Sex im Flugzeug, Flaschen als ToilettePiloten verraten Geheimnisse übers Fliegen
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Köln – Das Fliegen übt seit jeher eine Faszination aus. Das könnte daran liegen, dass viele Menschen nicht so häufig mit dem Flugzeug unterwegs sind wie mit Auto oder Bahn. Und auch daran, dass Passagiere von den Chauffeuren der Riesenmaschinen nur sehr wenig mitbekommen – den Piloten und Pilotinnen. Der ganze Zauber verbirgt sich hinter der stets sorgsam geschlossenen Cockpit-Tür. Umso besser, wenn Insider ab und zu ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern.
Getan haben das Florian Knack und Silvia Götzen, die Leser in ihrem Buch „111 Gründe, das Fliegen zu lieben“ an ihrem Alltag über den Wolken teilhaben lassen. Knack ist Fluglehrer und Berufspilot, wobei er häufig von Privatleuten gecharterte Business Jets fliegt. Silvia Götzen hat 2011 ihre Lizenz als Privatpilotin erworben. Seither ist Fliegen ihr Hobby und sie ist in ihrer Freizeit am liebsten mit einer Cessna 172 unterwegs.
Das sind neun für die meisten wohl noch unbekannte Fakten übers Fliegen aus dem Buch der beiden Piloten:
Diese Aussage verwundert einen als Laie doch sehr. Schließlich gelten die Voraussetzungen für den Einstieg in den Pilotenjob als hoch. Doch Florian Knack ist überzeugt, dass jeder Fliegen könne. „Fliegen ist nämlich wirklich ziemlich einfach.“ Allein schon, wenn man es mit dem Autofahren vergleiche, sei Fliegen doch weit weniger tückisch: Schließlich gebe es „keine Ampeln, keine Bäume, keinen Straßengraben“.
Und: Wenn man beim Autofahren das Steuer loslasse und zehn Sekunden nichts mache, ende das im besten Fall mit einem Sachschaden und im schlimmsten Fall im Krankenhaus. Ganz anders beim Fliegen: „Lasse ich im Flugzeug alles los, fliegt mein Flugzeug so lange geradeaus, bis der Tank leer ist. Zumindest wenn ich es gut ausgetrimmt habe."
Manche Piloten hatten Sex im Flugzeug
Ein ganzes Kapitel widmet Knack dem sagenumwobenen „Mile High Club“, dem man beitritt, indem man in einem Flugzeug Sex hat, am besten in einer Höhe von mindestens einer Meile. Im Netz kursieren etliche Tipps, wie Passagiere es schaffen, Mitglied zu werden: Sie sollen etwa Nachtflüge und First Class buchen oder getrennt zur Toilette zu gehen.
Was aber ist mit den Piloten? Gibt es auch unter ihnen Mitglieder des Clubs? Laut der Fluguntersuchungsstelle der USA scheint dies der Fall zu sein, wie Knack schreibt. In einem dokumentierten Bericht nimmt das Schäferstündchen für die Piloten allerdings kein gutes Ende: „Im Abschlussuntersuchungsbericht zu einer 1991 abgestürzten Piper kommen die Ermittler zu dem Schluss, dass die Insassen, welche beide einen Pilotenschein besaßen, vermutlich die Kontrolle über das Flugzeug verloren haben, als sie sich auf dem Copilotensitz der Maschine vergnügten.“
Auch der mutmaßliche Begründer des Mile High Clubs, der Pilot Lawrence Sperry, soll sich 1916 auf einem Flug mit seiner Flugschülerin vergnügt haben, was zu einer Bruchlandung in New Yorks South Bay führte. Die beiden wurden nackt und nur leicht verletzt geborgen, gaben aber zunächst an, die Kleidung sei ihnen beim Aufprall heruntergerissen worden.
Piloten nutzen Trinkflaschen als Toilette
Wo geht man eigentlich in einem kleinen Flugzeug zur Toilette? Nun ja, im besten Fall gar nicht, könnte man das Kapitel zusammenfassen. Im Idealfall hätten Piloten in Sportflugzeugen regelmäßige Stopps auf Flugplätzen eingeplant, so Knack. Doch manchmal meldet sich die Natur eben früher als vermutet. Seine Empfehlung: „das richtige Behältnis“ mitnehmen. Der Fachhandel biete hier auch Lösungen für Frauen an. „Ansonsten eignen sich die Plastik-Trinkflaschen hervorragend dazu, sie erst zu leeren und später wieder aufzufüllen.“
In der Luft gilt rechts vor links
Die Verkehrsregeln in der Luft sind denen im Straßenverkehr gar nicht so unähnlich. Bei dieser Aussage etwa denkt man als Autofahrer gleich an den Kreisverkehr: „In der Platzrunde rund um den Flugplatz hat der Pilot ‚Vorflug‘, der sich bereits in der Runde befindet“, schreibt Knack. „Es gilt rechts vor links, ein tiefer liegendes Flugzeug im Endanflug zur Landebahn hat ‚Vorfahrt‘.“ Auch „Fahrräder“ gibt es über den Wolken: „Segelflieger“ seien sozusagen „die Radfahrer der Lüfte“, da sie aufgrund des fehlenden Motors etwas weniger manövrierfähig seien.
Auch Piloten wird beim Fliegen schlecht
Wer hätte das gedacht? Auch Piloten sind nicht gefeit vor der so genannten „Luftkrankheit“. Auch ihnen kann beim Fliegen schlecht werden. Sein Magen habe sich leider nicht immer als hundertprozentig flugfest erwiesen, schreibt Knack. Als er einmal einen Fotografen für Luftbildaufnahmen von Stadtteilen mit einem Segelflieger über Hamburg flog, sei auch ihm schlecht geworden. Zweieinhalb Stunden lang habe er immer wieder ein Stück geradeaus und dann wieder Steilkurven fliegen müssen, um dem Fotografen gute Perspektiven zu bieten. „Von diesem Flug abgesehen, war meine Sorge aus den ersten Segelfliegertagen, dass ich immer luftkrank und daher vielleicht lieber nicht Pilot werden sollte, aber unbegründet.“ Das beste Mittel gegen Luftkrankheit sei nämlich Gewöhnung, so Knack.
Ein Flugzeug fällt nicht vom Himmel, wenn der Motor ausgeht
„Was, wenn der Motor ausfällt?“ Das ist laut Knack eine der größten Ängste seiner Passagiere. Dabei sei diese Angst relativ unbegründet. Es passiere nämlich „nicht wirklich viel“.
Es werde deutlich leiser und einige Instrumente zeigten außer „0“ nicht mehr viel an. Und: „Aus unserem Motorflugzeug ist nun ein Segelflugzeug geworden.“ Was nun folge, sei eine Übung, die jeder Flugschüler schon in der Ausbildung immer wieder wiederhole: „eine Ziellandung“. Seinen besorgten Passagieren antworte er auf die Frage nach dem Motorausfall in der Regel: „Dann segeln wir zu Boden und müssen mit dem Taxi zurückfahren. Taxi, Kaffee und Kuchen sowie der nächste Flug gehen dann auf mich. Dies ist bisher aber noch nie passiert.“
Beate Uhse war leidenschaftliche Stunt-Pilotin
Frauen sind im Cockpit nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Der Anteil der Pilotinnen betrage deutlich unter zehn Prozent – sowohl in der Privat- als auch in der Berufsfliegerei, schreibt Silvia Götzen. „Eher wird eine Frau Boxweltmeister im Schwergewicht als Kapitänin bei der Deutschen Lufthansa“, hat ein ehemaliger Leiter der Lufthansa-Verkehrsfliegerschule laut Götzen in den sechziger Jahren einmal gesagt.
Von solchen Ressentiments haben sich einige Pionierinnen jedoch nicht abbringen lassen. Die insbesondere durch ihren Erotikversandhandel bekannte Unternehmerin Beate Uhse war eine leidenschaftliche Sport- und Stunt-Pilotin. Die 2001 verstorbene Geschäftsfrau sei noch bis ins hohe Alter selbst geflogen, so Götzen.
In Honeckers Regierungsflugzeug kann man heute übernachten
Wer auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Hotel ist, interessiert sich vielleicht für ausgediente Flugzeuge, die zu Herbergen umfunktioniert wurden. Eines davon ist das ehemalige Regierungsflugzeug des DDR-Spitzenpolitikers Erich Honecker, das ironischerweise heute als Luxushotel genutzt wird, wie Knack schreibt.
Die ausgemusterte russische Iljuschin der ehemaligen Airline Interflug steht in den Niederlanden in der Nähe der Stadt Appeldorn und bietet den Gästen etwa einen Whirlpool und eine Infrarotsauna. Außerdem können Touristen aus der Flugzeug-Suite die Starts und Landungen der Sportflugzeuge auf der Landebahn des Flugplatzes Teuge beobachten. Der Aufenthalt im Flugzeughotel ist allerdings nicht gerade günstig: Eine Übernachtung für zwei Personen kostet mindestens 365 Euro.
Eine Straße in Gibraltar wird für Flugzeuglandungen gesperrt
Diese Landung ist Pilot Florian Knack besonders in Erinnerung geblieben: Als er von Jerez de la Frontera in Spanien nach Gibraltar fliegt, wird in dem britischen Überseegebiet die Winston Churchill Avenue gesperrt, damit er mit seiner Maschine landen kann. Aus Platzgründen kreuze die vierspurige Straße die Landebahn. „Vor jeder Landung wird diese Straße auf beiden Seiten der Piste gesperrt für Autos und Fußgänger, das ist einmalig auf der Welt.“ (rer)
Zum Weiterlesen: Silvia Götzen & Florian Knack: 111 Gründe, das Fliegen zu lieben, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, 280 Seiten, 14,99 Euro.