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ADACNRW Stauland Nummer eins – deswegen wird es immer schlimmer

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Symbolbild

Köln/Düsseldorf – Das Chaos auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen wird immer schlimmer. Die Zahl der Staus hat im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2015 laut ADAC noch einmal um 20 Prozent zugenommen. In der Bilanz des Automobilclubs nimmt das bevölkerungsreichste Bundesland mit einem Anteil von 28 Prozent an allen Staus in Deutschland damit erneut den Spitzenplatz ein. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Bayern (21 Prozent) und Baden-Württemberg (13 Prozent).

Auf den mehr als 2200 Autobahn-Kilometern des Landes wurden rund 218 000 Staus gezählt (2015: 182 000). Beinahe 124 000 Stunden büßten Autofahrer in NRW ein (2015: 105 000 Stunden). Alle Staus zusammengerechnet ergeben eine Länge von rund 388 000 Kilometern (2015: 323000 Kilometer). Die wesentlichen Gründe sind neben einer detaillierteren Erfassung des Verkehrsgeschehens vor allem die große Anzahl an Baustellen und eine weitere Zunahme des Verkehrs um 2,5 Prozent gegenüber 2015.

Das NRW-Verkehrsministerium geht davon aus, dass sich die Lage wegen der vielen Baustellen in den kommenden Jahren nicht entspannen wird. Die Kritik des Präsidenten der Industrie- und Handelskammer zu Köln, Werner Görg, das Land leiste bei der Sanierung seiner Autobahnen einen Offenbarungseid, wies Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) zurück. NRW habe in den vergangenen Jahren nur einmal nicht alle Bundesmittel für die Sanierung und den Neubau abrufen können. 41,8 Millionen Euro konnten 2013 nicht verbaut werden, weil es dem Landesbetrieb Straßen an Fachpersonal mangelte. Damals habe man mit mehreren Bauvorhaben nicht starten können, „weil die Zustimmung des Bundes fehlte oder aufgrund neuer Entwicklungen in Klageverfahren“. Beim Landesbetrieb Straßen NRW habe es damals wegen Personalabbau keine Reserveplanungen gegeben, so dass das Geld nicht für Alternativprojekte eingesetzt werden konnte. Insgesamt habe das Land seit 2012 152 Millionen Euro mehr abgerufen als ihm zugestanden hätten, zuletzt 23,9 Millionen Euro im Jahr 2016. Im vergangenen Jahr habe NRW mit 1,1 Milliarden Euro eine Rekordsumme umgesetzt.

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Streit um Bundesmittel

„Ich wundere mich sehr. Die Aussage von Herrn Görg beim Jahresempfang mit Bundeskanzlerin Merkel, die er nach wie vor auf Youtube verbreitet, ist die pure Unwahrheit“, sagte Verkehrsminister Groschek dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dass NRW 2014 Mittel vom Bund nicht abgerufen habe, sei falsch. „2014 haben wir 95,8 Millionen Euro mehr Bundesmittel abgenommen und verbaut als ursprünglich zugewiesen.“

Bis 2030 wird der Bund nach Angaben des SPD-Landtagsabgeordneten Jochen Ott 14 Milliarden Euro in das Straßennetz von NRW stecken. Von den im neuen Bundesverkehrswegeplan vorgesehenen Geldern für Anti-Stau-Sofortprogramme werden 40 Prozent nach NRW fließen. „Gleichzeitig haben wir Baumaßnahmen mit einem Volumen von 1,43 Milliarden Euro geplant, die vom Bund finanziert und freigegeben sind“, sagte Ott. „Wir stecken nicht im Planungsstau, sondern geben Vollgas.“ Das Planfeststellungsverfahren für den Neubau der Leverkusener Brücke sei in zwölf Monaten abgeschlossen worden.

Region um Köln besonders belastet

Besonders belastet waren die Autobahnen 1, 3 und 40. Der Autobahnabschnitt mit den meisten Staus war erneut die A 46 von Düsseldorf nach Wuppertal (15 604 Meldungen), jedoch mit abnehmender Tendenz (2015: 16 313). Werden die gemeldeten Stau-Kilometer ins Verhältnis zu den jeweils vorhandenen Autobahnkilometern gesetzt, ist der Abschnitt von Köln-Porz nach Köln-Gremberg auf der A 559 mit umgerechnet 779 Kilometern bundesweit führend. Der Abschnitt von Düsseldorf nach Wuppertal auf der A 46 erreicht zum Vergleich 656 Kilometer, zwischen Köln nach Oberhausen auf der A 3 sind es 445 Kilometer.

Auf den Fernautobahnen ist im Großraum Köln vor allem auf drei Abschnitten die Staugefahr besonders hoch: A 1 Euskirchen – Köln – Dortmund, A 3 Oberhausen – Köln, A 4 Köln – Aachen.

Ausgeprägte Stauspitzen, das sind die Abschnitte, wo die Staus entstehen, traten auf den Fernautobahnen vor allem auf der A 1 zwischen Köln-West, dem Kreuz Leverkusen und Burscheid sowie auf der A 3 zwischen dem Heumarer Dreieck und Leverkusen-Zentrum auf.

Der Tag mit den meisten Staus in Nordrhein-Westfalen war der 2. November. An dem Mittwoch nach Allerheiligen gab es 1768 Staus im Land, die sich auf 3500 Kilometer Länge und auf eine Dauer von 945 Stunden summierten.