„Unterstützen Nazi-Russen“Kiews Botschafter attackiert „Netrebko-Fans“ und „Friedensschwurbler“ in Deutschland

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Oleksii Makeiev ist der Botschafter der Ukraine in Deutschland. (Archivbild)

Oleksii Makeiev ist der Botschafter der Ukraine in Deutschland. (Archivbild)

Mit einer Frontalattacke reagiert Oleksii Makeiev auf den jüngsten russischen Terror in Charkiw – auch Ritter Sport dürfte gemeint sein.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland hat die russische Armee als „Nazi-Russen“ bezeichnet und Unterstützung aus manchen Kreisen in Deutschland für Russland scharf kritisiert. „Das ist, was diese Nazi-Russen mit eurer Unterstützung meinem Land seit zehn Jahren antun“, schrieb Oleksii Makeiev am Samstagabend beim Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter).

Der ukrainische Botschafter richtete seine scharfe Kritik, ohne dabei konkrete Namen oder Organisationen zu benennen, an „Netrebko Fans“, „Ich-bleibe-in-Russland-Unternehmer“, „nur Putin ist verantwortlich-Kriegsverbrechenrelativierer“ sowie „Friedensschwurbler“ und „Russlandversteher“.

Ukrainischer Botschafter attackiert „Russlandversteher“ in Deutschland

Makeiev veröffentlichte zudem Videoaufnahmen, die die durch russische Angriffe vollkommen zerstörte ukrainische Stadt Wowtschansk zeigten, und verwies zudem auf einen russischen Angriff auf die Millionenstadt Charkiw, bei der am Samstag drei Menschen getötet und Dutzende verletzt worden waren. Demnach hatte eine russische Gleitbombe ein Wohnhaus in Charkiw getroffen. 

Seit Monatsbeginn hat Russland ukrainischen Angaben zufolge mehr als 2400 Gleitbomben auf die Ukraine abgeworfen. Rund 700 der todbringenden Geschosse seien in der Region Charkiw eingeschlagen, hatte Wolodymyr Selenskyj am Samstag berichtet. „Der russische Terror muss besiegt werden, und das liegt im Interesse aller, die in einer Welt ohne Krieg leben wollen“, erklärte der ukrainische Präsident.

Wagenknecht, AfD, Ritter Sport: Rundumschlag dürfte vielen Adressaten gelten

Makeiev dürfte sich mit seiner wütenden Kritik nun an Unternehmen wie Ritter Sport gerichtet haben, der Schokoladenhersteller hat sein Geschäft in Russland bisher nicht eingestellt. Als „Friedensschwurbler“ und „Russlandversteher“ wurden in der Vergangenheit unter anderem das BSW und Parteichefin Sahra Wagenknecht, die AfD, aber auch die Publizistin Alice Schwarzer bezeichnet.

AfD und BSW wird zudem von der politischen Konkurrenz und vielen Russland-Experten vorgeworfen, russische Narrative zu übernehmen und zu verbreiten. Beide Parteien haben sich gegen die weitere Unterstützung der Ukraine ausgesprochen und fordern Verhandlungen mit Moskau. 

Russische Gleitbomben auf Charkiw: Videos zeigen Attacken auf zivile Ziele

Die jüngsten russischen Angriffe auf Charkiw sorgten am Samstag nicht nur bei Botschafter Makeiev für Empörung. In den sozialen Netzwerken kursierten mehrere Videos der Attacken. Eines zeigt, wie ein Geschoss in einem augenscheinlich zivilen Gebäude in Charkiw einschlägt.

Auf einer weiteren Aufnahme ist zu erkennen, wie eine russische Gleitbombe mitten auf einer Kreuzung in Charkiw einschlägt, während Autos gerade an einer roten Ampel warten. Der ukrainische Diplomat Olexander Scherba veröffentlichte ein Foto der Gleitbombe kurz vor dem Einschlag, „um zu verdeutlichen, was für ein Ausmaß das hat, was sie den Menschen in Charkiw auf den Kopf werfen.“ 

Oleksii Makeiev: „Jetzt sind die Russen die neuen Nazis“

Auch Makeievs Vorgänger Andrij Melnyk, ehemaliger ukrainischer Botschafter in Deutschland, meldete sich bei X zu Wort und bezeichnete Russland in einem Beitrag als „Terrorstaat“ und veröffentlichte ebenfalls ein Video des Angriffs auf die Kreuzung in Charkiw. 

Sein Nachfolger hatte zuvor bereits klare Worte über die Rolle Russlands und von Kremlchef Wladimir Putin gefunden. In einem Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland hatte Makeiev erklärt: „Wir in der Ukraine sehen uns bereits im Dritten Weltkrieg. Die Ukraine wurde in den letzten 80 Jahren zweimal besetzt. Zuerst von Nazideutschland. Und jetzt sind die Russen die neuen Nazis.“

Berichte über Explosionen in Charkiw – Ukraine attackiert offenbar Krim

Ukrainische Medien berichteten unterdessen auch am Sonntagmittag wieder von Explosionen im Stadtgebiet von Charkiw. Zunächst wurden jedoch keine Details bekannt. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden. Es herrsche Luftalarm in der gesamten Region, berichtete die Zeitung „New Voice of Ukraine“ am Sonntag.

Ebenfalls gab es Berichte über einen möglichen ukrainischen Angriff auf russische Stellungen auf der von Russland illegal besetzten Halbinsel Krim. Ersten unbestätigten Berichten zufolge sollen dabei amerikanische ATACMS-Raketen zum Einsatz gekommen sein. Auch diese Angaben lassen sich derzeit nicht überprüfen. 

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