Warum muss ich überhaupt schlafen? Kinder, die nicht ins Bett wollen, stellen diese Frage häufig. Und auch uns Erwachsenen ist oft gar nicht klar, wie wichtig gesunder Schlaf ist. Doch ohne Schlaf könnten wir nicht überleben. Der Körper braucht die Ruhepause zum Entspannen. Unser Stoffwechsel fährt im Schlaf herunter, andere Wirkstoffe sind dafür umso aktiver. Wachstumshormone etwa oder Stoffe, die die Wundheilung beschleunigen.
Und nicht nur der Körper, auch unser Gehirn braucht die Pause, um Eindrücke zu verarbeiten. Doch vielen fällt die gesunde Nachtruhe schwer. Etwa 25 Prozent der Deutschen leiden unter mehr oder weniger ausgeprägten Schlafstörungen. Viele scheinen verlernt zu haben, wie man es anstellt, sich nachts im Bett zu erholen. Um den Schlaf ranken sich allerdings auch zahlreiche Mythen. Aber stimmen die auch?
Mythos 1: Macht zu viel Schlaf müde?
„Kein Wunder, dass du müde bist - du hast ja auch viel zu viel geschlafen.“ Das darf sich manch einer anhören, der vielleicht zehn Stunden geschlafen hat und trotzdem nicht fit ist. Aber stimmt das eigentlich? Ja, zumindest für Menschen mit einem gesunden Schlaf, sagt Prof. Ingo Fietze, Leiter des interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums der Charité Universitätsmedizin in Berlin. Das heißt nicht, dass zehn Stunden Schlaf per se zu viel sind und man danach müde ist. „Man kann eigentlich so lange schlafen, wie der Körper es fordert“, sagt Fietze.
Mythos 2: Schlaf vor Mitternacht
Am besten ist der Schlaf vor Mitternacht, glauben viele. Aber stimmt das eigentlich? Nein, sagt Prof. Ingo Fietze, Leiter des interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums der Charité in Berlin. Grundsätzlich seien die ersten vier Stunden Schlaf die besten und erholsamsten, weil man in dieser Zeit die größte Portion Tiefschlaf bekommt. Ob diese Stunden nun vor oder nach Mitternacht geschlafen werden, sei weniger entscheidend. Ganz abwegig ist der Zusammenhang von Mitternacht und Schlaf trotzdem nicht: Denn zwischen 22 und 24 Uhr sei das Zeitfenster, in dem man am besten einschlafen kann, so der Experte.
Mythos 3: Auf Vorrat schlafen
Angela Merkel hat mal gesagt, sie habe kamelartige Fähigkeiten. Doch kann man wirklich auf Vorrat schlafen? „Das geht nur sehr begrenzt“, sagt Schlafforscher Jürgen Zulley, Professor für Biologische Psychologie an der Universität Regensburg. „Wenn man abends etwas vorhat, kann man nachmittags vorschlafen.“ Doch der Vergleich mit einem Kamel hinke sehr. Auch der Vergleich des Vortankens sei falsch. „Nach wenigen Tagen mit einer solchen Strategie braucht man eine längere Erholungspause“, so Zulley, der vor seinem Ruhestand das Schlafmedizinische Zentrum in Regensburg geleitet hat.
Mythos 4: Langschläfer sind fauler als Frühaufsteher
So einfach ist das nicht. Die Wissenschaft unterscheidet verschiedene Schlaftypen. Frühe Schläfer (Lerchen) und Spätschläfer (Nachteulen). Lerchen liegen deutlich vor der Geisterstunde im Bett, Eulen würden am liebsten weit nach Mitternacht ins Bett gegen und bis in den Vormittag schlafen. Dementsprechend sind die Lerchen in den frühen Morgenstunden leistungsfähiger. Schlafforscher regen deshalb seit längerem an, den Schulbeginn nach hinten zu verlegen.
Müssen es unbedingt acht Stunden Schlaf sein? Macht ein Mittagsschlaf wieder fit? Weitere Schlafmythen lesen Sie auf der nächsten Seite.
Mythos 5: Acht Stunden Schlaf sollten sein
Nicht unbedingt. Zwar schlafen Erwachsene im Schnitt sieben bis acht Stunden, doch manche kommen auch mit deutlich weniger Schlaf aus. Andere wiederum brauchen etwas mehr Nachtruhe. Rein statistisch hat, wer regelmäßig rund sieben Stunden schläft, die höchste Lebenserwartung.
Mythos 6: Lange schlafen ist gesund
Man kann alles übertreiben, auch das Schlafen. Schlafforscher haben herausgefunden, dass nicht nur zu wenig ungesund ist, Übergewicht und Krankheiten begünstigen kann. Auch Menschen, die zu viel schlafen, haben ein höheres Risiko zu erkranken oder früher zu sterben.
Mythos 7: Ein Mittagsschlaf macht wieder fit
Auf die Länge kommt es an. Ein kurzes Nickerchen, maximal eine halbe Stunde, verbessert Konzentration und Leistungsfähigkeit. Ein längerer Mittagsschlaf ist dagegen eher kontraproduktiv. Im schlimmsten Fall führt er dazu, dass man nachts nicht mehr gut schläft und noch unausgeschlafener ist.
Mythos 8: Ein Gläschen Alkohol hilft beim Einschlafen
Viele meinen, bei einem Glas Bier oder Wein am Abend besser entspannen zu können. Und diese Entspannung soll auch das Einschlafen fördern. Doch diese Rechnung geht nicht auf. Denn Alkohol stört die wichtigen REM-Phasen, in denen sich der Körper erholt. Besser als Schlummertrunk geeignet sind ein Glas warme Milch mit Honig oder ein beruhigender Tee.
Wer sich auspowert, schläft besser und Schlaf macht schön - ob diese Mythen stimmen, lesen Sie auf der nächsten Seite.
Mythos 9: Wer sich ordentlich auspowert, schläft besser
Schlafforscher raten in der Tat dazu, regelmäßig Sport zu treiben. Doch zu spät abends sollte man seinen Kreislauf nicht mehr so stark ankurbeln. Ist der Körper kurz vor dem Schlafengehen auf Hochtouren, schläft man schlechter ein.
Mythos 10: Spätes Essen ist schlecht für den Schlaf
Das ist eher eine Gewohnheitssache, so die Meinung von Schlafexperten. Schließlich wird im Mittelmeerraum oft spät abends gegessen. Allenfalls ein übermäßig üppiges Essen am späten Abend kann das Einschlafen erschweren.
Mythos 11: Schlaf macht schön
Endlich mal eine Weisheit, die stimmt. Wer gesund und attraktiv aussehen möchte, braucht ausreichend Schlaf. Schläft jemand zu wenig, spiegelt sich das in seinem Gesicht wider: Beobachter stufen ihn dann als ungesünder, weniger attraktiv und müder ein. Das ergab eine Studie aus Schweden. (ef/dpa/tmn)