Köln – Unter allen Hygiene- und Sicherheitskonzepten, die in der Corona-Pandemie entstanden sind, gilt „2G-Plus“ als eines der strengsten und sichersten. Zugelassen sind nur Geimpfte und Genesene, die zusätzlich einen Schnelltest gemacht haben. Doch wie viel bringt dieser Test bei 2G überhaupt?
Immer wieder gibt es Stimmen, die die Sinnhaftigkeit eines zusätzlichen Antigen-Schnelltests in Zweifel ziehen. Und einige Ereignisse in letzter Zeit scheinen ihnen Recht zu geben: Auch auf 2G-Plus-Veranstaltungen kommt es immer wieder vor, dass sich Menschen infizieren. Trotz zuvor negativ ausgefallener Schnelltests.
Aussagekraft von Tests bei gesunden Geimpften eingeschränkt
Für den Berliner Virologen Christian Drosten ist das keine Überraschung. Die Aussagekraft von Schnelltests ist ohnehin nicht besonders hoch, ein negatives Resultat bedeutet keinen hundertprozentigen Ausschluss einer Infektion. Dem „Spiegel“ sagte Drosten, selbst diese vergleichsweise geringe Aussagekraft sei bei gesunden Geimpften möglicherweise eingeschränkt. Nach einer ersten Einschätzung sehe es so aus, „als ob Infektionen bei Geimpften gerade in den ersten Tagen der Infektion nicht so gut durch den Antigen-Schnelltest nachzuweisen sind.“ Allerdings seien dazu noch weitere Untersuchungen notwendig, die derzeitige Studienlage noch nicht ausreichend. Schnelltests bei Immunisierten seien laut Drosten nur dann ratsam, wenn sie auch Symptome zeigen: „Eine blinde Testung bei gesunden Geimpften ist nicht nur logistisch schwierig, sondern möglicherweise auch in ihrer Aussagekraft eingeschränkt.“
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Eine Untersuchung der unabhängigen internationalen Cochrane Collaboration, für die Studien zu gängigen Schnelltests analysiert wurden, bestätigt die These, dass Tests bei Geimpften ohne Symptome nicht sehr zuverlässig sind. So identifizierten Antigentests 72 Prozent der infizierten Personen korrekt als positiv, wenn sie Symptome zeigten. In der ersten Woche nach Beginn der Symptome lag der Wert sogar bei 78 Prozent. Bei Infizierten ohne Symptome schlug der Test hingegen nur in 58 Prozent der Fälle an.
Geimpfte mit insgesamt geringerer Viruslast
Als Grund dafür nennt Infektiologin Dr. Claudia Denkinger von der Uniklinik Heidelberg gegenüber dem SWR die bei Geimpften oft geringere Viruslast. Die ist bei Geimpften in der Spitze zwar genau so hoch wie bei Ungeimpften, aber: „Bei Geimpften und Genesenen ist die Viruslast bei der Infektion insgesamt geringer. Sie braucht länger, bis sie ansteigt, sie fällt auch schneller wieder ab. Und insofern sprechen die Tests nicht so gut an.“
Trotzdem sieht sie in Schnelltests bei Geimpften durchaus eine sinnvolle Maßnahme. Denn die Infektionen mit einer hohen Viruslast würden von den Schnelltests nach wie vor gut erkannt. Und es seien eben „die Infektionen, die eine hohe Viruslast haben, die vor allem zu der Weitertragung der Infektionen beitragen.“ Ein Schnelltest ist also auch bei Geimpften sinnvoll, um Infizierte mit hoher Viruslast, bei denen die Wahrscheinlichkeit, andere anzustecken, besonders hoch ist, zu erkennen. Infizierte, die nur eine geringe Viruslast mit sich tragen und diese in geringerem Ausmaß verbreiten, bleiben aber in einigen Fällen von den Schnelltests unerkannt.