Düsseldorf – Die Schulen in Nordrhein-Westfalen sollen bei einem Inzidenzwert von unter 100 vom 31. Mai an in den Präsenzunterricht zurückkehren. Für die Rückkehr der Kindertagesstätten zum Normalbetrieb liegt der Inzidenzwert bei 60, Hochschulen sollen bereits im laufenden Sommersemester Erleichterungen in der Pandemie gewährt werden, vor allem auch bei den Prüfungen. Das kündigte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bei einer Landtagsaussprache über die Folgen von Corona auf Kinder und Jugendliche an.
Nachdem die ältere Generation zunächst im Fokus der Pandemiebekämpfung stand, seien jetzt die Jüngeren an der Reihe. Nun sei die „Solidarität der Alten mit den Jungen“ gefragt, so Laschet. Die Zulassung eines Impfstoffs für Kinder ab zwölf Jahren werde voraussichtlich noch in diesem Monat erfolgen. Laschet dankte Bildungsministerin Yvonne Gebauer und Familienminister Joachim Stamp, beide FDP, auch gegen heftige Widerstände an der Präsenz in Schulen und Kindertagesstätten festgehalten zu haben.
Impfzentren offen halten
Für Studierende, die häufig keinen eigenen Hausarzt konsultierten, müssten die Impfzentren bis in den September hinein und darüber hinaus in Betrieb bleiben. „Das Impfen muss bis zum Herbst sichergestellt sein“, sagte Laschet. SPD-Oppositionsführer Thomas Kutschaty warnte angesichts der Aussicht auf Lockerung davor, bereits von Normalität zu sprechen. Die Landesregierung sei bereits mehrfach „völlig unvorbereitet“ in einen Wechsel von Öffnung und Schließung hineingeraten – sie habe die Eltern und Schulen allein gelassen und durch das lange Festhalten am Präsenzunterricht eine „Bildungskatastrophe“ herbeigeführt.
Bildungspolitik aus Starrsinn
Laschet und Bildungsministerin Gebauer stünden mit ihrer Bildungspolitik „aus Starrsinn vereinsamt“ da. Kutschaty forderte, Lehramtskandidaten und pensionierte Lehrer in den Unterricht einzubinden, um Lernlücken zu schließen. Zudem müssten die Familien dauerhaft von Gebühren für Kindertagesstätten und Offenen Ganztag befreit werden.
Welche Fehler machen wir beim Lernen? Die Lehr-Lernforscherin Ines Langemeyer war zu Gast im Schul-Check-Podcast und ordnet Lernmythen ein:
Auch Josefine Paul, Vorsitzende der Landtagsfraktion der Grünen in NRW, plädierte für eine Erstattung der Gebühren zumindest bis zum Monat April. Sie warf der Landesregierung vor, der Öffnung von Möbelhäusern und aktuell Biergärten größere Priorität einzuräumen als der Sorge um Kinder, Jugendliche und Familien.
Der AfD-Abgeordnete Helmut Seifen sprach von einem „verlorenen Jahr“ für Schülerinnen und Schüler und bezeichnete die Schulschließungen als überzogen und skandalös.
Rückblick der Ministerin
In einem Rückblick auf die vergangenen Monate der Pandemie lobte Bildungsministerin Gebauer Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und deren Familien. Es sei gelungen, ordentliche Abschlüsse zu gewährleisten – das Abitur 2021 sei wie alle anderen Prüfungen vollwertig und vergleichbar mit normalen Jahren.
Die in Aussicht gestellte Rückkehr in den Präsenzunterricht verband Gebauer mit der Hoffnung auf ein versöhnliches Ende des Schuljahres, da nun für die Dauer von fünf Wochen bis zu den Sommerferien ein guter Schritt auf dem Weg zur Normalität getan werde – auch wenn die Hygienevorgaben weiterhin gelten. Zugleich komme es darauf an, Lernlücken und soziale Probleme zu bekämpfen. Zu diesem Zweck legt die NRW-Landesregierung das Programm „Extrazeit“ zur Aufarbeitung pandemiebedingter Defizite auf. Es startet in den Sommerferien und dauert vermutlich so lange, wie die Pandemie selbst angehalten haben wird; auch Vereine und Nachhilfeorganisationen sollen sich daran beteiligen.
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Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in NRW kritisiert die Ankündigung zur Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts in voller Klassenstärke ab dem 31.Mai bei einer Inzidenz von unter 100. Dazu sagte die GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern: „Das ist nicht genügend durchdacht und stellt die Schulen wieder vor große Herausforderungen. Wir haben ein Signal der Landesregierung für einen gesicherten Betrieb aller Schulen bis zu den Sommerferien erwartet.“ Berlin schlage einen besseren Weg ein, dort sei Wechselunterricht bis zu den Ferien geplant. Aus Sicht der Gewerkschaft wäre es sinnvoller gewesen, die Entwicklung der Lage bis zum 7. Juni abzuwarten und dann zu entscheiden, wie es in den dann vier Wochen bis zu den Ferien weitergehen soll.