Düsseldorf – Länger als andere Bundesländer wie Bayern und Berlin hat Nordrhein-Westfalen gebraucht, um sich zu einer Regelung durchzuringen, die das Tragen der Masken in der Schule betrifft – oder auch deren Abschaffung, die in Teilen der Republik wie bei den genannten Vorreitern bereits Realität ist.
Mit einer Schulmail vom Mittwoch gibt es nun Klarheit: Die Landesregierung stellt eine Lockerung der Maskenpflicht an den Schulen in Nordrhein-Westfalen vom 2. November an in Aussicht.
Ausschlaggebend sei das weitere Infektionsgeschehen, doch wenn es die Lage nach den Herbstferien verantwortbar erscheinen lässt, sei das Ziel, die Maskenpflicht im Unterricht auf den Sitzplätzen mit Beginn der zweiten Woche nach den Herbstferien abzuschaffen, so das Ministerium von Yvonne Gebauer (FDP). Eine Maskenpflicht besteht dann nur noch im übrigen Schulgebäude. Im Außenbereich gibt es bereits heute keine Verpflichtung mehr, den Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
„Keine Experimente kurz vor und nach den Herbstferien"
Am Dienstag hatte sich Gebauer mit den Verbänden getroffen, so wie sie es in der Pandemie zur Praxis erhoben hat. Vor allem die Lehrerverbände wie der Philologenverband warnten vor übereilten Schritten. Es dürfe keine „Experimente kurz vor und nach den Herbstferien geben, wie etwa durch den Fall der Maskenpflicht“, so dessen Vorsitzende Sabine Mistler. In den ersten zwei Wochen nach den Ferien brauche es weiter eine Maskenpflicht im Unterricht, betonte Mistler.
Man müsse zunächst mittels Corona-Testungen genau beobachten, wie sich die Infektionszahlen nach Rückkehr aus dem Urlaub in den Schulen entwickeln. Dann werde sich zeigen, ob die Masken fallen könnten. „Wichtig ist der Präsenzunterricht, und es dürfen keine weiteren bürokratischen Aufgaben damit verbunden werden.“
Sinkende Infektionszahlen
Bildungsministerin Gebauer verweist einerseits auf die sinkenden Infektionen, will sich andererseits aber auch darauf vorbereiten, dass Reiserückkehrer das Virus mitbringen könnten und dass generell in der kalten Jahreszeit auch die Ansteckungszahlen mit Covid 19 wieder ansteigen könnten. Auf Anfrage sagt Gebauer: „Wir sind in dieses Schuljahr mit der Maßgabe gestartet, an unseren Schulen trotz strenger Vorgaben für die Hygiene und den Infektionsschutz stets so viel Normalität wie möglich zuzulassen.
Auf diesem Weg sind wir erfolgreich vorangekommen. Unsere Maßnahmen wirken und sichern einen stabilen Unterrichtsbetrieb in Präsenz. Die Infektionslage hat sich in den vergangenen Wochen spürbar verbessert.“
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert schon länger ein Ende der Maskenpflicht an Schulen. Dafür sei jetzt der richtige Zeitpunkt, sagte der Verbandssprecher, der Berliner Kinderarzt Jakob Maske. Kinder und Jugendliche hätten genug gelitten, zurückgesteckt und Rücksicht auf Ältere genommen. „Jetzt ist endlich wieder Zeit, normalen Unterricht zu machen, normal durch Mund und Nase atmen zu können, ohne dass hier eine Beschränkung durch die Maske da ist."
Zur Ankündigung der Landesregierung erklärt Jochen Ott, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW: „Wir wissen aus dem vergangenen Jahr, welche Risiken der Herbst mit sich bringen kann. Vor allem durch Reiserückkehrer nach den Herbstferien ist das Infektionsgeschehen nur schwer absehbar. Insofern ist es richtig, die Auswirkungen der Herbstferien erst einmal abzuwarten und die Maskenpflicht auf den Sitzplätzen im Unterricht nicht bereits jetzt abzuschaffen." Die SPD hätte es allerdings begrüßt, das tatsächliche Ende der Maskenpflicht im Lichte der weiteren Entwicklungen zu diskutieren und erst dann zu einer Entscheidung zu kommen, so Ott.
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Laut Schulmail werden am ersten Schultag nach den Herbstferien (25. Oktober 2021) zum Unterrichtsbeginn in allen Schulen einschließlich der Grund- und Förderschulen Testungen für Schülerinnen und Schüler, die nicht immunisiert (geimpft oder genesen) sind, durchgeführt.
Für Lehrkräfte und sonstiges schulisches Personal gilt dies entsprechend. Vom zweiten Schultag an werden die schon bislang in den Schulen durchgeführten Tests für Schülerinnen und Schüler sowie für das in Präsenz tätige schulische Personal bis zum Beginn der Weihnachtsferien fortgeführt. Das gilt sowohl für die Corona-Selbsttests (dreimal pro Woche) als auch für die PCR-Pooltests (zweimal pro Woche).
In den Ferien benötigen Schülerinnen und Schüler – sofern sie nicht geimpft oder genesen sind – für alle 3G-Veranstaltungen in den Ferien einen aktuellen negativen Test. Dieses führe zu vermehrten Tests bei Freizeitaktivitäten in den Ferien und damit zu einer insgesamt besseren Überwachung der Infektionslage, so das Schulministerium.
Zur Maskenpflicht heißt es in der Schulmail: „Gerade in Nordrhein-Westfalen ist eine stetige Zunahme der Impfquote bei Schülerinnen und Schülern festzustellen. Für Lehrkräfte und das sonstige schulische Personal gilt das ohnehin.“ Vor dem Hintergrund dieser positiven Entwicklung und unter Berücksichtigung des weiteren Infektionsgeschehens strebe nun auch NRW das Ende der Maskenpflicht im Unterricht an.
Positive Reaktionen in Köln
Kölner Schulleiterinnen und Schulleiter sehen das angekündigte Ende der Maskenpflicht mit der Pufferzone nach den Ferien positiv. Barbara Veith-Grimm, Leiterin des Gymnasiums Schaurtestraße, befürwortet die Pläne, die Maske eine Woche nach den Herbstferien vorbehaltlich der dann herrrschenden Infektionslage abzusetzen.
„Ich finde es gut, dass die Masken abgesetzt werden, wenn nach den Ferien noch eine Woche zur Sicherheit abgewartet worden ist. Es wird ja intensiv getestet und wir haben seit Wochen hier keine Fälle mehr. Viele Kolleginnen und Kollegen wären froh, ihre 5er-Schüler wieder ohne Maske zu sehen und den Leistungskursen nicht mehr zuzumuten, Klausuren mit Maske zu schreiben." Wenn Eltern Bedenken hätten, sei es den Kindern ja unbenommen, die Masken im Klassenraum weiter zu tragen.
Lüder Ruschmeyer, Leiter des Gymnasiums Kreuzgasse, sagt: „Auch wenn es die Kommunikation für uns schwieriger macht, ist es, finde ich vernünftig, nach den Herbstferien noch eine Woche abzuwarten, was die reisenden Familien aus den Urlaubsländern mitbringen." Insofern findet Ruschmeyer die Einschränkung „vorbehaltlich der Infektionslage" gut, auch wenn es einfacher wäre, das jetzt schon klar zu kommunizieren. „Es ist die Hoffnung von uns allen – Schülerinnen und Schülern und Kollegium, dass wir uns endlich wieder ins Gesicht gucken können und auch die Mimik der Schüler erfassen.“