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Kölner Neonazi als Anführer„Operation Dezember“ – Russische Freiwillige wollten Nawalny freikämpfen

Lesezeit 3 Minuten
Alexej Nawalny auf einer Aufnahme aus dem Dezember. Der Kremlkritiker ist letzte Woche in Haft gestorben. Moskau verweigert weiterhin die Freigabe seiner Leiche. (Archivbild)

Alexej Nawalny auf einer Aufnahme aus dem Dezember. Der Kremlkritiker ist letzte Woche in Haft gestorben. Moskau verweigert weiterhin die Freigabe seiner Leiche. (Archivbild)

Das „Russische Freiwilligenkorps“ veröffentlicht Informationen über einen gescheiterten Geheimplan zur Befreiung Alexej Nawalnys.

Das „Russische Freiwilligenkorps“ wollte Alexej Nawalny eigenen Angaben zufolge aus der Haftanstalt befreien, in der der Kremlkritiker bis zu seinem Tod in der vergangenen Woche eingesperrt war. Das gab die paramilitärische Einheit, die an der Seite der ukrainischen Streitkräfte gegen Russland kämpft und vom einst in Köln ansässigen Neonazi Denis Kapustin geleitet wird, nun bekannt. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

Das „Russische Freiwilligenkorps“ (RDK, so die russischsprachige Abkürzung) veröffentlichte jedoch Daten und Fotos, um die Ernsthaftigkeit des Plans zu belegen, der demnach „Operation Dezember“ getauft worden war. Darunter befinden sich Daten über die Mitarbeiter der Strafkolonie IK-3 in Jamal und Aufnahmen von Überwachungskameras, berichtete die russische Zeitung „Nowaja Gaseta Europa“.

Freiwilligeneinheit von Kapustin offenbart Geheimplan „Operation Dezember“

In einer Stellungnahme hatte die Freiwilligeneinheit dazu erklärt, sie habe Kontakt zu „interessierten Mitarbeitern“ der russischen Strafvollzugsbehörde (FSIN) aufgenommen, die ihr Überwachungsmaterial, Einzelheiten zum Tagesablauf in der Haftanstalt und Abschriften von Gesprächen Nawalnys mit seinen Mitgefangenen zur Verfügung gestellt hätten.

Darunter befand sich demnach auch ein Gespräch zwischen Nawalny und einem Mithäftling mit dem Spitznamen „Philosoph“, in dem der Kremlkritiker sich der Mitschrift zufolge offenbar über die gängigen Regeln und Gepflogenheiten im Gefängnis erkundigt hatte.

Ursprünglich habe man vorgehabt, den Kremlkritiker zu befreien, als er im Dezember in das als „Polarwolf“ bekannte Straflager in Jamal verlegt worden sei. Von Nawalny fehlte damals zwischenzeitlich für 20 Tage jede Spur, ehe die russischen Behörden Ende Dezember schließlich verkündeten, dass er in das arktische Straflager IK-3 verlegt worden sei.

Russisches Freiwilligenkorps wollte Nawalny befreien: „Leider hatten wir keine Zeit mehr, um Alexej zu retten“

Die Sicherheitsmaßnahmen der russischen Behörden bei der Verlegung Nawalnys hätten sich „leider als sehr wirksam erwiesen“, teilte die von Kapustin geleitete paramilitärische Einheit nun mit. „Die Uhrzeit und das Datum wurden mehrmals verschoben und die Aktion fand ohne große Vorwarnung auf direkte Anweisung der Strafvollzugsbehörde statt, sodass unsere Gruppe keine Zeit hatte, zum Ort der geplanten Operation zu gelangen“, hieß es in der Mitteilung weiter.

Nach dem Tod Nawalnys wolle man derartige Pläne nun bei anderen politischen Gefangenen in Russland zur Anwendung bringen, kündigte das RDK an – und wählte dafür martialische Worte: „Die Hunde des Regimes sollten wissen, dass das Russische Freiwilligenkorps lange Waffen hat“, erklärte die Einheit. „Leider hatten wir keine Zeit mehr, um Alexej zu retten“, hieß es weiter. Hunderte weitere politische Gefangene müssten weiterhin „den Klauen des Regimes“ entrissen werden. „Wir arbeiten daran“, kündigten die Paramilitärs an.

Einstiger Kölner Hooligan leitet rechtsextreme russische Einheit

Das „Russische Freiwilligenkorps“ ist kein offizieller Teil der ukrainischen Streitkräfte, sondern kämpft auf eigene Faust gegen die russische Armee. Zuletzt waren Kämpfer der Einheit eigenen Angaben zufolge rund um die Frontstadt Awdijiwka im Einsatz, die Russland in der letzten Woche schließlich erobern konnte. Denis Kapustin, der auch unter dem Namen Nikitin bekannt ist, leitet die paramilitärische Einheit, die sich überwiegend aus nationalistischen russischen Rechtsextremen zusammensetzt.

Der russische Neonazi war Mitte der 2000er-Jahre in der Kölner Hooliganszene aktiv. 2019 erwirkten die Sicherheitsbehörden in Nordrhein-Westfalen ein Einreiseverbot für den Schengen-Raum gegen Kapustin, der sich seit 2017 hauptsächlich in der Ukraine aufgehalten haben soll.

Neben dem „Russischen Freiwilligenkorps“ ist mit der „Legion Freiheit Russlands“ eine weitere russische Einheit im Kampf gegen Putins Armee aktiv. Auch diese Gruppierung hatte zuletzt zur „Rache“ für den Tod Nawalnys aufgerufen. Beide Einheiten haben in der Vergangenheit Angriffe auf russische Grenzgebiete, vor allem in der Region Belgorod, durchgeführt. Kapustin steht auf der Fahndungsliste des Kreml.