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Lange Schlange bei mobilem Impfangebot„Man kommt nicht mehr drum herum“

Lesezeit 3 Minuten
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Frank Klinkhammer ist jetzt zweimal geimpft.

Köln – Am Wetter kann es nicht liegen, dass die Schlange der Impfwilligen am Mittwochmittag vor dem Porzer Busbahnhof lang ist – es ist nass und kalt. Ein Grund ist wohl, dass es bald teuer wird für Ungeimpfte: Ab kommenden Montag müssen die Menschen für Corona-Tests selbst bezahlen – und die sind für nicht Geimpfte und nicht Genesene obligatorisch, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

„Man kommt nicht mehr drum herum“

„Man kommt einfach nicht mehr drum herum“, sagt Frank Klinkhammer, der sich um kurz vor 12 Uhr als einer der ersten in die Schlange einreiht, „wenn man irgendwas machen will, muss man geimpft sein – oder jetzt eben für einen Test zahlen, und wer will das schon?“ Der 53-Jährige hadert damit, dass Corona-Tests nicht länger kostenfrei bleiben. „Ich habe gerade erst von einem Mann in meinem Alter gehört, der an Corona gestorben ist, obwohl er zweimal geimpft war“, sagt er. „Ich hole mir jetzt die zweite Impfung ab, weil man es praktisch muss. Sonst würde ich das nicht tun.“

„Es gibt gute Gründe für eine Impfung“

„Es war eine Abwägung. Die Einschränkungen sind inzwischen ohne Impfung einfach zu groß“, sagt eine 43-jährige Frau, nach dem sie in einem Krankentransportwagen ihre Zweitimpfung bekommen hat. Es gebe „gute Gründe für eine Impfung, aber man weiß nichts über die Langzeitfolgen“. Der Staat, sagt sie, „drängt uns ein bisschen zu sehr dazu, sich impfen zu lassen. Aber es ist okay für mich. Ich leugne Corona ja nicht“.

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Ayaz (14) und Mutter Meltem Kenar

Stefan Jucken koordiniert die mobilen Impfteams, seit das Projekt Anfang Mai in Chorweiler mit einem Riesenansturm begann. In Porz verantwortet er den 111. Einsatz im Stadtgebiet. „Das Ziel war zuerst die Gefahrenabwehr in vulnerablen Vierteln mit besonders hoher Inzidenz“, sagt er. „Die Nachfrage reduzierte sich etwas, als es genug Impfstoff gab und Impfungen auch bei Hausärzten möglich waren, trotzdem nehmen die Impfangebote vor Ort nach wie vor viele Menschen wahr.“ In den vergangenen zwei bis drei Wochen habe die Nachfrage nochmal angezogen.

„Inzwischen ist die Quote der Zweitimpfungen recht hoch, es kommen bereits auch Menschen, für die die Stiko eine Booster-Impfung empfiehlt und deren Zweitimpfung mehr als ein halbes Jahr zurückliegt, zu einer dritten Impfung.“ Um 17 Uhr haben sich in Porz am Dienstag bereits 110 Menschen impfen lassen.

Auch junge Mütter und Schwangere stehen an

Im Regen warten auch viele junge Menschen wie der 14-jährige Ayaz, der mit seiner Mutter Meltem Kenar gekommen ist. „Ich spiele Fußball und habe keine Lust, mich vor Spielen ständig testen zu lassen“, sagt Ayaz, der nach einer Corona-Infektion leichte Grippesymptome hatte. „Es ist gut, wenn sich möglichst viele Menschen impfen lassen, damit wir diese Pandemie endlich in den Griff bekommen“, sagt seine Mutter.

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Reger Betrieb vor den Impfmobilen

Auch zwei junge Frauen lassen sich am Mittag impfen. Die eine hat vor zwei Wochen ihr Baby bekommen und ist froh, „jetzt endlich geimpft zu sein“, die andere wurde nach ihrer Erstimpfung im März schwanger, „die Stiko hat zuerst empfohlen, während der Schwangerschaft keine zweite Impfung zu machen, jetzt wurde das geändert, deswegen bin ich hier“.

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Neben den beiden Frauen füllt ein Mann Mitte 40 die Einwilligungserklärung aus, der im April an Corona erkrankt war und „schwere Symptome hatte“, wie er sagt. „Ich hatte auch Atemnot nachts, ein paar Mal dachte ich, ich müsste ins Krankenhaus“. Nun sei er froh, geimpft zu sein – „natürlich fühle ich mich dadurch sicherer“.

Die Nachfrage ist groß

Die jüngsten Angebote des mobilen Impfteams wurden rege genutzt: So ließen sich in der vergangenen Woche am Wiener Platz 219 Menschen impfen, auf dem Ikea-Parkplatz in Ossendorf 277, am Brüsseler Platz 190 und vor dem Büro des Flüchtlingsrats in Nippes 173. Bis Ende Oktober sind die mobilen Impfteams täglich in den Veedeln unterwegs.