AboAbonnieren

Erste Novavax-Lieferung erreicht NRWWer den neuen Impfstoff jetzt bekommen soll

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Bundeswehrsoldaten bereiten die Auslieferung von Novavax auf dem Gelände der Bundeswehrapotheke für den Abtransport vor.

Düsseldorf – Seit Montag bereits erreichen Deutschland die ersten Lieferungen des neuen Covid-Impfstoffs Novavax, am Freitag hat nun auch das Land Nordrhein-Westfalen 309.000 Dosen des sogenannten Totimpfstoffes erhalten. Ab Samstag soll die Hälfte der Menge an die Kreise und kreisfreien Städte geliefert werden, teilt das NRW-Gesundheitsministerium (MAGS) mit.

Da es bislang noch keine verbindlichen Informationen des Herstellers bezüglich einer zweiten Lieferung gebe, werde die andere Hälfte für Zweitimpfungen eingelagert. Diese sollen im Abstand von drei Wochen zur ersten Impfung erfolgen. Auffrischimpfungen mit dem Novavax-Vakzin sind derzeit nicht vorgesehen.

Novavax geht hauptsächlich an Impfpflichtige

Die Kreise und Städte sollen die Impfdosen laut Ministerium anhand einer bestimmten Priorisierung weitergeben – drei Viertel der Impfdosen sind derzeit für Menschen vorgesehen, die in einer Einrichtung mit Impfpflicht arbeiten. Weitere 20 Prozent des zur Verfügung stehenden Impfstoffes von Novavax werden für Personen reserviert, denen eine Unverträglichkeit in Bezug auf die vorhandenen mRNA-Impfstoffe ärztlich attestiert wird. Fünf Prozent der Dosen stehen laut dem Gesundheitsministerium der Allgemeinbevölkerung zur Verfügung.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Novavax soll Impfskeptiker überzeugen

Die Hoffnung der NRW-Landesregierung ist groß, dass der neue Impfstoff auch Impfskeptiker erreichen wird. „Der Impfstoff der Firma Novavax bietet eine gute Alternative zu den bisherigen Impfstoffen“, sagt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. „Ich hoffe, dass diejenigen, die sich bislang noch nicht mit einem der vorhandenen mRNA-Impfstoffe haben impfen lassen, diesen Proteinimpfstoff nun in Erwägung ziehen.“

Der Vorteil des proteinbasierten Impfstoffes Novavax besteht darin, dass er nach dem gleichen Prinzip wie andere bewährte Impfungen funktioniert.

Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, glaubt, dass sich so die bessere Akzeptanz in bestimmten Bevölkerungsgruppen erklären lässt. „Im Gegensatz zu mRNA-Impfstoffen wird nicht ein ‚Bauplan‘ für die Produktion des Spikeproteins geimpft, sondern direkt das fertige Spikeprotein“, erklärt Preis. Der Impfstoff enthält aber keine echten Bestandteile des Virus, die sich unbeabsichtigt selbst vermehren könnten. Stattdessen wird das Spikeprotein im Labor gezüchtet.

Medizinisch keine Vorteile gegenüber mRNA-Impfstoffen

Preis betont allerdings, dass es aus medizinischer Sicht keine besonderen Vorteile gegenüber den neuartigen mRNA-Vakzinen gebe – außer es bestehe eine Unverträglichkeit. „Die Verträglichkeit bei Novavax-Impfungen ist ähnlich wie bei den mRNA-Impfstoffen. Der große Nachteil ist, dass wir noch lange nicht so viel Erfahrung mit dem neuen Impfstoff haben“, erklärt er. Ein weiterer Nachteil sei, dass Experten noch nicht sicher seien, ob das Vakzin von Novavax ausreichend Schutz gegen Delta und Omikron bietet, da die Zulassungsstudien vor Auftreten dieser Varianten gemacht worden seien. Laut dem US-Pharmaunternehmen zeigte sich in diesen Studien eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ob der neue Impfstoff tatsächlich besser angenommen wird und wieder Fahrt in die derzeit schleppend laufende deutsche Impfkampagne bringen kann, muss sich noch zeigen. Das NRW-Gesundheitsministerium teilt auf Anfrage mit, dass derzeit noch keine belastbaren Informationen rund um das Interesse an Terminen für Novavax-Impfungen vorlägen.

Erwartungen könnten enttäuscht werden

Thomas Preis zeigt sich skeptisch: „Erste Einschätzungen gehen dahin, dass sich zahlreiche bisher Ungeimpfte aus den Pflege- und Gesundheitsberufen dennoch nicht mit Novavax impfen lassen wollen. Deshalb können wir davon ausgehen, dass der Impfstoff auch schon in Kürze in Apotheken und Arztpraxen verimpft werden kann.“ Denn es sei ausreichend viel Novavax-Impfstoff von der Bundesregierung bestellt worden. Die erste Lieferung umfasst bundesweit 1,4 Millionen Dosen.

„In Arztpraxen und Apotheken gibt es schon zahlreiche Nachfragen nach Novavax“, berichtet der Apothekerverbandschef. „Trotzdem werden sich am Ende leider nicht alle Ungeimpften impfen lassen wollen.“