Köln – Seit Mittwoch können wieder Termine für Erstimpfungen im Kölner Impfzentrum vereinbart werden – allerdings nur von bestimmten Personengruppen. „Es geht uns in erster Linie darum, noch einmal einen Impfschwerpunkt für Personen ab 60 Jahren und Menschen mit Vorerkrankungen zu setzen“, teilte das NRW-Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. Der Grund: Es gibt nach wie vor nicht genügend Impfstoff.Nachdem die Impfpriorisierung am 7. Juni aufgehoben wurde, gilt im Impfzentrum nun praktisch erneut eine. Gleichzeitig steigt der Anteil der Delta-Variante an den Neuinfektionen hierzulande mit jeder Woche weiter an. Viele Menschen sind nach wie vor – und zunehmend verzweifelter – auf der Suche nach einem Impftermin. Welche Möglichkeiten gibt es, möglichst schnell an den ersehnten Pieks zu kommen. Ein Überblick.
Wer kann sich aktuell im Impfzentrum impfen lassen?
Einen Termin über das digitale Buchungssystem der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) können seit Mittwochfrüh nur Personen buchen, die 60 Jahre oder älter sind, Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Erkrankungsverlauf nach einer SARS-CoV-2-Infektion, Beschäftigte in Krankenhäusern sowie Beschäftigte in (teil-)stationären Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Werkstätten für Menschen mit Behinderung.
Schon ab Samstag soll die Terminvergabe für die Impfzentren in Nordrhein-Westfalen jedoch wieder für alle Impfwilligen freigegeben werden. Das kündigte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Donnerstag in Düsseldorf an.
Gilt die erneute Priorisierung auch für Impfungen beim Hausarzt?
Nein. Monika Baaken, Sprecherin des Hausärzteverbands Nordrhein sieht die Entscheidung der Landesregierung gelassen. „Die Ankündigung ist an uns in den Hausarztpraxen ehrlich gesagt einfach vorbeigezogen“, sagt sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Niedergelassene Ärzte führen Wartelisten, auf die Impfwillige sich eintragen lassen können, „und die Warteliste arbeiten wir weiterhin so schnell wie möglich ab“, so Baaken. Wie schnell das gehe, hänge zu einem großen Teil natürlich von der zur Verfügung stehenden Impfstoffmenge ab. Die sei nach wie vor knapp, doch auch davon lasse man sich nicht beirren. „Hausärzte sind Praktiker“, betont Baaken, man reagiere eben auf die Situation und versuche das Beste daraus zu machen. Zudem gebe es mittlerweile viele gute Initiativen und Impfaktionen, die die Ärzte auf lokaler und regionaler Ebene, gemeinsam stemmen.
Was sind das für Aktionen?
In den Sozialen Netzwerken, wie beispielsweise auf Twitter, gab es zuletzt immer wieder Aufrufe von Arztpraxen, die Impfstoff übrig hatten. Man kann sich dann kurzfristig dort für einen Termin melden oder aber an einem bestimmten Tag ohne Termin in die Praxis kommen, um eine Impfung zu erhalten.
Am Samstag etwa findet eine solche Aktion in Sankt Augustin bei Bonn statt. Es lohnt sich also, die Augen offen zu halten.
Gibt es Arztpraxen bei denen ich schneller einen Termin bekomme als bei anderen?
Ja. „In einer Großstadt wie Köln kommen natürlich oft mehr Anfragen von Impfwilligen auf eine Praxis zu als in einer ländlichen Region. Es gibt wahrscheinlich auch Praxen, die einen Großteil ihrer Patienten bereits durchgeimpft haben“, erklärt Monika Baaken. Zudem lohne sich die Nachfrage bei Fachärzten, ob eventuell auch dort geimpft wird. „Wenn beispielsweise der Gynäkologe nicht großartig damit geworben hat, dass er impft, kann es sein, dass man dort schneller einen Termin bekommt als beim Hausarzt“, sagt Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein. Auch die Größe der Arztpraxis könne einen Unterschied machen: „Als Faustregel kann man vielleicht sagen: In größeren Hausarztpraxen gibt es unter Umständen schneller Termine als in kleineren.“
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Zudem gibt es Zusammenschlüsse zwischen mehreren Praxen. Auch dadurch wird die Impfterminvergabe beschleunigt. Funkens Praxis ist Teil eines solchen Zusammenschlusses: Das kooperative Impfzentrum Rheinbach. Online können Interessierte einen Impftermin vereinbaren. Da die Termine unter mehreren Arztpraxen vergeben werden, ist der Prozess sowohl für die Ärzte als auch für die Patienten deutlich einfacher zu handhaben.
Ist es sinnvoll, sich bei mehreren Ärzten auf die Warteliste setzen zu lassen?
Menschlich sei es natürlich verständlich, mehrere Pferde ins Rennen zu schicken, sagt der Allgemeinmediziner Funken. Dennoch rät er von diesem Vorgehen ab: „Für die Praxen führt das zur maximalen Chaotisierung. Man klaut so die Zeit da, wo sie am nötigsten gebraucht wird: Nämlich am Patienten.“ Für die Praxen bedeute es einen erheblichen Mehraufwand, wenn sie beispielsweise Menschen Impftermine anböten, die anderswo längst geimpft wurden, sich aber nicht von der Warteliste entfernt hätten.
Komme ich schneller an einen Termin, wenn ich mich mit Astrazeneca impfen lasse?
In vielen Fällen: ja. Denn nach dem sehr seltenen Auftreten von Hirnvenenthrombosen im Zusammenhang mit dem Vektorimpfstoff, ist er so etwas wie der ungeliebte Stiefbruder der mRNA-Vakzine von Moderna und Biontech/Pfizer geworden. Die Nebenwirkung tritt allerdings extrem selten auf, auch Monika Baaken betont: „Alle Covid-Impfstoffe sind gut und sicher!“ Dennoch lehnen nach wie vor viele Menschen eine Impfung mit Astrazeneca ab. Der Weg zum Impftermin kann mit dem Vektorvakzin also deutlich kürzer sein, als allein auf die heiß umkämpften mRNA-Impfstoffe zu setzen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Astrazeneca allerdings nur für über 60-Jährige. Freigegeben ist er dennoch für alle Erwachsenen.
Wie kann ich einen Termin für Astrazeneca vereinbaren?
„Wenn man bereits auf der Warteliste von seinem Hausarzt steht, sollte man nochmal bei dem Arzt anrufen und explizit sagen, dass man Astrazeneca nehmen würde. Der Arzt kann dann besser planen, welches Kontingent er bestellen muss“, rät Funken. Denn aktuell könnten Ärzte selber entscheiden, ob und wie viele Dosen Astrazeneca sie beim Land bestellen wollen. Allerdings impfen nicht alle Hausärzte mit Astrazeneca, eventuell müsse man also in mehreren Praxen nachfragen oder sich online informieren. Bei einigen Hausärzten könne man sich auch direkt über die Website anmelden. Über bestimmte Softwares könne dann direkt ein Termin mit Astrazeneca gebucht werden.
Was ist mit dem Impfstoff von Johnson&Johnson?
Auch der Vektorimpfstoff von Johnson&Johnson wurde für alle Erwachsenen freigegeben und wird mittlerweile auch durch die niedergelassenen Ärzte verimpft. Die Stiko empfiehlt auch diesen Impfstoff für Über-60-Jährige. Da bei dem Vakzin nur eine Impfdosis nötig ist, sei er beliebt bei all jenen, die ihre Covid-Impfung schnell hinter sich bringen wollen, berichtet Monika Baaken. Aufgrund von Produktionsproblemen fielen im Juni ca. 6,5 Millionen Dosen des Vektorimpfstoffs in Deutschland aus. Die Dosen sollen im Juli nachgeliefert werden.