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Werteunion kritisiert NRW-CDU„Wir werden als Krebsgeschwür verunglimpft“

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Simone Baum, Chefin der Werteunion in NRW.

Sie versteht sich als der letzte Zufluchtsort für die Konservativen in der CDU: Die Werteunion zählt in NRW rund 1000 Mitglieder. Die Landesvorsitzende der Vereinigung, Simone Baum, hat die NRW-CDU jetzt aufgefordert, die Werteunion als offizielle Parteigliederung anzuerkennen. „Die CDU kann nicht so tun, als ob wir eine Sekte wären, die sie nichts angehen müsste“, sagte die Politikerin aus Engelskirchen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Zu den bekanntesten Werbefiguren der Werteunion gehört CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach aus Bergisch Gladbach. „Mindestens achtzig Prozent“ der Mitglieder hätten ein CDU-Parteibuch, betonte Baum. Politiker wie Heiner Geissler und Alfred Dregger hätten früher auch einen Platz in der CDU gehabt. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum das heute nicht mehr möglich sein soll“, sagte die ausgebildete Diplomverwaltungswirtin, die im Vorstand der Frauen-Union im Oberbergischen Kreis aktiv ist.

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Laut Baum konnte die Werteunion zuletzt deutliche Zuwächse bei den Mitgliederzahlen verbuchen. Die Unterstützer wünschten sich die CDU aus der Zeit zurück, „bevor sie nach links gedriftet war“. In der Zuwanderungspolitik habe die CDU unter Bundeskanzlerin Angela Merkel „leider“ die Positionen von SPD und Grünen übernommen. „Damit können sich ganz viele CDU-Mitglieder nicht anfreunden. Die Tatsache, dass es die Werteunion gibt, ist der einzige Grund, dass sie in der CDU bleiben“, erklärte der frühere CDU-Ratspolitikerin. Der „rüde Umgang“ mit dem früheren Chef des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, werfe „ein Schlaglicht auf den aktuellen Zustand der CDU“. Maaßen gehörte lange zu den bekanntesten Gesichtern der Werteunion. Derzeit lässt er seine Mitgliedschaft ruhen.

„Mitglieder müssen um Mandate fürchten"

Diese Integrationskraft müsste von der CDU wertgeschätzt werden, verlangte die Landeschefin, die seit 2017 im Amt ist. „Aber das Gegenteil ist der Fall“, kritisierte Baum. Parlamentarier, die sich als Mitglied der Werteunion outen würden, müssten um ihre Mandate fürchten und würden zum Teil als „Krebsgeschwür“ der CDU verunglimpft. Als Reaktion auf Abgrenzungsversuche habe die Werteunion jetzt in den sozialen Netzwerken die Kampagne „Wir sind CDU“ gestartet. „Wozu es führt, wenn die CDU sich vom konservativen Flügel lossagt, sieht man an den schlechten Zustimmungswerten für die CDU“, sagte Baum. Würde die CDU die Werteunion als Parteigliederung akzeptieren, „könnte der Unions-Kanzler-Kandidat Armin Laschet mit deutlich mehr Rückenwind aus der Partei rechnen“.

Im Rennen um die Kanzlerkandidatur von CDU/CSU hatte die Werteunion den Sauerländer Friedrich Merz unterstützt. Der rief die CDU-Mitglieder jetzt allerdings auf, die Werteunion zu verlassen. Ein erneuter Rückschlag für den Kampf der konservativen Vereinigung um Anerkennung.

CDU lehnt Integration der Werteunion ab

Der Generalsekretär der NRW-CDU, Josef Hovenjürgen, hält nichts davon, die Werteunion als Parteigliederung zu akzeptieren. „Der Name Werteunion ist irreführend. Sie ist keine Parteigliederung der CDU, viele Unterstützer der Werteunion gehören der CDU gar nicht an“, sagte der Politiker aus Haltern unserer Zeitung. Die Debatte über das Verhältnis von Werteunion und CDU sei der Versuch der Opposition, der NRW-CDU „ein Problem anzuhängen, das es nicht gibt“.

Die NRW-CDU sei breit aufgestellt und biete auch Konservativen eine politische Heimat. „Dabei ist klar, dass die NRW-CDU sich von den rechtsextremen Position der AfD klar abgrenzt. Diese Trennung nehmen führende Vertreter der Werte-Union offenkundig nicht für sich in Anspruch“, so Hovenjürgen.

SPD verlangt Aufklärung

Heribert Hirte, bislang CDU-Bundestagsabgeordneter aus Köln, hatte behauptet, seine erneute Aufstellung sei aus Rücksichtnahme auf die Werteunion gescheitert. Baum bestreitet allerdings, dass es Kontakte zur Kölner CDU-Führung in der Sache gab.

Die SPD verlangt von CDU-Landeschef Armin Laschet Aufklärung darüber, welche Anhänger der Werteunion in NRW aktiv mitmischen. Der Ministerpräsident könne nicht so tun, als ginge ihn die Vereinigung nichts an, sagte der SPD-Abgeordnete Sven Wolf dem "Kölner Stadt-Anzeiger": „Auch in seiner Landtagsfraktion soll es Mitglieder geben, die dem Verein zumindest nahestehen sollen. Hier gibt es ein Dunkelfeld, das Armin Laschet bisher nicht erhellt hat.“