Wer Rassismus, Antisemitismus, Homophobie oder eine andere Art von Anfeindung erlebt, kann den Vorfall bei diesen Kölner Meldestellen melden.
Anonym und diskretWo kann ich in Köln Diskriminierung melden?
Vor etwa vier Jahren will sich Enes Sariyar in einem Kölner Fitnessstudio anmelden. Die Probemitgliedschaft wird ihm verweigert, mit der Begründung, dass es bereits zu viele Männer im Studio gäbe. Ein vorgeschobener Grund, wie sich schnell zeigt, denn ein deutscher Freund von ihm erhält direkt im Anschluss problemlos eine Mitgliedschaft.
Es sind Situationen wie diese, in denen man von Diskriminierung spricht: Jemand wird aufgrund von Herkunft, Sprache, Religion, Sexualität, Geschlecht oder Aussehen benachteiligt oder ungleich behandelt. Das kann auf der Arbeit, bei der Wohnungssuche, auf dem Sportplatz und in den Kommentarspalten in den Sozialen Medien passieren.
Antisemitismus in Köln: Vereine beraten in Krisensituationen
Ein weiterer Vorfall: Ein älteres Ehepaar, das sich bei den Kölschen Kippa Köpp engagiert, wird vor ihrem Haus angesprochen. Jemand hält ihnen einen Aschenbecher hin und sagt, dass dort noch Platz für 5000 Juden sei. Derartige antisemitische Angriffe nehmen seit dem Terroranschlag auf Israel am 7. Oktober auch in Köln zu.
In Köln gibt es etliche Organisationen und Vereine, die in Krisensituationen helfen. Anonym und vertraulich beraten zum Beispiel das Anyway, eine neue Anlaufstelle für queere Menschen, und Agisra, eine Beratungsstelle für geflüchtete Frauen.
Köln: Etliche Beratungsangebote, drei Meldestellen
1110 Menschen haben 2022 einen Fall von Diskriminierung in Köln gemeldet oder Beratung dazu gesucht. Die Dunkelziffer der Fälle, die nicht bei den Kölner Meldestellen eingegangen sind, dürfte weitaus höher sein.
Darüber hinaus gibt es in Köln drei sogenannter Meldestellen, die Fälle von Diskriminierung registrieren und dokumentieren. Dabei geht es explizit auch um Vorfälle, die nicht strafbar sind.
Antidiskriminierungsbüro Köln
Das Antidiskriminierungsbüro (ADB) Köln ist eine unabhängige Anlauf- und Beratungsstelle für Menschen, die Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht haben. Wie die meisten anderen 42 ADBs in Nordrhein-Westfalen (NRW) beschäftigt sich das Kölner Büro mit jeglichen Formen von Diskriminierung: von Rassismus, über Transphobie bis hin zu Ableismus.
Der Trägerverein ist „Öffentlichkeit gegen Gewalt“, weshalb das Büro auch oft unter dem Kürzel „ÖgG“ zu finden ist. Das Büro bezieht Mittel von der Stadt Köln und dem Land NRW. Außerdem informieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Möglichkeiten des Rechtsschutzes. Das Büro nimmt Fälle von Diskriminierung über ein Formular auf der Website auf. Bei Bedarf wird die Meldung anonym registriert und Hilfe angeboten.
Antidiskriminierungsbüro Köln (ADB) / Öffentlichkeit gegen Gewalt (ÖgG), Berliner Straße 97-99, 51063 Köln | oegg.de
Antidiskriminierungsbüro Caritas
Die Caritas der Katholischen Kirche betreibt das zweite große Antidiskriminierungsbüro in Köln, das ebenso von der Stadt mitfinanziert wird. Auch hier können Fälle von Diskriminierung, die nicht unbedingt strafrechtlich relevant sein müssen, gemeldet werden. Die Ansprechpartnerinnen informieren auch über Bildungsangebote, Sensibilisierungsarbeit und Vernetzungsmöglichkeiten.
Über eine formlose E-Mail, die auf der Website angegeben ist, können Menschen ihre Erfahrung mit Diskriminierung teilen. Alternativ stehen die Mitarbeiterinnen auch direkt via E-Mail oder Telefon zur Verfügung. Meldung können in deutscher und englischer Sprache eingehen, wobei weitere Sprachen angeboten bestehen und im Zweifel Übersetzer zur Hilfe gezogen werden.
Antidiskriminierungsbüro Caritas, Bartholomäus-Schink-Straße 6,50825 Köln | caritas-koeln.de
Fachstelle gegen Antisemitismus
Das NS-Dokumentationszentrum in der Innenstadt betreibt seit 2021 ein landesweit einzigartiges Projekt: eine Meldestelle für antisemitische Vorfälle in Köln. Bei der Fachstelle gegen Antisemitismus, die ehemals „[m²] miteinander mittendrin“ hieß, können Betroffene ein Online-Meldeformular ausfüllen. Auch hier fließt der Dreiklang aus Bildung, Beratung und Dokumentation zusammen.
Das bundesweit nutzbare Meldeformular gehört zu der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS). Wenn man Köln als Standort angibt, dann landet die Meldung bei der Kölner Meldestelle. Alternativ können sich Betroffene direkt an den Mitverantwortlichen Daniel Vymyslicky telefonisch oder per E-Mail wenden, wie er auf Anfrage mitteilte. Meldungen können auf Deutsch, Englisch und Russisch abgegeben werden.
Fachstelle gegen Antisemitismus im NS-Dokumentationszentrum Köln, Appellhofplatz 23-25, 50667 Köln | antisemitismus-melden.koeln
Landes- und bundesweite Meldestellen für Diskriminierung
Über die Kölner Stadtgrenzen hinaus gibt es landes- und bundesweite Meldestellen, die Vorfälle in Köln sowie geografisch unabhängige Vorfälle registrieren. So registriert etwa die Meldestelle Antifeminismus der Amadeu Antonio Stiftung sexistische, frauenfeindliche und queerfeindliche Angriffe auf. Die Meldestelle von Damigra, der Dachverband der Migrantinnenorganisationen, sammelt ebenso bundesweit Vorfälle von Antifeminismus. RIAS nimmt bundesweit Meldungen über antisemitische Vorfälle auf und unterstützt Betroffene. Die Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW ist eine Anlaufstelle für Vereine, Spieler und Fans – egal ob Profi- oder Amateurbereich.
Das Integrationsministerium des Landes NRW baut aktuell ein Netzwerk auf, das aus der Meldestelle Antisemitismus und vier weiteren themenspezifischen Meldestellen bestehen soll: die Meldestelle Queerfeindlichkeit wird federführend von dem Queeren Netzwerk NRW konzipiert; MEDAR, die Melde- und Dokumentationsstelle für antimuslimischen Rassismus in NRW, die von den in Köln ansässigen Vereinen Interkultur und Coach getragen wird; die Meldestelle Antiziganismus des Vereins PLANB Ruhr sowie eine Meldestelle anti-Schwarzer, anti-asiatischer und weitere Formen von Rassismus unter der Federführung des Verbunds der sozial-kulturellen Migrantenvereine Dortmund. (mcl)