Nach dem Tod von Benedikt XVI. haben sich unter anderem Olaf Scholz, Emmanuel Macron und Wladimir Putin zu Wort gemeldet. In Köln erklang die größte Glocke des Doms.
TrauerbeflaggungSo reagieren Kirchenvertreter und Politiker auf den Tod von Benedikt XVI.
Vertreter aus Politik und Kirche haben den verstorbenen Benedikt XVI. gewürdigt. „Sein Glaube, sein Intellekt, seine Weisheit und seine menschliche Bescheidenheit haben mich immer tief beeindruckt“, schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Samstag.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) twitterte, die Welt verliere „eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen“. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron meldete sich am Samstag zu Wort: „Meine Gedanken sind bei den Katholiken in Frankreich und der ganzen Welt, die um Seine Heiligkeit Benedikt XVI. trauern, der sich mit Seele und Verstand für eine brüderlichere Welt eingesetzt hat.“
Auch der russische Präsident Wladimir Putin äußerte sich zum Tod: Er würdigte Benedikt XVI. als „Verteidiger traditioneller christlicher Werte“. „Benedikt XVI. war eine herausragende religiöse und staatliche Persönlichkeit“, erklärte Putin am Samstag in einem vom Kreml veröffentlichten Kondolenzschreiben an Papst Franziskus.
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Christian Lindner: „Benedikt XVI war ein nicht unumstrittener Intellektueller“
Der Vatikan hatte zuvor den Tod von Benedikt XVI. bekanntgegeben. Der emeritierte Papst, von 2005 bis 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche, starb demnach am Samstagvormittag im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung.
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz (CDU), erklärte, der Papst habe vor allem in seinem Heimatland Deutschland „eine neue Hinwendung zur katholischen Kirche über alle Generationen hinweg auslösen können“.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) nannte Benedikt XVI. auf Twitter „eine geschichtsträchtige Persönlichkeit“. Er sei ein nicht unumstrittener Intellektueller gewesen. „Heute aber gedenken wir seiner als Menschen.“
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bezeichnete Papst Benedikt XVI. als eine „historische Persönlichkeit der Kirchengeschichte und einen der profiliertesten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts.“ Als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und herausragender Theologe werde Joseph Ratzinger „in das kollektive Gedächtnis der deutschen Geschichte eingehen“, teilte Wüst am Samstag mit.
„Das kirchliche und theologische Erbe von Joseph Ratzinger ist historisch.“ Benedikts Wirken sowohl in der Wissenschaft als auch als Konzilstheologe des Zweiten Vatikanischen Konzils hätten ihn „zu einem der wichtigsten Theologen über Jahrhunderte hinweg“ gemacht, sagte Wüst. Dass er auch als Papst im Herzen stets Wissenschaftler geblieben sei, „hat ihn in der Praxis des Pontifikats durchaus auch anecken lassen“.
Benedikt XVI. war der erste deutsche Papst seit 482 Jahren. Vor seiner Wahl war er gut 23 Jahre lang Leiter der Glaubenskongregation im Vatikan. In seiner Amtszeit versuchte er, Glaube und Vernunft zu versöhnen, die christlich-humanistischen Wurzeln Europas wiederzubeleben und die Kirche von Skandalen zu reinigen. Kirchengeschichte schrieb er mit seinem freiwilligen Amtsverzicht im Februar 2013.
Markus Söder und Nancy Faeser ordnen Trauerbeflaggung an
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte: „Wir trauern um unseren bayerischen Papst. Der Tod von Benedikt XVI. berührt mich genau wie viele Menschen in Bayern und aller Welt sehr.“ Joseph Ratzinger wurde am 16. April 1927 in Marktl am Inn geboren; von 1977 bis 1982 war er Erzbischof von München. Zu Ehren des Verstorbenen ordnete der Ministerpräsident Trauerbeflaggung an allen staatlichen Dienstgebäuden im Freistaat für den Samstag sowie den Tag der Beisetzung an.
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ordnete bundesweite Trauerbeflaggung der obersten Bundesbehörden angeordnet. Die Anordnung gelte für den Tag seines Todes und für den Tag der offiziellen Trauerfeierlichkeiten in Rom, so Faeser am Samstag in Berlin.
Als „großen Theologen unserer Zeit und als umsichtigen und weitblickenden Menschen“ hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki den gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt. „Ich habe ihn als einen tiefen geistlichen Denker schätzen gelernt“, erklärte er am Samstag. Seine Theologie habe unzählige Menschen in ihrem Glauben geprägt und bestärkt, so der Erzbischof.
Trauer um Papst Benedikt XVI.: Petersglocke des Kölner Doms erklingt
„Sein Lebensweg war eng mit den großen kirchlichen Ereignissen unserer Zeit verknüpft. Dabei prägte er die Kirche von heute auf prophetische Weise.“ Als Zeichen der Trauer erklang die größte Glocke des Kölner Doms, die „Dicke Pitter“ genannte Petersglocke.
Dompropst Guido Assmann erinnerte an den Besuch von Benedikt XVI. beim Weltjugendtag 2005 im Kölner Dom. „Mit dem Schiff war der Papst von Rodenkirchen in die Altstadt gefahren, um zum Schrein der Heiligen Drei Könige zu pilgern.“ Man habe gut beobachten können, „wie der bescheidene Papst sich den Jugendlichen immer mehr zuwandte und sich in ihrer Mitte in Köln wohl fühlte“.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx nannte Benedikt XVI. einen bedeutenden Lehrer der Kirche, „dessen Verkündigung bereits zu seiner Zeit als Münchner Erzbischof weit über die Grenzen des Erzbistums hinaus strahlte“. Sein Wort habe weltweit Aufmerksamkeit gefunden, auch bei Angehörigen anderer Religionen, in Politik und Gesellschaft.
Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Benedikt XVI. habe „die Stimme des Evangeliums - gelegen oder ungelegen - hörbar gemacht“. Der Limburger Bischof erinnerte in seiner ersten Reaktion auch an den Brief Benedikts vom 8. Februar 2022 aus Anlass der Veröffentlichung des Münchener Gutachtens zu sexualisierter Gewalt: „Die Betroffenen hat er um Vergebung gebeten und doch blieben Fragen offen.“
Der Priester, Bischof und emeritierte Papst Benedikt - „und der Mensch Joseph Ratzinger“ - sei „von uns gegangen“, fügte Bätzing hinzu: „In dieser Stunde des Abschieds bete ich für ihn und empfehle ihn der Barmherzigkeit Gottes.“
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, erklärte, als Kardinal und später als Papst habe der Verstorbene in Fragen der Ökumene das Gemeinsame unterstrichen. Als Beispiel nannte Kurschus, die auch Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen ist, den Besuch von Benedikt XVI. in Deutschland 2011. Im Augustinerkloster in Erfurt habe Papst Benedikt betont, dass es für die Ökumene das Notwendigste sei, nicht die großen Gemeinsamkeiten aus dem Blick zu verlieren, „die uns überhaupt zu Christen machen“. Dieses Anliegen teile die EKD und sei bis heute für diesen Akzent dankbar.
Die Initiative Wir sind Kirche sieht den verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. als höchst widersprüchlichen Theologen. Seinem Nachfolger Papst Franziskus und der ganzen Kirche habe er ein schweres Erbe hinterlassen. (red/dpa/kna)