Statt Öl und GasIst das Heizen mit Holzpellets eine günstige und gute Alternative?
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Berlin – Wäre es nicht wunderbar, wenn man eigentlich nutzlosen Industriemüll zum Heizen weiterverwerten könnte? Und damit auch noch die so teuer gewordenen fossilen Energieträger Öl und Gas ersetzen? Das geht mit Holzpellets. Sie werden aus Holzabfällen wie Sägemehl und Hobelspänen gefertigt. Diese Verwertung ist einerseits gut für die Umwelt, sagen die einen. Ihnen gelten die Pellets als nachhaltig und CO2-neutral. Andererseits stehen die Pelletheizungen und -öfen wegen ihrer Emissionen in der Kritik von Umweltschützern.
Wie funktioniert eine Pelletheizung?
Es gibt verschiedene Varianten, mit Pellets zu heizen. Zunächst darf man eine Pelletheizung nicht mit einem Pellet-Einzelofen verwechseln. Er steht direkt im Wohnraum und hat einen kleinen Vorratsbehälter für eine oder mehrere Tagesrationen Holz-Presslinge. Seine Wärme wird direkt an die Raumluft abgegeben – also wie bei einem normalen Holzofen auch. Eine Alternative sind wasserführende Pellet-Öfen, die einen Teil der Energie nutzen, um Wasser zu erhitzen. Dabei wird überschüssige Wärme über Leitungssysteme in einen Pufferspeicher gelenkt, von wo aus Heizkörper versorgt werden und warmes Wasser für Bad und Küche bereitgestellt wird. Beide Varianten sind also Ergänzungen zu einer bestehenden Heizung.
Die Pellet-Zentralheizung versorgt hingegen das ganze Haus. Sie braucht für die viel größeren Mengen Heizmaterial einen Lagerraum. Oft werden daher Ölheizungen durch Pelletöfen ersetzt, denn das Öllager lässt sich zu einem Pelletraum umgestalten. Zum Vergleich: Ein Kilogramm Pellets erbringt beim Verbrennen ungefähr den Heizgehalt eines halben Liters Heizöl, so der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV).
Für welche Häuser kommt eine Pelletheizung in Frage?
„Pelletheizungen eignen sich zur Raumwärmeerzeugung für nahezu alle Gebäudetypen, da sie auch in älteren Gebäuden mit hohen Vorlauftemperaturen zurechtkommen, wo die Wärmepumpe viel Strom verbrauchen würde“, sagt Martin Bentele, Geschäftsführer des DEPV. Pellets werden daher in Einfamilienhäusern genauso wie im großen Wohnkomplexen verheizt.
Wie viel kosten Pellet-Zentralheizungen?
Sie kosten im Vergleich zu neuen Öl- und Gasheizungen zwei- bis dreimal so viel: Mit mindestens 25.000 Euro muss man laut DEPV für eine Zentralheizung rechnen. Dafür gibt es aber Förderung über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Der Standardzuschuss beträgt zehn Prozent der Kosten (ab 15.8.2022). Bei besonders emissionsarmen Biomasseanlagen erhöht sich der Zuschuss um fünf Prozent. Wird eine Ölheizung, eine Nachtspeicher- oder Kohleheizung, eine Gasetagenheizung oder eine 20 Jahre alte Gaszentralheizung ausgetauscht, erhöht sich der Fördersatz auf 20 Prozent.
Wer Pelletheizungen kombiniert – zum Beispiel mit Solarthermie oder Wärmepumpe – erhält bis zu 35 Prozent Förderung. Und setzt man auf staubarme Holzfeuerungen, gibt es vorläufig bis Jahresende 2022 einen sogenannten Innovationsbonus von fünf Prozent. Außerdem kann es regionale Fördertöpfe geben. Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft Co2online bietet online einen kostenlosen Fördermittel-Check an.
Die Pelletpreise sind weitgehend abhängig von der Höhe des Preises für Restholz. „Im letzten Jahrzehnt war der Pelletpreis von einer geringen Dynamik geprägt. Die durchschnittliche jährliche Preissteigerung von 2012 bis 2021 lag bei nur 0,24 Prozent“, sagt Martin Bentele. „Inflationsbereinigt war sogar ein Preisrückgang von 1,44 Prozent zu verzeichnen.“ Die Unruhe an den Energiemärkten trifft aber auch den Pelletmarkt in nicht vorhersehbarem Ausmaß. Verunsicherung unter den Verbrauchern hat dazu geführt, dass viele Pellets horten, was zu einer stark angestiegenen Nachfrage führte. Zusammen mit steigenden Rohstoff- und Produktionskosten verzeichnete das Deutsche Pelletinstitut daher im August einen Preisanstieg für Holzpellets auf 13,66 Cent je Kilowattstunde.
Welche Vorteile haben Pelletheizungen?
Pelletheizungen sind oft ein naheliegender Ersatz für Öl-und Gasheizungen. Die bestehenden Leitungen und Heizkörper lassen sich weiter nutzen und die Pellets lassen sich mit weiteren regenerativen Energiequellen wie Solarthermie kombinieren. Beim Austausch von Ölheizungen kann der Raum des Öllagers für den Pellettank genutzt werden.
Als ein wesentlicher Vorteil gilt den Befürwortern auch die Ökobilanz der Pelletheizungen. „Holz ist ein nachwachsender und heimischer Rohstoff, dessen Vorrat in den deutschen Wäldern höher ist als in jedem anderen EU-Land“, sagt Martin Bentele. „Pellets werden aus dem im Sägewerk anfallenden Restholz erzeugt. Sie verbrennen CO2-neutral, weil die Bäume vorher Kohlendioxid zu Sauerstoff umgewandelt haben.“
Wie nachhaltig und zukunftssicher sind Pelletheizungen?
Für Martin Bentele ist der Fall klar: Pelletheizungen erfüllen in der Regel die gesetzlichen Anforderungen zum Reinhalten der Luft in der Ersten Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (1. BImSchV). Diese messe ein Schornsteinfeger in der Praxis zweimal pro Jahr. Die Frage der Nachhaltigkeit ist allerdings auch eine Frage der Herkunft der Pellets: „Wenn die Pellets aus Abfallprodukten in den Sägewerken hergestellt werden, ist das in Ordnung. Nicht aber, wenn ganze Baumstämme zu Pellets werden“, sagt Stefan Materne vom Energieteam der Verbraucherzentrale. Für problematisch erachtet er auch eine zu hohe Nachfrage nach Pelletöfen und dem Brennstoff durch Industrie, Heizkraftwerke und private Verbraucher.
„Wenn die Pellets nicht mehr nur aus den Sägespänen bei der Holzverarbeitung gefertigt werden, aus Übersee nach Deutschland kommen oder aber wertvolles Holz zu Pellets wird, dann ist die Grenze des Zubaus an Pelletkesseln erreicht“, findet Materne. Derzeit hätten Pelletheizungen aber einen vergleichsweise kleinen Anteil am Heizungsmarkt – und erhalten deshalb weiterhin eine Förderung mit dem Ziel, diese Art zu heizen weiter zu verbreiten.
Woran erkennt man eine schadstoffarm arbeitende Pelletheizung?
Das Umweltbundesamt empfiehlt Heizungen mit Brennwerttechnik. Sie nutzen neben der normalen Energieausbeute zusätzlich die Wärme, die im Abgas enthalten ist, aus. Pellet-Brennwertkessel können daher die Effizienzklasse A++ erreichen. Einfache Pelletkessel liegen in der Effizienzklasse A+. Es ist hier sinnvoll, auf einen möglichst hohen Energieeffizienz-Kennwert von etwa 120 Prozent zu achten. Und ein sogenannter Staubabscheider kann die Schadstoffemission von Pelletkesseln verringern.
Wie finde ich umweltfreundlich hergestellte Pellets?
Am besten ist es, Pellets aus der Region zu kaufen – ihre Transportwege sind kurz. Das Umweltbundesamt rät Hausbesitzern, darauf zu achten, dass die Pellets aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Das erkennt man an den Siegeln FSC oder PEFC. Holzpellets sollten die Qualitätsklasse DIN Plus, ENplus oder DIN EN 17225-2 A1 aufweisen. Bei ENplus-Pellets sind die Qualitätsanforderungen am höchsten. (dpa)