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Andrij Melnyk fordert „Beweise“„Pure Putin-Propaganda“ und „dreiste Lüge“ – Wagenknecht-Auftritt sorgt für Empörung

Lesezeit 5 Minuten
Sahra Wagenknecht war am Mittwochabend in der ARD-Talkshow „Maischberger“ zu Gast. Nach dem Auftritt wurde Kritik an der BSW-Politikerin – und Moderatorin Sandra Maischberger laut.

Sahra Wagenknecht war am Mittwochabend in der ARD-Talkshow „Maischberger“ zu Gast. Nach dem Auftritt wurde Kritik an der BSW-Politikerin – und Moderatorin Sandra Maischberger laut.

Sahra Wagenknecht war bei „Maischberger“ – und erhebt Vorwürfe gegen Andrij Melnyk. Schnell wird Kritik laut, die gilt auch der Moderatorin.

Nach einem Auftritt von Sahra Wagenknecht in der ARD-Sendung „Maischberger“ am Mittwochabend ist scharfe Kritik sowohl an der BSW-Politikerin als auch an Gastgeberin Sandra Maischberger und ihrer Redaktion wegen der Einladung Wagenknechts entbrannt. Wagenknecht wurde in der Sendung zusammen mit der ukrainisch-deutschen Publizistin Marina Weisband zu Russlands Krieg gegen die Ukraine befragt.

Neue Standpunkte vertrat die BSW-Chefin dabei nicht. Wie bei vorherigen Auftritten richtete Wagenknecht vor allem Forderungen an die Ukraine, jedoch keine an Russland, und sprach sich für Gespräche mit Wladimir Putin aus. „Wenn wir jetzt den Teil der Ukraine opfern, der bereits besetzt ist, dann ist das, was danach kommt, kein Frieden“, entgegnete Weisband.

Sahra Wagenknecht wirft Andrij Melnyk Mordaufruf vor – Ex-Botschafter reagiert

Eine besonders scharfe Reaktion brachte Wagenknecht derweil eine Behauptung über Andrij Melnyk ein, den ehemaligen ukrainischen Botschafter in Deutschland. „Melnyk hat aufgefordert, mich umzubringen“, behauptete Wagenknecht und rechtfertigte so, dass sie die Ukraine bisher nicht besucht hat. Konkreter wurde Wagenknecht mit ihrem Vorwurf nicht.

Vermutlich meinte Wagenknecht mit ihrem Vorwurf eine Wortmeldung Melnyks aus dem April 2023, damals hatte der Diplomatie die Politikerin als „schlimmste Komplizin“ von Putin bezeichnet und angekündigt, Wagenknecht und ihr Mann Oskar Lafontaine würden „sehr bald“ zur Rechenschaft gezogen. Einen Mordaufruf gab es dabei nicht.

„Ich höre, dass Frau Wagenknecht wieder dreiste Lügen über mich verbreitet“

Melnyk reagierte umgehend im sozialen Netzwerk X auf den Vorwurf. „Liebe Frau Maischberger, ich höre, dass Frau Wagenknecht wieder dreiste Lügen über mich verbreitet“, schrieb er an die ARD-Sendung gerichtet. Wagenknecht habe von ihm eine Einladung in die Ukraine erhalten, erklärte Melnyk. „Sie begründet die Absage mit erfundenen Anschuldigungen“, fügte der Diplomat an und forderte „entweder Beweise“ oder eine Entschuldigung von Wagenknecht.

Die BSW-Politikerin vertrat unterdessen weiter ihre bekannten Standpunkte. Mit Blick auf den Boykott der Bundestagsrede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch das BSW, behauptete Wagenknecht, der Ukrainer sei zu „keinen Kompromissen“ bereit und habe den Krieg selbst in der Vergangenheit „eskaliert“.

Keine neuen Standpunkte von Sahra Wagenknecht bei „Maischberger“

Zudem verwies Wagenknecht erneut auf Gespräche in Istanbul kurz nach Kriegsbeginn und stellte die dort verhandelten Entwürfe als gute Lösung für die Ukraine dar. In Kiew widerspricht man dieser Darstellung bereits seit langer Zeit vehement. Übereinstimmenden Berichten zufolge scheiterten die damaligen Verhandlungen an mangelnden Sicherheitsgarantien für die Ukraine – und dem Bekanntwerden des russischen Massakers in Butscha.

ARD/"maischberger" vom 12.06.2024          abgebildete Personen v.l.n.r. Sahra Wagenknecht (BSW, Vorsitzende), Marina Weisband (deutsch-ukrainische Publizistin und Grünen-Mitglied), Sandra Maischberger

Sahra Wagenknecht (BSW, Vorsitzende), Marina Weisband (deutsch-ukrainische Publizistin und Grünen-Mitglied) und Sandra Maischberger diskutieren über die Ukraine.

Wagenknecht versuchte das Vorgehen Moskaus bei „Maischberger“ dennoch zu relativieren. Als Weisband über die hybride Kriegsführung Russlands gegen westliche Demokratien sprach, warf Wagenknecht ein: „Wir sollten doch nicht so tun, als seien die Russen die einzigen.“ Schließlich würden auch die USA oder China so vorgehen. Maischberger grätschte dazwischen. „Bei allem Respekt, lassen Sie uns heute mal bei den Russen bleiben“, forderte die Moderatorin.

Marina Weisband kontert Wagenknecht: „Die Geschichte ist ungefähr 72 Mal widerlegt worden“

Wagenknecht erklärte dennoch, die Ukraine sei vor dem Krieg „ein gespaltenes Land“ gewesen und verwies auf die russische Minderheit im Land, die von den proeuropäischen Bestrebungen und der Maidan-Bewegung „nicht angetan“ gewesen sei. „Die Geschichte von der gespaltenen Ukraine ist in den letzten zehn Jahren ungefähr 72 Mal widerlegt worden“, konterte diesmal Weisband. „Wir haben keine gespaltene Ukraine und wir hatten keine Einschränkung der Rechte der russischsprachigen Minderheit.“

„Wenn wir Putin belohnen, was hält ihn von der nächsten Invasion ab?“, wollte Weisband stattdessen wissen. „Es ist ja immer der Vergleich mit Hitler“, entgegnete Wagenknecht – und bezweifelte, dass Putin nach mehr streben würde und erklärte: „Auf dieser Welt werden an so viel Stellen Grenzen verschoben. Ausschließlich bei Russland sagt man, da müssen wir Krieg führen.“

Maischberger erinnert Wagenknecht an eklatante Fehleinschätzung

Maischberger erinnerte Wagenknecht daraufhin an eine eklatante Fehleinschätzung ihrerseits. Noch kurz vor Kriegsbeginn hatte Wagenknecht im Frühjahr 2022 bei einem TV-Auftritt bestritten, dass Russland irgendwelche Pläne habe, die Ukraine anzugreifen. „Wir können froh sein, dass Putin nicht so ist, wie er immer dargestellt wird“, hieß es damals, wäre es anders, sei Diplomatie schließlich nicht mehr möglich.

Wagenknecht lavierte daraufhin herum – und bekräftige schließlich: „Ich bin überzeugt, dass der Krieg nicht begonnen hat, weil Putin sich daran berauscht, Grenzen zu verschieben.“ Man müsse nun alles daransetzen, dass es Verhandlungen gibt. Maischberger reichte das nicht.

Sahra Wagenknechts erstaunlicher „Plan B“

„Haben Sie einen Plan B?“, wollte die Journalistin wissen – und bekam irgendwann eine erstaunliche Antwort. „Plan B ist, dass wir in der Lage sein müssen, unser Land zu verteidigen“, entgegnete Wagenknecht, ehe sie kurz darauf die russische Kriegswirtschaft im Vergleich zu den Militärausgaben der Nato-Länder herunterzuspielen versuchte – und von Maischberger korrigiert wurde.

Scharfe Kritik wurde nach der Sendung allerdings nicht nur an Wagenknecht laut, auch die Einladung der BSW-Politikerin in die Sendung wurde infrage gestellt. So kritisierte der Osteuropa-Experte Thomas Dudek bei X, dass Wagenknecht „mal wieder“ bei „Maischberger“ sitze und dort „ganz Deutschland ihre Kremlpropaganda von der gespaltenen Ukraine erzählen kann“.

Scharfe Kritik an Sahra Wagenknecht – und an Sandra Maischberger

Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtverbands, lobte zwar, dass Maischberger Wagenknecht mit ihrer „völlig falschen Einschätzung“ über Russlands Invasion konfrontiert habe, fragte jedoch auch: „Aber warum lädt sie diese ausgewiesene Blechschwätzerin dann schon wieder ein?“ Der „Zeit“-Journalist Jörg Lau bezeichnete Wagenknechts Auftritt derweil als „pure, bösartige Putin-Propaganda“. Die sei zwar nicht überraschend, aber es sei deprimierend, „das nach 2,5 Jahren Krieg ertragen zu müssen“, so Lau.

Kritik an den zahlreichen Talkshow-Auftritten Wagenknechts gibt es mittlerweile auch im Ausland. „Warum deutsche Fernsehsender die kommunistische, durchgeknallte Agitatorin Wagenknecht Jahr für Jahr gezielt unterstützen, bleibt mir ein Rätsel“, schrieb Edward Hunter Christie, Wissenschaftler vom Finnish Institute of International Affairs (FIIA). „Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass diese Politikerin Stimmen gewonnen hat.“