Während Moskau den Angriff auf die Krim versucht, herunterzuspielen, melden russische Beobachter viele Tote und erhebliche Schäden.
Kiew verhöhnt russische ArmeeKriegsschiff versenkt, Kampfjets zerstört – Ukrainischer Großangriff auf die Krim
Die Ukraine hat nach russischen Militärangaben am Mittwoch einen Großangriff mit Raketen auf die annektierte Halbinsel Krim und die Stadt Sewastopol durchgeführt. Dabei seien insgesamt 20 Marschflugkörper eingesetzt worden, teilte das russische Verteidigungsministerium in Moskau mit. Von ihnen seien 17 bereits über dem Schwarzen Meer abgefangen worden, drei weitere über der Krim, behauptete Moskau.
Trümmer der abgefangenen Geschosse seien auf ein Militärgelände bei dem Dorf Ljubimowka nördlich von Sewastopol gefallen, hieß es in der Mitteilung. Dort liegt der große russische Luftwaffenstützpunkt Belbek, dessen Name aber nicht genannt wurde. „Es ist kein Flugzeuggerät beschädigt worden“, versicherte das Verteidigungsministerium.
Krim-Offensive: Ukraine zerstört wohl russisches Kriegsschiff
Am Donnerstag meldete die ukrainische Marine außerdem, das russische Kriegsschiff „Ivanovets“ in der Nacht zu Donnerstag zerstört zu haben. Wie aus der Telegram-Mitteilung hervorgeht, habe die ukrainische Marine das russische Schwarzmeerflotten-Raketenboot während eines Kampfeinsatzes vernichtet. Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte auf der Plattform X am Donnerstagmittag ein Video, dass den Angriff auf das russische Kriegsschiff zeigen soll.
Nach ukrainischen Angaben war das russische Schiff in der Marinebasis der Krim-Stadt Nowooserne stationiert, als es zerstört wurde. Die russische Schwarzmeerflotte habe nur drei Boote der Tarantul-Klasse (Projekt 1241.1), weswegen der Verlust des Schiffs ein „herber Verlust sei“. Russland kommentierte den Verlust des Kriegsschiffes bislang nicht. Laut den Angaben aus Kiew könnten sich bis zu 40 russische Seeleute an Bord des Schiffs befunden haben. Die ukrainischen Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Großangriff auf die Krim: Russland spielt Attacke herunter
In Mitteilungen des von Russland eingesetzten Stadtchefs von Sewastopol, Michail Raswoschajew, wurden die Folgen des vorangegangenen Raketenangriffs vom Mittwoch unterdessen heruntergespielt. Raketentrümmer seien in eine Schrebergartenanlage in Ljubimowka gefallen, schrieb er auf Telegram. Es seien zwölf Gebäude beschädigt worden, aber nicht schwer: „Geborstene Fenster, kaputte Zäune und so ähnlich.“ Niemand sei verletzt worden.
Nach inoffiziellen Berichten von der Krim hatte der Angriff allerdings bedeutend größere Ausmaße. Sowohl im Süden wie im Norden von Sewastopol sei Rauch zu sehen, berichtete ein lokaler Telegramkanal. Im Norden der Stadt steige eine dicke Wolke in der Nähe des Militärflugplatzes Belbek auf, hieß es. In den sozialen Netzwerken kursierten zudem Videos, die Explosionen und einen Raketeneinschlag auf dem Flugplatz zeigen sollen.
Video zeigt angeblich Raketeneinschlag auf Militärflugplatz auf der Krim
Auch aus der Gegend des russischen Militärflugplatzes Saki bei Jewpatorija wurden Explosionen gemeldet. Demnach stiegen zahlreiche russische Kampfflugzeuge in den Himmel auf, um nicht am Boden getroffen zu werden.
Ukrainische Medien griffen diese Angaben ebenfalls auf. Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Luftwaffe, Mykola Oleschuk, bestätigte am Abend schließlich einen ukrainischen Angriff auf die Krim. „Wussten Sie, dass die 204. Sewastopol Tactical Aviation Brigade Teil der Luftwaffe der Streitkräfte der Ukraine ist? Ja, ihr regulärer Stützpunkt ist der Flugplatz Belbek“, schrieb Oleschuk bei Telegram.
Ukrainische Luftwaffe bestätigt Angriff – und trollt Russland auf X
„Ukrainische Flieger werden auf jeden Fall zu ihrem Heimatflugplatz zurückkehren. Und vorerst danke ich allen, die sich an der Säuberung der Krim von der russischen Präsenz beteiligt haben“, fügte der Luftwaffenchef an. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.
Auch im sozialen Netzwerk X meldete sich die Luftwaffe zu Wort – und nutzte dafür ein bekanntes Katzen-Meme, um die russischen Streitkräfte zu verhöhnen. Zu dem Bild schrieben die ukrainischen Luftstreitkräfte: „Hallo an die Besatzer auf der Krim“ und fügten ein Explosion-Emoji an.
Krim: Berichte über viele Tote und drei zerstörte Flugzeuge aus Russland
Dass der ukrainische Angriff größer und erfolgreicher ausgefallen sein könnte als Moskau es darstellt, berichten unterdessen auch russische Militärbeobachter. So tauchten am Mittwoch in entsprechenden Telegram-Kanälen Berichte von der Krim auf.
Demnach seien fünf ukrainische Raketen auf der Krim eingeschlagen. Drei Kampfflugzeuge sollen „verloren“ worden sein, konkret wurden zwei Su-27 und eine Su-30 benannt. Eines der Flugzeuge sei vollständig zerstört, die anderen erheblich beschädigt worden, meldeten die russischen Militärblogger.
Ukraine will Krim-Halbinsel zurückerobern und intensiviert Angriffe
Bei den Angriffen auf verschiedene russische Stellungen auf der Krim sollen demnach insgesamt 21 Soldaten getötet worden sein. Die Warnung vor dem Angriff sei zu spät erfolgt und die Verluste deshalb hoch ausgefallen, zitierten die Blogger eine Quelle innerhalb der russischen Armee. Unabhängig überprüfen lassen sich derartige Angaben nicht.
Die Ukraine wehrt seit fast zwei Jahren eine russische Invasion ab. Für die russische Kriegsführung ist die 2014 annektierte Krim besonders wichtig. Dort sind viele Truppen stationiert, der Nachschub läuft über die Halbinsel. Sewastopol ist Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte, auch wenn die meisten Schiffe von dort abgezogen worden sind.
Dank verbesserter eigener Drohnen wie Waffen mit höherer Reichweite aus westlichen Lieferungen kann die Ukraine zunehmend militärische Ziele auf der Krim bekämpfen. Die ukrainische Führung strebt eine Rückeroberung der Halbinsel an. (mit dpa)