Wann lohnt ein Wechsel des Strom- oder Gasanbieters? Und wie man die besten Angebote bei Verivox oder Check24 herausfiltert.
Rhein-Energie erhöht StrompreiseWie Sie herausfinden, ob sich ein Wechsel bei Gas und Strom lohnt
Gleich zweimal hatte die Rhein-Energie ihre Strompreise in der Grundversorgung zuletzt gesenkt. Für die Kunden des Kölner Energieunternehmens wird der Strom ab April nun wieder teurer. Ein ganz schönes hin und her. Es lohnt sich, zu schauen, ob Sie aktuell zu viel zahlen. Die Chancen sind groß, dass Sie mit einem Wechsel viel sparen würden – vor allem, wenn Sie gerade Strom oder Gas in der Grundversorgung beziehen. Was es bei der Suche nach einem neuen Anbieter zu beachten gibt, erklärt eine Energieexpertin. Gemeinsam zeigen wir, wie Sie Vergleichsportale wie Check24 oder Verivox richtig nutzen, um wirklich den besten Energieversorger zu finden.
Preisvergleichsportale nehmen Strom- und Gaskunden zwar eine Menge Arbeit ab. Wenn Sie diese Portale nutzen, sollten Sie allerdings ein paar Punkte beachten, um wirklich das beste Angebot zu finden.
Voreinstellungen prüfen
Prüfen Sie zunächst die Voreinstellungen. Diese sind „nicht unbedingt verbraucherfreundlich“, sagt Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale NRW. Eine erste Suche ist nur nach den voreingestellten Kriterien möglich. Erst wenn die Ergebnisse erscheinen, lässt sich die Suche verfeinern. Hier gibt es praktische Filter: Laufzeit oder Preisgarantien zum Beispiel. Und Filter, mit denen der Betreiber einschränkt, welche Tarife Sie sehen und welche nicht. Er kann damit eine Art Vorauswahl treffen und sortiert eventuell Tarife aus, die günstiger für Sie sind.
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Christina Wallraf erklärt, dass das Vergleichsportal möglichst wenig Einfluss darauf haben sollte, welche Tarife Sie angezeigt bekommen. Denn die Betreiber verdienen viel Geld mit Provisionen – für Gas- und Stromanbieter ist es die beste Werbung, in den Suchen weit oben zu landen. So stellen Sie die Suche ein, um das zu verhindern:
Alle Tarife anzeigen: Bei Verivox zum Beispiel ist voreingestellt, dass nur „Verivox-Empfehlungen“ angezeigt werden. Das ändern Sie zu „Alle abschließbaren Tarife“. Bei Check24 ist der blauen Daumen mit „Empfehlung“ ausgewählt. Stattdessen wählen Sie „Alle Tarife“.
Weitere Filter prüfen: Nicht alle wichtigen Filter und voreingestellten Suchkriterien sind sofort ersichtlich. Manche verstecken sich in den weiteren Filtereinstellungen, erklärt Christina Wallraf. Und selbst, wie man dort hinkommt, ist schwer zu finden. Bei Check24 zum Beispiel sind sie über ein unscheinbares „Weitere Filter anzeigen“ unten erreichbar. Bei Verivox gibt es einen orangefarbenen Button – dann sucht man die wichtigen Filter aber in einer zweiten Spalte auf der rechten Seite.
Wechselmöglichkeit ausstellen: Auch die direkte Wechselmöglichkeit heißt, dass Ihnen nicht alle Anbieter angezeigt werden. Dieser Punkt ist oft in den weiteren Filtereinstellungen versteckt. Bei Verivox finden Sie die Option dort bei genauem Hinsehen auf der rechten Seite – entfernen Sie hier das Häkchen. Bei Check24 stecken gleich zwei unerwünschte Voreinstellungen bei den weiteren Filtern: Aktiviert sind „Nur Tarife mit Wechselmöglichkeit“ und „Nur Tarife gemäß den Check24-Richtlinien“. Stellen Sie beides aus.
Was bringen Boni?
Ebenfalls voreingestellt ist oft, dass Boni, etwa für Neukunden, mit dem eigentlichen Tarif verrechnet werden. Davon rät Christina Wallraf ab. Boni werden oft nicht ausgezahlt oder nur unter bestimmten Bedingungen. Ein Tarif sollte daher auch ohne Bonus attraktiv sein. Wählen Sie „Bonus nicht einberechnen“ oder nur Tarife ohne Boni aus.
Wie lang sollte die Laufzeit sein?
Die Verbraucherzentrale NRW rät momentan dazu, sich am besten für ein Jahr zu binden. Wenn Sie sehr kurze Laufzeiten wählen, kann auch der Anbieter jederzeit kündigen. In dem Fall müssen Sie sich erneut kümmern oder landen in der teuren Grundversorgung.
Was bringt eine Preisgarantie?
„Mit einem Jahr Preisgarantie ist man im Moment gut aufgestellt“, sagt Christina Wallraf. Die gebe es gerade bei vielen Tarifen ohnehin. Nach dem Preisschock im vergangenen Jahr fragen Kunden weiter danach. Die Preise für Strom und Gas sind zwar wieder relativ stabil. Eine Preisgarantie sei dennoch sinnvoll. „Zum einen, weil die Preise auch wieder hochgehen könnten, wenn der Winter kalt wird.“ Und zum anderen, um Lockangebote auszuschließen: „Eine bereits in der Vergangenheit gern gewählte Masche der Energieversorger war es, Tarife mit sehr niedrigen Preisen anzubieten und dann nach wenigen Monaten Preiserhöhungsschreiben zu verschicken.“ Dies könne sich in den kommenden Monaten wiederholen.
Konditionen beim Anbieter anschauen
Bei manchen Portalen ist es möglich, nicht nur die Dauer, sondern auch die Art der Preisgarantie festzulegen. Diesem Filter sollten Verbraucher und Verbraucherinnen nicht so viel Bedeutung beimessen, sagt Wallraf. Stattdessen sollten sie sich selbst die genauen Konditionen beim Anbieter anschauen. Ihr Rat: „Die Preisgarantie sollte mindestens die Beschaffungspreise und die Netzentgelte beinhalten“, das sei in der Regel ausreichend.
„Man sollte wissen, dass die Preisgarantie nicht immer alles abdecken muss“, erklärt die Energieexpertin. Der reine Energiekostenanteil sei in der Energiekrise das Entscheidende gewesen.
Die Preisbremse läuft Ende März aus
Ob die Energiepreisbremse direkt einberechnet wird oder nicht, ist Geschmackssache. Dafür spreche, dass man eine realistischere Angabe der Wechselersparnis erhält. Wer selten wechselt, sollte aber auf dem Schirm haben, dass die Preisbremse Ende März 2024 ausläuft.
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Wie sinnvoll sind Ökosiegel?
„Ökostromtarife empfehlen wir grundsätzlich nicht mehr“, erklärt die Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW. Der Zusatznutzen sei in der Regel gering und die Tarife eher Marketing. „Wenn jemand unbedingt Ökostrom beziehen möchte, kann er sich an den Labeln „Ok Power“ und „Grüner Strom“ orientieren.“ Wallraf empfiehlt außerdem die Ökostrom-Untersuchung von „Öko-Test“, die einzelne Tarife bewerten.
Discounter-Tarife und Lockangebote sind problematisch
Problematisch seien aktuell die Vielzahl an unseriösen Discounter-Angeboten auf dem Energiemarkt. In der Krise und davor hätte es viele Verbraucherbeschwerden wegen Unternehmen gegeben, die in den Portalen regelmäßig die oberen Plätze belegen. Beispielsweise wurden Verträge vorzeitig beendet.
Lockangebote, bei denen die Anbieter zunächst einen extrem niedrigen Preis bieten, um nach wenigen Monaten die Preise zu erhöhen. „Das haben wir jetzt häufig erlebt“, berichtet Wallraf. „Nach drei, vier Monaten bekommen die Kunden ein Preiserhöhungsschreiben mit gesalzenen Preisen.“ In anderen Fällen seien Preiserhöhungsschreiben nicht als solche zu erkennen gewesen worden und die Verbraucher bemerkten die Erhöhung erst mit der Jahresrechnung.
Anbieter, Konditionen: Oft reicht ein kurzer Check
Wichtig sei daher, vor dem Vertragsschluss mit einem Anbieter zu prüfen, ob andere Kunden in der Vergangenheit bereits Probleme mit ihm hatten. Oft reicht dazu eine kurze Recherche: Häufen sich die Beschwerden? Viele Probleme treten erst nach dem ersten Vertragsjahr auf. „Auch Abmahnungen der Verbraucherzentralen sind ein guter Hinweis, doch lieber einen anderen Anbieter zu wählen“, sagt Wallraf.
Wichtig ist auch, beim Anbieter selbst die Vertragskonditionen zu überprüfen. Nicht immer stimmen die Angaben zu Preis, Laufzeit, Kündigungsfrist oder Preisgarantie. „Diese Vergleichsportale verstehen sich als Anbahnungsplattform und übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit von Daten“, erklärt Wallraf. Im Endeffekt sei entscheidend, was im Vertrag mit dem Energieversorger steht.
„Vielleicht zahle ich dann lieber den einen Euro mehr im Monat und wähle dafür den Anbieter mit einem guten Service“, sagt Wallraf. Oder man schaut nochmal bei verschiedenen Stadtwerken, nach günstigeren Tarifen abseits der Grundversorgung.