Köln/Berlin – Die Impfbereitschaft in Deutschland ist ungebrochen. Nach einer Umfrage des Robert-Koch-Instituts sind 98,7 Prozent der Erstgeimpften entschlossen, auch zur Zweitimpfung zu gehen. Dass zum Wochenende bundesweit 9,2 Millionen Impfdosen noch nicht abgerufen waren, könne nicht mit Impfmüdigkeit begründet werden, so das NRW-Gesundheitsministerium. Neue Lieferungen führten zu Spitzen im Lagerbestand. Überdies müsse man Impfstoff für Zweit-Termine zurücklegen. In NRW werden derzeit die Menschen zweitgeimpft, die in der Sonderaktion zu Ostern vor drei Monaten Astrazeneca erhalten hatten.
Wie viele Impfdosen wurden bisher geliefert?
Laut Impfdashboard waren es seit Beginn der Pandemie bis zum vergangenen Freitag 82.024.303 Dosen. Die Lieferungen verteilten sich auf Impfzentren (51.282.563 Dosen), die Arztpraxen (27.876.270) und Betriebsärzte (2.151.750).
Wie viele davon sind verabreicht worden?
Am 28. Juni waren es 72,8 Millionen, das sind 88,8 Prozent. Damit sind bundesweit etwa 9,2 Millionen Dosen verfügbar.
Wie sieht die Lage in den 53 Impfzentren in NRW aus?
Von einer Halde will man im NRW-Gesundheitsministerium nicht sprechen. Mit neuen Lieferungen könne „es immer wieder zu Spitzen im Lagerbestand kommen, die allerdings über eine zügige Terminvergabe schnell abgebaut werden.“ Die Zentren seien „weiter relativ gut ausgelastet und können neben Zweitimpfungen nun auch wieder Erstimpfungen durchführen“. Durch den Wegfall der Priorisierung und der Tatsache, dass neuer Impfstoff zur Verfügung stehe, könne man aktuell zahlreiche neue Buchungstermine ins System einstellen.
Gibt es in NRW Probleme, weil Menschen zu den Zweitimpfungen nicht erscheinen und den Termin nicht absagen?
Wenn Personen nicht zu den Zweitimpfungen erscheinen, bedeute das nicht automatisch, dass sie sich gar nicht mehr impfen lassen, so das Gesundheitsministerium. Viele ließen sich dort impfen, wo sie am schnellsten einen Termin bekommen. Von Samstag bis Montagmittag seien in den 53 Zentren für 135.000 Menschen Termine jeweils für die Erst- und Zweitimpfung vergeben worden.
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Wie sieht die Lage im Kölner Impfzentrum aus?
Grundsätzlich erscheinen zwei bis fünf Prozent der Kölner nicht zu ihren Zweitimpfungen, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Diese Ausfallquote könne man verkraften. Am Wochenende seien von den Menschen, die vor drei Monaten im Rahmen der Oster-Aktion mit Astrazeneca geimpft wurden, etwa 200 zum Zweittermin nicht mehr gekommen.
Wie ist die Lage an der Kölner Uniklinik?
„Dass wir einen Überfluss an Impfstoff haben, kann ich auch nicht bestätigen“, sagt der Leiter der Infektiologie, Professor Gert Fätkenheuer. „Wir müssen eher Termine absagen, weil zu wenig kommt. Wir ringen weiterhin um jede Impfdosis.“ Noch gebe es einen großen Mangel. Generell sei die Impfung eines möglichst hohen Anteils der Bevölkerung extrem wichtig, „um von diesem Virus nicht erneut böse überrascht zu werden. Wir brauchen eine möglichst hohe Durchimpfung – je näher wir daran kommen, desto einfacher wird es auch, Unentschlossene zu erreichen. Wir müssen ständig für die Impfungen werben. Man kann wirklich nicht oft genug sagen, wie wichtig sie sind.“
Die Krankheit werde immer gefährlicher, gerade für die Jüngeren. „Wer jetzt noch abwarten will, begeht womöglich einen schweren Fehler – denn es ist schon jetzt ein Wettlauf gegen die Zeit. Wir geraten nach allem, was absehbar ist, wieder in eine gefährlichere Phase der Pandemie“, so Fätkenheuer. (mit afp)