Mönchengladbach/Köln – Justin Diehl, Emin Kujovic sowie Jakob Krautkrämer haben die U19 des 1. FC Köln mit ihren Treffern zum 3:1 (2:0) gegen Borussia Mönchengladbach geführt. Überschattet wurde das umkämpfte A-Junioren-Bundesliga-Derby von einer Rudelbildung erheblichen Ausmaßes in der Nachspielzeit, in dessen Folge Selim Turping (Mönchengladbach) und FC-Trainer Stefan Ruthenbeck die Rote Karte sahen.
In Sichtweite zum Borussia-Park, auf Nebenplatz 10, hatte der Unparteiische Nico Lorenz alle Hände voll zu tun. Der 25-Jährige zeigte eine gute Leistung und verteilte binnen 96 Spielminuten stattliche elf Gelbe Karten. Sechs davon für die Kölner – und jene zwei Roten, als das Spiel längst entschieden war. Für den mit der Spielleitung betrauten Studenten aus Dresden war es zugleich die Premiere in der A-Junioren-Bundesliga West. Seine vorherigen Einsätze (13) in der höchsten deutschen Juniorenliga bestritt Lorenz in der Staffel Nord/Nordost.
„Mein erster Gedanke war: Er hat sich das Genick gebrochen“
Für den 1. FC Köln, der auf die Torgaranten Damion Downs (5 Saisontore/Meniskusoperation) und Jaka Cuber Potocnik (6/Adduktorenbeschwerden) verzichten musste, lief eine Woche nach der ersten Saisonniederlage gegen Rot-Weiß Oberhausen (1:2) am Niederrhein alles wie erhofft. Diehl (33.) und Kujovic (41.) aus der Distanz schossen den FC zu einer beruhigenden Pausenführung. In der von hoher Intensität geprägten Partie gelang Noah Adedeji (75.) der Anschlusstreffer, ehe dem für Matti Wagner (verletzt) eingewechselten Krautkrämer (90.) die Entscheidung gelang. Wenig später, es lief die 94. Spielminute, rammte Turping ohne Rücksicht auf Verluste den Kölner Linksverteidiger Max Finkgräfe an der Seitenauslinie regelrecht an die Bande. Es war das Schlimmste zu befürchten.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Ich war dermaßen erschrocken, dass ich sofort zu Max bin“, sagte Ruthenbeck. Endstation war allerdings die Gladbacher Bank. Wie auf den Videoaufzeichnungen deutlich erkennbar ist, stoppten zwei Mitglieder des dortigen Trainerstabes den Kölner Coach unter Zuhilfenahme körperlicher Gewalt. „Max war in der Vergangenheit so oft verletzt. Ich habe mir Sorgen gemacht und wollte sehen, wie es ihm geht. Ich bin gleichermaßen Trainer und Pädagoge“, erklärte der 50-Jährige die Situation. Er habe sich in der Pflicht gefühlt, zu helfen. „Mein erster Gedanke war: Er hat sich das Genick gebrochen. Dann bin ich los. Und ich würde es wieder so machen. Die Aggression geht nicht von mir aus. Ich will nur meinem Jungen helfen. Das ist alles.“
Bei aller guten Absicht wird Ruthenbeck, Träger des Fair-ist-mehr-Bundespreises, um eine Sperre wohl nicht umhin kommen. Im Sinne der Regularien dürfte sein Verhalten, das Verlassen der Coachingzone, wohl auch bei einer möglichen Sportgerichtsverhandlung als auslösender Faktor der späteren Rudelbildung gewertet werden.