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Von Bildungsprofis für Lehrkräfte6 Tipps für guten digitalen Unterricht im Lockdown

Lesezeit 5 Minuten
Symbolbild Digital Computer Unterricht

Der Bedarf an digitalen Unterrichtskonzepten bei Lehrern ist groß.

Köln – Für viele Schülerinnen und Schüler bleibt die Präsenzpflicht an Schulen in NRW vorerst aufgehoben. Der Bedarf an guten und einfachen Lösungen für digitalen Unterricht ist weiter hoch.

Wir haben deswegen bei Bildungsprofis nach ihren Tipps für gelungenen Distanzunterricht gefragt. Das sind die Ergebnisse:

Digitale Pinnwand

„Die Plattform Padlet ist eine einfache Lösung für eine digitale Pinnwand“, sagt Florian Emrich, Lehrer und stellvertretender Schulleiter der Grundschule Niederkassel. Als Medienberater unterstützt er außerdem Schulen in der Region bei der Digitalisierung. Padlet eigne sich gut dazu, einfache Inhalte zu hinterlegen, sagt Emrich. Dabei könne es sich zum Beispiel um einen Link zu einem Youtube-Video handeln oder um ein Arbeitsblatt. Außerdem können Schülerinnen und Schüler mit der kostenlosen Lösung Arbeitsergebnisse präsentieren oder gemeinsam Ideen sammeln. Zudem gibt es für sie eine Kommentarfunktion.

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Der Vorteil gegenüber anderen Plattformen: „Padlet ist in einer Viertelstunde eingerichtet“, so Emrich. Den Link könnten Lehrerinnen und Lehrer anschließend einfach den Eltern per Mail schicken, fortan habe die ganze Klasse Zugriff auf die Inhalte der digitalen Pinnwand. Lehrkräfte müssen sich registrieren, Schülerinnen und Schüler hingegen nicht.

Hier klicken, um zu Padlet zu gelangen.

Kommunikation aufrechthalten

Noch wichtiger als die Versorgung mit Aufgaben und Bergen von Arbeitsblättern sei, den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern aufrechtzuerhalten, sagt Emrich. „Aus Elterngesprächen weiß ich, dass die Lust der Schülerinnen und Schüler schnell verfliegt, wenn sie keine Möglichkeit haben, Rückfragen zu stellen und ein Feedback zu erhalten.“

Videokonferenztools wie Zoom könnten dabei nützlich sein, so Emrich, darüber hinaus aber auch helfen, Kindern den Kontakt untereinander zu ermöglichen. Dafür reiche es, den Link für einen Zoom-Raum an Eltern weiterzuleiten. „Dass Kinder sich sehen, sich austauschen und miteinander sprechen können, ist für sie ein echtes Highlight“, sagt Emrich. Wenn Eltern nicht wollen, dass Zoom genutzt wird, müsse zur Not das Telefon herhalten, um in Erfahrung zu bringen, wie Schülerinnen und Schüler mit der Situation zurechtkommen, sagt Emrich.

Grauzonen nutzen

Myrle Dziak-Mahler, langjährige Leiterin des Zentrums für LehrerInnenbildung der Uni Köln, rät Lehrkräften dazu, nicht auf Erlasse zu warten, sondern kreativ zu werden bei der Unterrichtsgestaltung. „Oft wird man im Referendariat schon eingenordet und prägt sich ein, sich von Ansagen lenken zu lassen, die von Juristen geschrieben wurden“, sagt Dziak-Mahler. „Das System erfordert es nur selten ‚out of the box’ zu denken.“

Dabei sei es gerade jetzt notwendig, auch Grauzonen zu nutzen. „In der jetzigen Situation ist der Lehrplan doch zweitrangig“, so die Expertin. „Wenn eine Klassenarbeit gerade nicht passt, dann muss sie nicht geschrieben werden. Dann kann man ebenso gut eine Projektarbeit mit den Schülerinnen und Schülern machen, die ihre aktuelle Lebenswelt mit Schulstoff verbindet, und diese benoten.“ Niemand müsse sich von Prüfungen jagen lassen.

Und was, wenn der Schulleiter das nicht möchte? „Dann erzählt man es möglicherweise nicht“, sagt Dziak-Mahler. Die Hauptsache sei doch, dass am Ende eine Note eingetragen werde – wie sie entstanden ist, sei zweitrangig. „Lehrerinnen und Lehrer sollten keine Angst vor eigenen Entscheidungen haben, sondern auf ihren gesunden Menschenverstand hören“, so Dziak-Mahler. „Sie sind hochausgebildete Akademiker, die mutig sein und auf ihre Einschätzungen vertrauen können.“

Anregungen könnten sich Lehrkräfte zum Beispiel bei Schulen holen, die den Deutschen Schulpreis gewonnen hätten. Darunter sei wohl keine, die nicht gegen Konventionen verstoßen oder Grauzonen genutzt habe, sagt Dziak-Mahler.

Von Schülerinnen und Schülern lernen

Lehrkräfte, denen es noch an technologischen Kenntnissen mangelt, sollten die digital gut gerüsteten Schülerinnen und Schüler nutzen, um den eigenen Mangel auszugleichen, rät Expertin Dziak-Mahler. So könnte eine Aufgabe lauten, im Internet passendes Unterrichtsmaterial zu einem Problem zu finden und mit Hilfe der Fundstücke gemeinsam Lösungen zu diskutieren. Damit, so Dziak-Mahler, schlage man zwei Fliegen mit einer Klappe: Erstens würden dadurch die digitalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler geschärft, zweitens könne Schulstoff erarbeitet werden, ohne dass ein Mangel an technischen Fähigkeiten zur unüberwindbaren Hürde werde.

Analoge Konzepte nicht 1:1 übertragen

„Damit, den analogen Stundenplan im Digitalen abzubilden, macht man es sich unnötig schwer“, sagt Bob Blume, Gymnasiallehrer für die Fächer Deutsch, Englisch und Geschichte. Blume bloggt seit Jahren online als „Netzlehrer“ über digitale Bildung und Unterrichtsgestaltung. Er rät Lehrerinnen und Lehrern, sich genau zu überlegen, welche Unterrichtselemente gemeinsam – zum Beispiel mit Hilfe einer Videokonferenz – gestaltet werden müssen und welche unabhängig von Ort und Zeit funktionieren.

„Ein Youtube-Video müssen die Kinder nicht gleichzeitig schauen, sondern können es abrufen, wo sie wollen und so oft sie wollen“, sagt Blume. Dafür bräuchten die Schülerinnen und Schüler also beispielsweise nur den Link. Während einer Videokonferenz könnten hingegen Unterrichtsphasen stattfinden, bei denen sie aktiv werden, zum Beispiel, wenn Lösungen vorgetragen werden, eine genaue Erklärung notwendig ist oder bei Nachbesprechungen.

Erfahrungen nutzen

„Man muss gar nicht selbst aktiv werden und sich neue Unterrichtskonzepte ausdenken“, sagt Bob Blume. „In sozialen Netzwerken gibt es tolle Impulse von Kolleginnen und Kollegen, die einen Einblick in digitalen Unterricht geben.“ Der „Netzlehrer“ empfiehlt etwa den Hashtag #twitterlehrerzimmer bei Twitter, über den viele Lehrkräfte aus ganz Deutschland miteinander kommunizieren. Auch auf seiner eigenen Homepage gibt Blume viele Tipps zum digitalen Fernunterricht.