Köln – Im Oberarm ziept es leicht, wenn man die Hand hebt, ein paar Stunden nach der Spritze fühlt man sich abgeschlagen, manchmal dröhnt der Kopf. Körperliche Reaktionen auf Impfungen gegen das Coronavirus sind häufig. Grund zur Sorge ist das nicht: Die Impfreaktionen spiegeln die Immunantwort des Körpers wieder und verschwinden meist nach kurzer Zeit. Doch der Umgang mit ihnen ist umstritten. Die Bremer Ärztekammer empfiehlt, vor einer Impfung mit Astrazeneca Paracetamol zu schlucken, um die Nebenwirkungen zu dämpfen. Experten aus Köln lehnen dies ab. Und erklären, wieso.
Reaktionen auf Impfung treten „verhältnismäßig häufig auf“
Grippeähnliche Reaktionen auf die Astrazeneca-Impfung treten nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts, das in Deutschland zuständig für Impfstoff-Zulassungen ist, „verhältnismäßig häufig auf“. Grund dafür ist die unterschiedliche Herstellung: Astrazeneca bietet einen vektorbasierten Impfstoff an. Vakzine dieser Art wurden bereits in Europa zugelassen – der Ebola-Impfstoff ist zum Beispiel vektorbasiert.
Moderna und Biontech dagegen nutzen die neue Methode der mRNA-Impfstoffe. Etwas über die Hälfte der Astrazeneca-Probanden berichteten von einem Schmerz an der Einstichstelle und Kopfschmerzen, ein Drittel hatte nach der Impfung eine erhöhte Temperatur, acht Prozent bekamen Fieber. Ein Teil der Probanden nahm vor der Impfung Paracetamol ein.
Zastrow: „Schmerzmittel belasten den Stoffwechsel“
Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung, hält nichts davon, vorsorglich Medikamente zu schlucken. „Schmerzmittel belasten den Stoffwechsel, besonders in der Leber“, sagt Zastrow. „Wir empfehlen keine Gabe von Paracetamol oder anderen Medikamenten vor Coronaimpfungen, da die Impfstoffe alle sehr gut vertragen werden. Sie nehmen ja auch kein Antibiotikum ein, bloß weil Sie zum Wintersport fahren und es dort kalt sein könnte.“
Dem schließt sich Clara Lehmann an. Sie ist Infektiologin an der Uniklinik Köln und leitet das dortige Infektionsschutzzentrum. Lehmann betont: Nicht alle Geimpften zeigen eine starke Reaktion. „Es gibt ja auch einige, die gar keine Beschwerden haben“, sagt sie. „Und wenn man nach ein paar Stunden merkt: Ich habe ein bisschen Kopfschmerzen, Schüttelfrost oder Muskelschmerzen, dann kann man Paracetamol nehmen.“ Neben Paracetamol könnten Geimpfte auch Ibuprofen oder Aspirin nehmen.
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So empfiehlt es auch das Robert-Koch-Institut: „Bei Schmerzen oder Fieber nach der Impfung können schmerzlindernde oder fiebersenkende Medikamente (z.B. Paracetamol) eingenommen werden“, steht in einem RKI-Papier zur Schutzimpfung gegen Covid-19.
Lehmann: „Über eine Impfreaktion kann man sich freuen“
Auf die Wirksamkeit des Impfstoffes haben die Schmerzmittel laut Lehmann keinen Einfluss. Die Immunreaktion, die durch die Impfung ausgelöst wird, werde nicht behindert, eine Paracetamoltablette dämpfe nur die Reaktion der Botenstoffe. Diese Botenstoffe werden ausgeschüttet, damit die Zellen miteinander kommunizieren. „Manchmal ist die Kommunikation vielleicht etwas zu laut“, sagt Lehmann.
Bei einer Impfung könne man sich das so vorstellen: „Wenn ich meine Kinder anschreie, dann kommuniziere ich zwar mit ihnen und sie haben die Nachricht auch verstanden. Aber ich kann es Ihnen auch ruhig sagen und die Botschaft kommt trotzdem an. Dieses Schreien ist das Fieber und der Schüttelfrost. Das beeinflusst aber nicht die Botschaft, die ich meinen Kindern gebe.“
Impfreaktionen, so Lehmann, zeigen vor allem junge Menschen verstärkt. Bei ihnen sei das Immunsystem einfach etwas aktiver. „Über eine Impfreaktion kann man sich eigentlich freuen“, sagt die Medizinerin. Symptome nach einer Impfung seien nicht schädlich, sondern zeigen, dass das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert.
Momentan leitet Lehmann die Kölner Impfstudie des Herstellers Curevac, der ebenfalls an einem Corona-Impfstoff forscht. Einige Probanden berichten am nächsten Tag über etwas Fieber und Schmerzen an der Einstichstelle. „Junge Leute sagen: Ich fühle mich, als ob ich einen Kater hätte. Und die freuen sich total!‘“