Köln – In Sachen Klimaschutz gibt es in Deutschland nicht viel, worauf man stolz sein könnte, aber immerhin: Das Wassersparen liegt uns. 127 Liter Wasser verbraucht jeder Deutsche laut dem Bundeverband für Energie- und Wasserwirtschaft pro Tag, vor 30 Jahren waren es noch 20 Liter mehr. Doch wie sieht es bei unserem Autor Florian Holler zu Hause aus? Er hat eine Woche lang intensiv versucht, möglichst sparsam für Geld und Umwelt zu leben.
Der Spar-Check
Die Idee
Unser Autor Florian Holler hat eine Woche lang versucht, so sparsam und nachhaltig wie möglich zu leben. Hier erzählt er von seinen Erfahrungen.
Der Tester
Florian Holler ist 27 Jahre alt, er lebt seit 2014 in Köln und liebt die Kultur, das Kölsch und manchmal auch das Chaos der Stadt. Was Klimaschutz angeht, hat er sich bisher immer eher durchgewurschtelt. Nun prüft er, was für ihn wirklich funktioniert.
Die Klimakrise verschärft sich, und jetzt treibt die Inflation auch noch die Preise in die Höhe. Wie damit umgehen? Wie viel CO2 lässt sich durch individuellen Konsum einsparen? Welche Tricks lassen sich in den Alltag integrieren? Welche Spartipps sind besonders wirkungsvoll? Und vor allem: Wie teuer ist das?
Die Versuchsanordnung
Dies ist ausdrücklich ein Selbsttest und keine wissenschaftliche Versuchsanordnung. Wir wollen möglichst realitätsnah zeigen, wie viel man für sich im Alltag sparen, wie nachhaltig jeder und jede leben kann, daher gehen wir auch von einer alltäglichen und nicht von einer künstlich kreierten Situation aus.
Das Vorgehen
Um einen Vergleich zu haben, hat Florian Holler eine Woche lang Daten erhoben: den Stromverbrauch gecheckt, die Menge des produzierten Mülls festgestellt, geschaut, wie viel Wasser er pro Tag verbraucht. In der Folgewoche wurde dann gespart. Danach hat er verglichen.
Was man wissen muss: Ein geringer Wasserverbrauch ist nicht automatisch gut. Wird zu wenig verbraucht, können sich in Abwasserkanälen nicht nur Rückstände bilden und Leitungen verstopfen. Austrocknende Rohre, die nicht regelmäßig durchgespült werden, sind auch ein perfekter Nährboden für Keime. Es ist also knifflig.
Harte Einschnitte für einen passionierten Warmduscher
Und auch wenn die Wasserversorgung in Köln durch die Kölner Bucht zumindest laut Rheinenergie sichergestellt ist, ergibt ein verantwortungsvoller Umgang beim Wasserverbrauch durchaus Sinn. Vor allem wenn es um warmes Wasser geht. Das muss nämlich mit Strom, Gas oder anderen Energiequellen erhitzt werden, was Geld frisst und CO2 produziert.
Für mein Wasserspar-Experiment habe ich mich deswegen auf warmes Wasser konzentriert – und muss als bekennender und ausgiebiger Warmduscher harte Einschnitte vornehmen. Denn am effektivsten funktioniert das Sparen, indem man ganz einfach die Duschzeit verkürzt.
Mithilfe eines Eimers und einer Stoppuhr habe ich ausgerechnet, wie viel Wasser ich jeden Morgen in den Abfluss meiner Dusche jage. Der Wasserdruck meines Duschkopfes ist hoch, ganze 13 Liter laufen in der Minute durch. Ist aber auch angenehm, wer will sich schon unter einem Rinnsal sauber machen.
Duschen in der Kontrollwoche
Zehn Minuten stehe ich im Schnitt jeden Morgen unter der Dusche, das macht ganze 130 Liter am Tag. Außerdem bade ich jede Woche, das schluckt noch einmal etwa 150 Liter. 930 Liter warmes Wasser verbrauche ich so jede Woche.
Mithilfe des Duschrechners der Verbraucherzentrale habe ich ausgerechnet, wie viel Geld mich mein Duschverhalten kostet und wie viel CO2 ich dadurch produziere. Erhitzt wird das Wasser in meiner Wohnung mit Gas. Mit meinen Daten komme ich auf 9,16 Euro in der Woche und 19,6 kg CO2.
Duschen in der Sparwoche
Es gibt ja immer wieder Experten, die behaupten: Eine tägliche Dusche ist sowieso unnötig, ja sogar schädlich für Haut und Haare. Selbst wenn das stimmen mag, wollte ich das Risiko nicht eingehen, komplett auf das Duschen zu verzichten und es mir wegen meines Körpergeruchs mit meinen Mitmenschen zu verscherzen. Also musste eine andere Lösung her.
Stattdessen habe ich meine Duschzeit auf drei Minuten verkürzt. Eine Woche lang hechtete ich unter dem erbarmungslosen Takt des Weckers wie ein Sprinter unter den Duschkopf, um meinen Körper rechtzeitig von allen Shampooresten zu befreien. Duschen wurde für mich von einem entspannendem Morgenritual zur ersten sportlichen Herausforderung des Tages.
Gelohnt hat es sich allerdings: 657 Liter warmes Wasser habe ich in einer Woche eingespart. Nur 2,66 Euro habe ich laut Verbraucherzentrale ausgegeben, fast sieben Euro weniger also. Und auch dem Klima hats geholfen: Nur 5,46 kg CO2 gingen in der Sparwoche wegen meiner täglichen Dusche drauf.
Fazit
Warmes Wasser zu sparen, lohnt sich gleich doppelt: Man spart Geld und produziert weniger CO2. Nach der Sparwoche habe ich aber trotzdem erstmal ein ausgedehntes Bad gebraucht. Nennen Sie mich verwöhnt und ignorant, aber Duschen bedeutete für mich immer einen kurzen (bzw. langen) Moment der Entspannung und Sammlung, bevor der Stress des Alltags mich vor dem Badezimmer in Empfang nahm.
In der Sparwoche begann der Stress dagegen schon beim Anblick meines Duschkopfes. Trotzdem habe ich mir vorgenommen, nicht gleich wieder zehn Minuten unter der Dusche zu vertrödeln. Für meinen Geldbeutel, aber auch für die CO2-Bilanz lohnt sich das allemal.