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Impfpriorisierung aufgehobenWas Impfwillige in NRW jetzt wissen müssen

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Eine Frau geht zum Impfen.

Köln – Sehnsüchtig haben wohl viele Menschen auf diesen Tag gewartet: Etwa sechs Monate nach dem Start der Corona-Schutzimpfungen wird die Priorisierung in Deutschland aufgehoben. Ab sofort kann jeder ab zwölf Jahren seinen Impfwunsch bei Hausarzt oder -ärztin äußern – unabhängig von Vorerkrankungen oder anderen privaten wie beruflichen Gründen. Soweit die Theorie. In der Praxis sind die meisten aber möglicherweise noch ebenso weit von einem Impftermin entfernt wie in der vergangenen Woche. Wie weit tatsächlich, das kann sich offiziell noch zwischen den Bundesländern unterscheiden. Ein Überblick, was für Nordrhein-Westfalen nun wichtig ist.

Wann bekomme ich meine Impfung?

Für alle, die auf ihre Erstimpfung warten, gibt es erst einmal ernüchternde Nachrichten. Denn zumindest in den NRW-Impfzentren erhält die bis mindestens Mitte Juni erstmal niemand. Der Grund ist ein einfacher: zu wenig Impfstoff. Es müssen hier zunächst diejenigen vorgezogen werden, die nach der Erstimpfung im vorgesehenen Abstand auf die Zweitimpfung angewiesen sind, um vollständig geschützt zu sein.

Über Arztpraxen oder Betriebsärzte aber sind Erstimpfungen grundsätzlich möglich. Auch hier hängt die Vergabe der Impfstoffe zum einen von den Lieferungen ab. Zum anderen ist es möglich, dass Arztpraxen die Wartelisten erstmal weiter nach der Priorisierung abarbeiten. Bayern, Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und das Saarland haben dieses Vorgehen – zumindest was die Impfzentren anbelangt – bereits offiziell angekündigt. Auch für NRW ist das gut denkbar, sobald die Impfzentren wieder Erstimpfungen anbieten.

Wer entscheidet, wann ich dran bin?

Laut Informationen des WDR geht die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein davon aus, dass auch Ärztinnen und Ärzte eher nach Dringlichkeit als nach Wartedauer über das individuelle Impfangebot entscheiden werden. Vorerkrankte, die bislang noch nicht geimpft wurden, werden also trotz Aufhebung der Priorisierung in der Regel weiter vorgezogen. Gleiche Vorgehensweise wurde auch allen Betriebsärzten empfohlen – so sollten beispielweise diejenigen, die vorrangig im Homeoffice arbeiten, erst später an der Reihe sein als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort.

Das aber hängt vom Individualfall ab: Ein Verweis auf beispielsweise Priorisierungsgruppe 3 garantiert nicht mehr zwangsläufig auch einen vorrangigen Anspruch.

Wann geht es in den Impfzentren weiter?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat seine Schätzung, dass bis Mitte Juli 90 Prozent der Impfwilligen ein Angebot bekommen werden, bereits nach hinten korrigiert. Nun werden es zum gleichen Zeitpunkt eher 80 Prozent sein. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann geht davon aus, dass bis August, spätestens Anfang September, dann jeder Interessierte ein Impfangebot erhalten habe.

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Ob und wie schnell das Impftempo angezogen werden kann, hängt von den Impfstofflieferungen in den kommenden Wochen ab – und davon, wie die Arztpraxen den ab heute erwarteten Ansturm verarbeiten können. Auch ein Wiedereinstieg der Impfzentren in die Erstimpfungen könnte die Impfkampagne zusätzlich beschleunigen. Da das NRW-Gesundheitsministerium aber von einem Stopp bis „mindestens“ Mitte Juni spricht, könnte auch hier noch länger Geduld gefragt sein.

Wie schnell ist mein Kind jetzt dran?

Geduld: Die gilt auch bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren. Mit der EU-weiten Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer in der vergangenen Woche können auch sie sich für eine Impfung bereithalten, müssen aber ebenso auf verfügbaren Impfstoff warten. Und: Noch immer fehlt die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Kinder in Deutschland. Eltern sollte dies im Falle eines möglichen Impfangebots gemeinsam mit Ärztinnen und Ärzte entscheiden.