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Oben Kirche, unten BunkerDie Kopten halten in der Bunkerkirche die Erinnerung wach

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Der riesige Betonklotz thront mitten auf einer Kreuzung in Düsseldorf-Heerdt. 

Düsseldorf – Mitten auf einer Kreuzung zwischen der Teekanne GmbH, Obi und McDonald’s thront in Düsseldorf-Heerdt ein riesiger Koloss aus Beton. Die St. Marien koptisch-orthodoxe Bunkerkirche überstrahlt hier größenmäßig alles, wirkt aber gleichzeitig unfassbar fehl am Platz. So grau die Kirche von außen ist, so einladend ist sie von innen, was auch an der ruhigen Art des Hausherren Vater Prof. Dr. Petrus Beshay liegt.

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Vater Prof. Dr. Petrus Beshay ist Priester in der St. Marien koptisch-orthodoxen Bunkerkirche in Düsseldorf. Für das Foto hat er ausnahmsweise seine Maske abgenommen. 

Der Bunker wurde zur Tarnung als Kirche gebaut

Die Geschichte der Kirche geht bis 1926 zurück, als die katholische Kirchengemeinde Sankt Sakrament das Grundstück kaufte. 1940 beschlagnahmten die Nationalsozialisten den Platz und bauten an dieser Stelle einen Luftschutzbunker in Kirchenform – zur Tarnung. Nach Kriegsende setzte sich der damalige Pfarrer Dr. Carl Klinkhammer dafür ein, aus dem Bunker eine echte Kirche für die katholische Gemeinde zu machen. Dazu mussten unter anderem Zwischendecken herausgenommen und Fenster in den Beton gesprengt werden. 1949 wurde das Gotteshaus schließlich geweiht.

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Um eine Kirche zu schaffen, mussten zunächst Fenster in die Betonwand gesprengt werden. 

Seit Dezember 2015 residiert die koptisch-orthodoxe Gemeinde im ehemaligen Hochbunker. „Früher gab es in Düsseldorf etwa 100 koptische Familien. Seit vor fünf Jahren die Flüchtlinge aus Syrien, Äthiopien und dem Irak nach Deutschland gekommen sind, wuchs die Gemeinde auf 600 bis 700 Familien“, sagt Vater Petrus. Zu viele für das damalige Gemeindehaus in Gerresheim – betreut von Erzpriester Boulos Shehata – die Kopten brauchten mehr Platz.

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So sieht der Innenraum der Kirche aus. 

Genau andersherum erging es den Katholiken. Die Bunkerkirche war viel zu groß für die stetig schrumpfende Gemeinde. „Wir hatten schon immer einen guten Kontakt zueinander“, sagt Vater Petrus. Auf Initiative des Vorstandes der St. Marien Koptischen Kirche und die des Düsseldorfer Pfarrers Michael Dederichs schenkte Kardinal Rainer Maria Woelki den Kopten vor fünf Jahren das Gebäude. Vater Petrus: „Am Anfang haben wir die Kirche gemeinsam genutzt. Die Katholiken hatten einen beweglichen Altar. Wenn sie fertig waren, kamen die Kopten. Seit 2018 sind wir alleine hier.“

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Die Kopten errichten eine Ikonostase um den Altar, eine mit Ikonen geschmückte Wand mit drei Türen. 

Ikonostase und Taufbecken aus ägyptischem Marmor

Die koptische Gemeinde errichtete in der Bunkerkirche eine Ikonenwand, die den Altarraum umschließt, und zwei Taufbecken aus ägyptischem Marmor. Der koptische Papst Tawadros II. weihte die Kirche 2019. Vier Mal pro Woche findet ein Gottesdienst auf Arabisch, Koptisch und Deutsch statt. Das Vermächtnis ihrer Vorgänger ehren die Kopten weiter: Ihr Altar wurde nicht abgerissen, sondern in den eigenen eingebaut.

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Vater Prof. Dr. Petrus Beshay steht im Keller der Kirche neben einer alten Eisentür. 

Es ist aber die noch ältere Vergangenheit des Gotteshauses, die nicht zu übersehen ist, vor allem im Keller. Hier geht man an den Bunker-Verschlägen und schweren Eisentüren vorbei, an den Wänden hängen Fotos, Ausweise und Marken aus der Zeit des Nationalsozialismus.

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Im Keller hängen alte Ausweise und Marken aus der Zeit des Nationalsozialismus. 

Vater Petrus sagt: „Wir sind sehr stolz, dass wir hier sein dürfen. Es passt gut, dass wir in einem ehemaligen Bunker untergekommen sind. Die Flüchtlinge, die ihre Länder auf der Suche nach Schutz verlassen haben, finden jetzt Sicherheit im Bunker, der im Krieg andere Menschen beschützt hat. “

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Der Priester ist Professor für Biotechnologie

Dass Vater Petrus hier Priester ist, kann man Zufall nennen oder wie er selbst sagt „von Gott vorherbestimmt“. Eigentlich lehrt er nämlich Biotechnologie an einem Forschungsinstitut in Alexandria in Ägypten. Nach Deutschland kam er 1995 eher zufällig, um mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an der Uni Bielefeld seine Doktorarbeit zu schreiben. Eine Weile pendelte er zwischen Alexandria und Bielefeld, 2006 nahm er eine Gastprofessur in Bielefeld durch die Alexander von Humboldt Stiftung an. „Ich war immer in der Kirche aktiv und auch oft in Düsseldorf“, erzählt er.

Im Dezember 2015 wurde er Diakon, ein Jahr später weihte ihn Bischof Anba Michael zum Priester. „Es kam schnell die Frage auf, ob ich für die koptische Gemeinde in Düsseldorf zuständig sein möchte. Ich habe erst überlegt, aber dann meine Professur abgegeben, um ganz für die Gemeinde da zu sein. Ich habe es nie bereut.“