HUR-Chef Kyrylo Budanow spricht über die Todesursache Nawalnys und droht mit „Überraschungen“ auf der Krim. Sein Ziel: Putin stürzen.
Drohung von Kiews GeheimdienstNawalnys Tod, Putins „Probleme“ – und eine „Empfehlung“ für die Krimbrücke
Laut Informationen des Militärgeheimdienstes der Ukraine (HUR) ist der russische Oppositionspolitiker und Putin-Gegner Alexej Nawalny eines natürlichen Todes gestorben, das erklärte Geheimdienstchef Kyrylo Budanow dem Sender „Hromadske“ am Rande einer Pressekonferenz des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Sonntag. Budanow äußerte sich außerdem über die Krimbrücke und das Ziel, Kremlchef Wladimir Putin zu Fall zu bringen.
„Ich werde Sie vielleicht enttäuschen, aber wir wissen, dass er an einem Blutgerinnsel gestorben ist“, antwortete Budanow auf eine Frage nach der Todesursache Nawalnys. Diese Information sei „mehr oder weniger bestätigt“ und nicht „dem Internet entnommen“. Der Kremlkritiker sei „leider“ auf natürliche Art und Weise gestorben, führte Budanow aus.
Ukrainischer Geheimdienst: Alexej Nawalny an Blutgerinnsel gestorben
Bereits am Todestag des Oppositionellen hatten russische Medien von einem „Blutgerinnsel“ als Ursache berichtete. Die Haftbedingungen Nawalnys könnten zu der Entstehung eines Gerinnsels beigetragen haben. Wenig Bewegung und häufige Infektionen können zu Thrombosen führen. Auch bestimmte Giftstoffe können Blutgerinnsel entstehen lassen.
Erst am Samstag, mehr als eine Woche nach dem Tod, übergaben russische Behörden Nawalnys Leichnam an seine Mutter. Zuvor hatten Hinweise auf Vertuschung erhebliche Zweifel an den Angaben russischer Behörden geweckt. Unabhängige Obduktionsergebnisse liegen bisher nicht vor. Unbestätigten Berichten zufolge soll der Leichnam am Wochenende nach Moskau transportiert worden sein, demnach soll Nawalny am 29. Februar beigesetzt werden.
Nawalnys Angehörige und westliche Staatschefs machen den Kreml für seinen Tod verantwortlich. Immer wieder hatte es zuvor große Sorgen um den Gesundheitszustand des politischen Gefangenen gegeben, der laut Recherchen von „Bellingcat“ bereits 2020 vom russischen Geheimdienst mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet worden war und nur knapp überlebt hatte.
Budanow über Putins Krimbrücke: „Würde nicht empfehlen, sie zu benutzen“
Budanow, dessen Militärgeheimdienst immer wieder an erfolgreichen ukrainischen Militäroperationen beteiligt ist, äußerte sich anlässlich des zweiten Jahrestages des vollständigen Angriffs Russlands auf die Ukraine auch zum weiteren Kriegsverlauf – und kündigte „neue Überraschungen“ auf der von Russland seit 2014 besetzten Krim an.
Der HUR-Chef nahm dabei insbesondere die Krimbrücke ins Visier, die Russland mit der annektierten Halbinsel verbindet – und nach Russlands Besatzung der Krim 2014 auf Bestreben von Kremlchef Putin in Windeseile gebaut worden war. „Ich würde der Zivilbevölkerung nicht empfehlen, die sogenannten ‚Krimbrücke‘ zu benutzten“, erklärte Budanow.
Der russische Präsident betonte laut der staatlichen Agentur Tass am Sonntag unterdessen, die Krim werde fortan „für immer mit Russland zusammen sein“, die Halbinsel sei mittlerweile ein „integraler Bestandteil“ Russlands, erklärte der Kremlchef.
„Solange wir im Krieg sind, wird es Probleme in Russland geben“
Budanow kündigte derweil weitere verdeckte Operationen innerhalb Russlands an. „Solange wir im Krieg sind, wird es Probleme in Russland geben“, so der Geheimdienstchef. Derartige Attacken sollen fortgesetzt und ihr „Tempo und Umfang“ noch weiter erhöht werden, so Budanow.
Der ukrainische Militärgeheimdienst soll hinter Drohnenangriffen auf Moskau, Militärbasen im Landesinneren und der Sabotage wichtiger russischer Infrastrukturanlagen stecken. Auch Attentate auf Unterstützer des Angriffskriegs werden dem Geheimdienst zugerechnet. Zuletzt soll er zudem am Abschuss eines seltenen Aufklärungsflugzeugs beteiligt gewesen sein.
Budanow will Wladimir Putin zu Fall bringen: „Daran arbeiten wir bereits“
Derartige Angriffe dienten einem übergeordneten Ziel, erklärte Budanow. Putins Regime im Kreml werde nicht „von selbst erschüttert“ werden, die Ukraine müsse daher dabei „helfen“, führte er aus. Putins Sturz sei notwendig, andernfalls drohe eine „ständige Gefahr für die Welt“, die vom Kreml ausgehe, erklärte Budanow. „Dieses Regime zu ändern“, müsse daher zwangsläufig das Ziel sein, führte der Geheimdienstchef aus. „Daran arbeiten wir bereits“, fügte er an.