Düsseldorf/Köln – Das System der Impfterminvergabe werde beim Anlauf „rumpeln“, da könne er noch so viele Sicherungen einbauen, hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) schon vor drei Wochen vorausgeahnt. Am Montagmorgen rumpelt es nicht nur, das System geht unter der Last der Anrufe und Internet-Anfragen in die Knie, fängt sich aber gegen Mittag wieder. Extrem hohe Zugriffszahlen auf die Webseiten und ein hohes Anruferaufkommen bei der Hotline 116 117 hätten zu erheblichen Verzögerungen bei der Terminbuchung geführt, berichten die Kassenärztlichen Vereinigungen am Vormittag und bitten darum, es später zu versuchen.
72 Prozent buchen Termin für Corona-Impfung online
Die Gruppe der Impfberechtigten, die vom Montag an Termine vereinbaren könne, umfasse in NRW fast eine Million Menschen. Diese Gruppe sei trotz 1200 Mitarbeitern in den Call-Centern und den eigens zur Buchung geschaffenen Online-Portalen so groß, dass es bei der Terminvergabe zu Engpässen komme. Am Nachmittag sind im Rheinland um 17 Uhr landesweit laut KNVo bereits für 65.000 Menschen über 80 Jahre vom 8. Februar an jeweils zwei Impftermine vergeben. 72 Prozent der Termine seien online gebucht worden, die übrigen 28 Prozent telefonisch über das Call-Center. „Insgesamt wurde über 36 Millionen mal heute auf unsere Online-Terminvergabe zugegriffen“, erklärt ein Sprecher. Um eine Überbelastung der Online-Vergabe zu vermeiden, habe man die Anzahl der gleichzeitigen Zugriffe begrenzt.
560.000 Erstimpfungen in acht Wochen
In den ersten acht Wochen sollen rund 560.000 Erstimpfungen in den 53 Impfzentren des Landes vorgenommen werden, 70.000 pro Woche. Drei Wochen nach dem Start werde mit den 560.000 Zweitimpfungen begonnen.
Mehrere Anläufe habe sie starten müssen, um für ihre Mutter Hilde (87) in Mechernich einen Termin im Impfzentrum des Kreises Euskirchen in der ehemaligen Eifelhöhenklinik in Marmagen zu bekommen. Das habe ungefähr 15 Minuten gedauert. Sie habe noch einen Slot am 8. Februar, dem ersten Impftag, erhalten. „Die Registrierung und die Bestätigung sind dann sehr schnell erfolgt“, sagt Claudia Inden (50) aus Köln erleichtert.
In Köln gab es dagegen große Schwierigkeiten. Die Online-Buchung war auch noch am Abend gegen 17.30 Uhr nicht möglich. „Immer wieder mal kommt man einen Schritt weiter, dann stockt es wieder“, sagt eine Kölnerin, die einen Termin für ihre Mutter buchen will. „Mein Vater hat am Telefon zwar jemanden erreicht, der ihm aber keinen Termine geben konnte, weil das System auch intern gestreikt hat.“ Am Ende dauert es zehn Stunden – um 18 Uhr ist der Termin gebucht.
Frau T. aus Köln sei „ziemlich erschöpft“. Bereits um kurz nach acht Uhr rief die 80-Jährige bei der Hotline an. Niemand habe abgehoben. Nach einer halben Stunde versuchte sie es noch einmal. Dann noch einmal. Wieder nichts. „Das hat mich wütend gemacht“, sagt Frau T., „im Alter verträgt man das nicht mehr so gut“. Daraufhin habe ihr Sohn sich der Sache angenommen. Bisher ohne Erfolg.
Termine weiterhin möglich
Menschen, die am Montag keinen Impftermin bekommen haben, können diesen auch noch in den kommenden Tagen vereinbaren. „Die Gruppen werden der Reihenfolge nach durchgeimpft. Es kommen erst die über 80-Jährigen dran, ob sie nun heute einen Termin vereinbaren oder nächste Woche. Das spielt keine Rolle“, sagt Jürgen Zastrow, Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung in Köln. Erst danach sei eine Terminvergabe für die nächste Gruppe möglich. „Da bleiben wir ganz stringent“, so Zastrow.Auch die Meldung auf der Website, dass aktuell keine Termine mehr vergeben werden können, ändert daran nichts. Nach aktuellem Stand wird Köln zunächst mit 4500 Impfdosen pro Woche versorgt.
„Bei der Terminvergabe gehen wir von dieser wöchentlichen Lieferung aus“, so Zastrow. Seine Hoffnung sei, in naher Zukunft größere Lieferungen zu bekommen, um mehr Termine vergeben zu können. Denn die Menge von 4500 Impfstoffdosen pro Woche für Köln halte er für „lächerlich wenig. Das könnten wir an einem Tag in unserem Impfzentrum verimpfen.“
Versicherungsstatus nicht wichtig
Unabhängig vom Versicherungsstatus kann sich jeder impfen lassen. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein ist zwar zuständig für die Terminvergabe, das bedeutet aber nicht, dass nur Personen, die gesetzlich versichert sind, einen Termin erhalten. „Die Impfung ist eine staatliche Leistung, daher ist es völlig egal, ob jemand privat versichert ist oder erst gar keine Krankenversicherung hat“, so Zastrow.