die Zahl der Intensivbetten ist zuletzt im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Auch in NRW ist ein Rückgang der von den Krankenhäusern gemeldeten Intensivkapazitäten zu registrieren, wie das Gesundheitsministerium dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt.

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NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU)

Der Rückgang habe sich nach den Zahlen im landeseigenen Register (IG NRW) in den letzten Monaten in einem noch überschaubaren Rahmen bewegt: „Im Mai 2021 waren noch ca. 7000 Intensivbetten gemeldet, aktuell sind es ca. 6690 (Rückgang um 4,4 %). Die Zahl der Intensivplätze mit Beatmungsmöglichkeit ist im gleichen Zeitraum von ca. 5000 auf aktuell knapp 4860 zurückgegangen (Rückgang um 2,8 %)“, teilt das Ministerium mit. Die Kapazitäten auf den Intensivstationen in NRW seien „noch ausreichend“, heißt es – „die steigenden Zahlen in den Krankenhäusern müssen jedoch aufmerksam beobachtet werden.“

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Sebastian Beitzel

Die pandemische Last reduziert sich nicht auf die Intensivstationen. „Jeder, der zurzeit in der Pflege tätig ist, hat eine höhere Belastung. Zum einen sind viele Menschen mit Covid komplex erkrankt“, sagt Sebastian Beitzel, Pflegerischer Stationsleiter an der Uniklinik Düsseldorf, „zum anderen kommt nun durch die Vielzahl ungeimpfter Patienten eine ethische Komponente hinzu, die psychisch stresst.“

Auf allen Stationen müssen positiv Getestete isoliert werden, jeder Patient wird regelmäßig abgestrichen, das Pflegepersonal muss erhebliche Maßnahmen zum Eigenschutz treffen – alles tagtäglicher Mehraufwand seit mehr als eineinhalb Jahren Pandemie.

Personalmangel führt zu weniger Betten

Auf der einen Seite Mehraufwand, auf der anderen Seite weniger Betten – als eine Ursache für die Bettensperrungen in den Kliniken nennt das Ministerium „zum einen die für die Krankenhäuser auf Bundesebene vorgegebenen Personaluntergrenzen, die während der Pandemie zeitweise ausgesetzt waren, aktuell aber wieder in Kraft sind.“ Wesentlicher sei jedoch „der generelle Personalmangel in der Intensivpflege, der auch schon vor der Pandemie bestand.“

Und besonders: „Die Einschätzung der Fachgesellschaften, dass die herausfordernden Monate der Pandemie Pflegekräfte zum Ausscheiden aus dem Intensivdienst oder zur Reduktion ihrer wöchentlichen Arbeitsstunden bewegt haben, dürfte zutreffend sein, ohne dass dem Ministerium dazu konkrete Zahlen bekannt sind“, erklärt das Ministerium auf Anfrage.

Corona-Belastung hat Stimmung verschlechtert

Die Deutsche Krankenhaus-Gesellschaft (DKG) verweist in einer Mitteilung auf Berichte, „dass die Corona bedingten Belastungen zu einer deutlichen Verschlechterung der Stimmung auf den Intensivstationen und zu zunehmenden Kündigungen von Intensivpflegepersonal geführt hätten.“Weil auch hier konkrete Zahlen fehlen, hat die DKG am 28./29. Oktober eine Blitzumfrage an die Kliniken im Land gerichtet. Ergebnis: 72 Prozent der Befragten haben derzeit durch Kündigungen, interne Stellenwechsel oder Arbeitszeitreduktionen weniger Intensivpflegepersonal zur Verfügung als noch am Ende des letzten Jahres.

Die Abwanderungen betreffen in gut einem Drittel der Krankenhäuser bis zu fünf Prozent des Intensivpflegepersonals, in einem weiteren Drittel fehlen zwischen fünf und zehn Prozent der Pflegekräfte. Und in jeder elften Klinik sind es sogar mehr als zehn Prozent.

„Politik und Krankenhäuser müssen gemeinsam alles dafür tun, dass der Pflegeberuf wieder attraktiver wird. Das funktioniert nur mit besseren Arbeitsbedingungen und natürlich guten Gehältern, die der hohen Verantwortung und Qualifikation angemessen sind“, sagt der Vorstandsvorsitzende der DKG, Gerald Gaß. „Auch die Kliniken stehen selbst in der Pflicht, die Arbeitsbedingungen entsprechend zu verbessern und Ausbildungsanstrengungen noch weiter zu erhöhen.“

Krankenpflegeberuf sei attraktiver als häufig dargestellt

Das Thema Gehalt sieht Beitzel in der Debatte als zu hoch gehängt – mit Ausnahmen, räumt er ein, bei ambulanter und Altenpflege. „Geld ist nicht alles. Wir sprechen über einen hochinteressanten und vielseitigen Beruf, mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten – diese Aspekte kommen immer zu kurz, wenn es in der Öffentlichkeit um Pflege geht“, sagt der 27-jährige Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger.

Dabei richtet sich sein kritischer Blick zunächst in Richtung Medien: „Durch Corona ist unser Beruf ins Rampenlicht gekommen und damit auch vor allem die negativen Seiten. Zudem geht es sehr viel um Angst: erst Angst vor Bildern wie zu Beginn der Pandemie in Italien, dann Angst vor der Überbelegung, dann Angst vor Überlastung – das schreckt auch im Entscheidungsprozess für oder gegen den Beruf ab“, sagt Beitzel.

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Er übt aber auch Selbstkritik: „Wir als Pflegekräfte haben selbst viel in der Hand und müssen deutlich engagierter für unsere Belange und auch das Berufsbild kämpfen. Wir brauchen mehr Präsenz und Stimmbeteiligung in Gremien. Und wir müssen das Positive in den Mittelpunkt stellen, das hilft auch, den aktuellen Personalmangel zu bekämpfen.“