Löschflugzeug im Einsatz - in den USA selbstverständlich.
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Düsseldorf – Der Klimawandel lässt die Gefahr von großen Waldbränden steigen - auch in NRW. Ist der Katastrophenschutz gut aufgestellt, wenn es zum Feuer-Ernstfall kommen sollte? Daran haben die Liberalen im Düsseldorfer Landtag erhebliche Zweifel.
„Wir brauchen Löschflugzeuge in NRW und müssen bei Waldbränden europaweit schnell handlungsfähig sein“, sagte der Abgeordnete Werner Pfeil dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wenn es die schwarz-grüne Landesregierung mit der Verbesserung des Katastrophenschutzes und der Anpassung an den Klimawandel ernst meint, muss sie auch für eine angemessene Ausstattung der Rettungskräfte sorgen“, forderte der FDP-Politiker.
Werner Pfeil (FDP)
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Sollte es in NRW zu einem großen Waldbrand kommen, wäre man derzeit wohl auf Hilfe von außen angewiesen. Länder wie Slowenien, Tschechien, Polen, Schweden und Italien verfügten über eigene Löschflugzeuge und würden Nachbarländer damit im Bedarfsfall unterstützen, sagte Pfeil. Deutschland verfüge hingegen über kein einziges Löschflugzeug. Es dürfe nicht passieren, „dass Rettungskräfte Brände in schwer erreichbaren Wäldern wie im Nationalpark Eifel nicht löschen können, weil Löschflugzeuge fehlen“, warnte der Katastrophenschutz-Experte.
Die FDP macht die Beschaffung der Löschflugzeuge, die von der EU zu 90 Prozent gefördert wird, jetzt zum Thema im Düsseldorfer Landtag. In einem Antrag der Liberalen heißt es, gerade die großen Waldbrände der letzten Monate unter anderem in Sachsen und im grenzüberschreitenden Nationalpark zu Tschechien hätten „deutlich vor Augen geführt, dass Hubschrauber alleine nicht zur Bewältigung der Brände ausreichten“ würden. Dort waren die Löscharbeiten durch das schwer zugängliche Gelände erheblich behindert worden.
Auch in den Kölner Wäldern ist die Waldbrandgefahr hoch.
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Dies sei in den verschiedenen Naturparks in NRW und dem Nationalpark Eifel nicht anders. „Auch hier bleibt die Natur sich selbst überlassen und die Wege sind größtenteils für geländegängige Löschfahrzeuge, wenn sie denn vorhanden sind, nicht geräumt“, heißt es im Antrag der FDP. Eifel, das Sieger- und das Sauerland gehörten zu den waldreichsten Regionen in Deutschland.
Rauch steigt aus einem Wald. (Symbolbild)
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Bis Ende Juni 2022 waren in Deutschland insgesamt 2800 Hektar von Waldbränden betroffen – das langjährige Mittel der Jahre 1993 bis 2017 lag bei rund 501 Hektar Waldbrandfläche. Wenn Länder und Kommunen mit der Brandbekämpfung überfordert sind, können sie bislang bei Bundeswehr oder Bundespolizei um Amtshilfe bitten, die Hubschrauber mit Wassertanks einsetzen können.
Rotoren heizen Feuer an
Hubschrauber sind wendig, leicht umrüstbar und können Löschwasser rasch aufnehmen, haben aber den Nachteil der begrenzten Tragkraft. Die von den Rotoren erzeugten Luftströmungen führen mitunter dazu, dass Feuer neu entfacht werden. Löschflugzeuge haben hingegen eine größere Tragkraft, ihre Antriebe verursachen am Boden weniger Luftströmungen.
Angst vor hohen Kosten
Das von dem CDU-Politiker Herbert Reul geführte NRW-Innenministerium gibt dem Heli-Einsatz dennoch den Vorzug. „Im Zuge einer möglichen zukünftigen Beschaffung von Löschflugzeugen wurde seitens der Landesregierung eine EU-Förderung geprüft und wegen der hohen Personalvorhaltung auf Landeskosten nicht in Betracht gezogen“, heißt es dort. Eine eigene landesweite Verfügbarkeit von Löschflugzeugen werde derzeit „als nicht zielführend angesehen“, da zum Beispiel die Löschwasseraufnahme im Flug in NRW nicht möglich sei. Auch gebe es in NRW sehr wenige nicht erschlossene Waldgebiete, die den Einsatz von Löschflugzeugen begründen würden.
Die FDP hält diesen Standpunkt für falsch. Mit der Solidaritätsklausel des Lissaboner Vertrags hätten sich die Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu gegenseitiger Unterstützung bei Naturkatastrophen und Terroranschlägen verpflichtet. Durch die Anschaffung von Löschflugzeugen werde nicht nur der Schutz in NRW erhöht, sondern könne auch den Nachbarn helfen. Dies wäre „ein wichtiges Signal im europäischen Katastrophenschutzkonzept“, so Pfeil.