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Corona-Krise in NRWWie Distanzunterricht ab Montag gegen das Virus helfen soll

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Schule Unterricht

Symbolbild.

  1. Mit der Abschaffung der Präsenzpflicht in den Schulen von NRW will die Landesregierung die dramatisch steigenden Corona-Zahlen drastisch reduzieren.
  2. Wie läuft das genau ab Montag ab?
  3. Die wichtigsten Fragen.

Düsseldorf – In Nordrhein-Westfalen wird die Präsenzpflicht an Schulen am Montag vorerst enden. Schüler der Stufen eins bis sieben können und sollen in der nächsten Woche von zu Hause aus am Unterricht teilnehmen können, ältere Schüler ab Klasse acht werden nur noch auf Distanz unterrichtet. Auf diese Weise, das hatte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Freitag erklärt, hofft die Landesregierung angesichts der dramatisch steigenden Corona-Zahlen die Zahl der Kontakte in den Schulen drastisch zu reduzieren. Die Betreuung der Schüler bleibe in dieser Zeit dennoch sichergestellt, versicherte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) zur Erläuterung der Pläne: „Alle Schulen bleiben offen, Unterricht findet statt.“

Was ist genau beschlossen worden?

Nach den Weihnachtsferien wird es zwei zusätzliche unterrichtsfreie Tage geben, sodass bis zum 10. Januar schulfrei ist. Die Landesregierung hatte schon vor Wochen entschieden, dass die Ferien zudem zwei Tage früher beginnen, also der 18. Dezember der letzte Schultag ist. Für Klassenarbeiten und Klausuren, die in der kommenden Woche aber fest eingeplant und nicht verschiebbar sind, müssen Schüler in die Klassenräume kommen. Das gelte auch für den 21. und 22. Dezember, der für alle anderen Schüler und Schülerinnen unterrichtsfrei sei, sagte Gebauer.

Was heißt „Abschaffung der Präsenzpflicht“?

Das heißt, dass die Schüler weiterhin unterrichtet werden, sie müssen aber dafür nicht in die Schule. Für Schüler bis Klasse sieben wird Eltern und Erziehungsberechtigten von Montag an freigestellt, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken oder sie von zu Hause aus lernen lassen. Die Entscheidung darüber ist dann bindend und sollte nicht während der Woche geändert werden. Die Schulen sollen sich auf diese Weise auf die verkleinerten Klassen einstellen können – auch mit Blick auf die Abstands- und Hygieneregeln. Die Schüler, die zu Hause bleiben, und die Schüler ab der achten Klasse bekommen dann Distanzunterricht.

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Was heißt Distanzunterricht?

Distanzunterricht sollte, wenn möglich, als Digitalunterricht erteilt werden. Es seien seit dem Sommer viele Schulen mit digitalen Endgeräten ausgestattet worden, sagte Gebauer. Wo ein digitaler Unterricht noch nicht möglich sei, sei Distanzunterricht auch gut auf andere Art und Weise möglich – die betroffenen Schulen seien darauf eingerichtet.

Gibt es besondere Maßnahmen für Corona-Hotspots?

Für Hotspot-Kommunen mit einer Wocheninzidenz von über 200 – also 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen – stehe auch für die Schulen ein Maßnahmenkasten bereit, sagte Gebauer. Dann könne der Sportunterricht ausgesetzt werden, sofern das Fach nicht prüfungsrelevant sei, etwa für das Abitur. Es sei auch die Einführung eines Wechselmodells möglich – aber nur für die Oberstufe. Und hier wiederum nicht für Abschlussklassen.

Reaktionen

Die Lehrergewerkschaft GEW nannte die von Ministerpräsident Laschet vorgestellten Maßnahmen „sinnvoll und unausweichlich“. Die Entwicklung der Infektionszahlen lasse keinen Unterricht in vollen Klassen mehr zu. „Die kommenden Wochen müssen von der Landesregierung genutzt werden, damit es am 11. Januar an den Kitas und Schulen sicherer weitergeht“, sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern.

Eva-Maria Voigt-Küppers, stellvertretende Vorsitzende, und Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW forderten den Rücktritt Gebauers: „Das Chaos an den Schulen wurde heute auf die Spitze getrieben. Yvonne Gebauer hat das Vertrauen, das es zur Bewältigung dieser Krise braucht, nachhaltig beschädigt. Es braucht nun auch personell einen kompletten Neustart in der Schulpolitik des Landes Nordrhein-Westfalen.“

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SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty forderte, die Landesregierung müsse die kommenden Wochen nutzen, „um endlich langfristige Perspektiven für die Zeit nach dem 10. Januar zu entwickeln“ . Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin der Grünen -Landtagsfraktion NRW sagte: „Den längst überfälligen Schwenk die Präsenzpflicht aufzuheben, hat Ministerin Gebauer offensichtlich nicht aus Einsicht in die wissenschaftlichen Mahnungen, sondern nur aufgrund des politischen Drucks und der erdrückenden Faktenlage gemacht.“