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Einsatz, Budget, GrößeWie Sie herausfinden, welches Fahrrad das richtige für Sie ist

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Handlicher Begleiter: Falträder finden mit ihrer Koffergröße gut im Zugabteil Platz.

Berlin – Gravel-Bike oder Lastenrad? Urban-Bike oder Fully? Oder doch ein normales Trekkingrad, der in Deutschland mit Abstand meistverkaufte Fahrradtyp. Aber was heißt hier noch normal?

Modelle unterscheiden sich oft nur im Marketing

Wer sich heutzutage ein neues Rad zulegen möchte, kommt mit der alten Unterscheidung zwischen Herren- und Damenmodell unter Angabe der Rahmengröße nicht weit. Um das richtige Rad zu finden, muss man meist mehr ins Detail gehen.

Aber alles gar nicht so schlimm, beruhigt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Es kursierten zwar einige neue Gattungsnamen. „Aber da ist viel Marketing dabei“, sagt der Experte. So sei ein Gravel-Bike nichts anderes als ein Rennrad mit etwas aufrechterer Sitzposition und breiteren Reifen für mehr Dämpfungskomfort auf Schotter (im Englischen: Gravel).

Und ein Fitness-Bike sei im Grunde ebenso ein Rennrad, nur dass an diesem ein gerader Lenker montiert sei, beschreibt David Eisenberger vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV).

Den persönlichen Bedarf herausfinden

Um sich einen Überblick über die sich ausdifferenzierenden Gattungen zu verschaffen, genüge es, einmal quer durch das Fachzeitschriftenangebot in einer Bahnhofsbuchhandlung zu blättern, sagt Filippek. Oder sich im Internet auf Fachportalen zu belesen.

Wer auf der Suche nach einem Mountainbike ist, weiß danach womöglich, ob er eher ein Trail- oder All-Mountain-Bike für längere Touren und sanftere Topografien benötigt oder doch ein Downhill-Mountainbike mit längerem Federweg für anspruchsvolle Abfahrten.

Damit klärt man seinen persönlichen Bedarf und zugleich die wichtigste Grundfrage: Für welchen Einsatzzweck benötige ich das Rad? „Will ich Wochenendtouren von 30 Kilometern und mehr machen oder nur von Zuhause zum Arbeitsplatz?“, sagt ZIV-Sprecher Eisenberger. Entsprechend wäre ein Trekkingrad oder eben ein City- oder Holland-Rad die richtige Wahl.

Das Budget festlegen

Sobald man den Fahrradtyp eingekreist hat, geht es ans Geld. Das Budget festlegen, sei der zweite Schritt, so Eisenberger. Ein Carbon-Rennrad etwa bleibt wohl ein Traum, wenn 1500 Euro die Obergrenze darstellen. Aber muss es Carbon sein? Am Ende ist es neben den finanziellen Möglichkeiten auch eine Frage des Anspruchs.

Über die Ausstattung sollte man sich aber einige Gedanken machen. Ansonsten könnte es später unpraktisch werden. Wer in flachen Gefilden unterwegs ist, dem genügt womöglich eine Nabenschaltung mit fünf nicht so fein gestaffelten Gängen. Wer ein Wartungsmuffel ist, möchte statt Ketten- vielleicht lieber einen haltbareren Riemenantrieb. Wer Radreisen plant, legt womöglich Wert auf Lowrider-Gepäckhalterungen.

Bei den Details lohnt es sich, genau aufzupassen: Denn es kommt vor, dass zum Beispiel das Schaltwerk hochwertig ist, aber beim Rest der Komponenten gespart wurde. „Wenn nicht Umwerfer, Kurbel, Schalthebel und Schaltwerk von der gleichen Gruppe sind, sollte man misstrauisch werden“, sagt Filippek. Beim E-Bike schadet es nicht, anhand des eigenen Fahrprofils ein paar Gedanken auf Reichweite und Ladezeiten zu verwenden.

Die Größe finden

Der nächste Punkt: Das Rad muss zur Körpergröße passen. Es gibt Maßanfertigungen, für welche Körpermaße individuell vermessen werden. Die kosten aber entsprechend. Dann gibt es mitunter die Auswahl zwischen verschiedenen Rahmengrößen, etwa M, L und XL. Manche Räder wiederum sind nur in Einheitsgrößen erhältlich. Ob es passt oder nicht ist auch eine Frage des Gefühls - deshalb ist eine Probefahrt stets unerlässlich, so die Experten.

Zwar hätten vor allem kleinere Fahrradläden ihre Ausstellungsmodelle nur selten in allen Rahmengrößen vorrätig, so Eisenberger. Doch auch wenn nicht alle Größen vorhanden seien, könne man bei Probefahrten zumindest verschiedene Gattungen miteinander vergleichen, meint Filippek - beispielsweise ein Gravelbike mit dem ähnlichen Cyclocrossrad oder ein vollgefedertes Fully mit einem Hardtail-Mountainbike, das eine Federgabel, aber keine Rahmendämpfung besitzt.

Baumarkt-Räder als Alternative?

Mit einem Anteil von 68 Prozent bei den verkauften Fahrrädern lag der Fachhandel im Jahr 2019 gegenüber den Internethändlern (24 Prozent) zwar weiterhin vorn. Doch fünf Jahre zuvor war der Abstand noch deutlicher (70 zu 11 Prozent).

Am meisten geschrumpft in diesem Zeitraum - von 19 auf 8 Prozent - ist nach ZIV-Angaben das Fahrradgeschäft in SB-Warenhäusern, Baumärkten und dem Lebensmitteleinzelhandel.

Die Räder in Baumärkten seien zwar auch „sicher und geprüft“, erklärt Eisenberger. Da es sich aber häufig um Einstiegsmodelle im unteren Preissegment handele, muss man vor allem beim Gewicht Abstriche machen: „Sie werden es merken, wenn Sie das Rad dann in den dritten Stock tragen müssen“, sagt Eisenberger.

Doch auch so ein Rad kann seinen Zweck erfüllen. „Wenn man nur zum Supermarkt rollt, dann muss das Rad nicht teuer sein“, meint Filippek. Allerdings sei es mit der Fachkompetenz der Baumarktmitarbeiter oft nicht allzu weit her, das könne sich bei der Montage der Räder bemerkbar machen. Zudem sei der Wartungs-Service schlechter oder es gebe keinen.

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Auch Onlinehändler bieten Beratung

Bei den spezialisierten Internethändlern dagegen ist das Service-Angebot nach Filippeks Einschätzung zuletzt immer besser geworden. Bei Firmen wie Canyon Bicycles oder Bike Components könnten Kaufinteressenten im Chat, am Telefon oder per Mail Fragen stellen. Zudem bieten die Websites meist detaillierte Größenrechner.

Sollte das Rad doch nicht zusagen, bestehe ein 30-tägiges Rückgaberecht - „theoretisch bieten wir also eine Probefahrt zu Hause an“, sagt Canyon-Sprecher Thorsten Lewandowski. Bei Bike Components hat der Kunde laut Produktmanager Christoph Schmitt ein 100-tägiges Rückgaberecht. Einkalkulieren sollte man bei den Onlineanbietern den Versand, der mit Verpackung meist um die 50 Euro kostet. Rücksendungen sind in der Regel kostenlos.

Typische Fehler vermeiden

Egal, wo Radler am Ende kaufen - sie neigen laut Filippek zu einem typischen Fehler: einer zu sehr vorgefassten Meinung. Sie haben einen Rad-Profi im Fernsehen gesehen und wollen nun ein Profi-Rennrad, obwohl sie vielleicht Rückenprobleme haben. Andere Kunden haben sich fest in den Kopf gesetzt, ein Mountainbike zu kaufen - obwohl sie nur in der Stadt unterwegs sind.

Apropos Stadt. Gerade dort ist das Diebstahlrisiko oft groß. Wer noch keines hat, sollte zum neuen Rad gleich ein Schloss mitkaufen. „60 Euro sollte man mindestens ausgeben“, rät Filippek. Zu diesem Preis gebe es gute Bügelschlösser. Kettenschlösser, die etwas taugen, sind dem ADFC-Experten zufolge weitaus teurer. (dpa/tmn)