Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Ermittlerkreisen erfuhr, fanden die Ermittler im Fahrerhaus Tabletten, hochprozentigen Alkohol und weißes Pulver.
Chaosfahrt auf NRW-AutobahnenLkw-Fahrer verletzte 27 Menschen und soll unter Wahnvorstellungen leiden
Als die Autobahnpolizei den Lkw-Fahrer aus Polen nach seiner Unfallraserei mit rund 50 beschädigten Autos am späten Samstagnachmittag aus seinem demolierten Fahrerhaus auf der A1 zwischen Volmarstein und Hagen herausholten, wirkte er benommen, aber schien unverletzt. Während der 30-jährige Trucker medizinisch versorgt wurde, durchsuchte die Polizei den Lastwagen. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Ermittlerkreisen erfuhr, fanden sich in dem Fahrerhaus Tabletten, Hochprozentiges nebst weißem Pulver.
Letztere Substanz wird derzeit noch untersucht. Auch wurde mit dem Fahrer ein Alkohol- und Drogentest durchgeführt. Es werde noch etwas dauern, ehe ein Ergebnis vorliege, berichtete ein Polizeisprecher aus Düsseldorf.
Lkw-Fahrer hinterließ eine Spur der Verwüstung
Wie weiter zu erfahren war, berichtete der Unfall-Trucker in einem vorläufigen Verhör, dass er mit psychischen Problemen zu kämpfen habe. Offenbar soll der Lastwagenfahrer unter Wahnvorstellungen leiden. Die Arzneien, die man ihm verschrieben hatte, will er abgesetzt haben. Nach seinen Angaben zeigten die verordneten Medikamente bei ihm nicht die gewünschte Wirkung. Inzwischen ließ ihn die Staatsanwaltschaft in einer psychiatrischen Klinik einweisen. Immer wieder beteuerte der Beschuldigte, dass er niemand habe schädigen wollen.
Alles zum Thema Bundesautobahn 1
- Verkehr in NRW Staus wegen langer Sperrung der A1 nach Unfallserie
- Zeugen gesucht Lkw-Chaosfahrt in NRW mit 26 Verletzten auf A1 und A46 – Sperrung bis Mittag
- Lkw fuhr weiter 33-Jähriger stirbt bei Unfall auf der A1 Richtung Köln – Polizei fahndet nach Flüchtigem
- Vollsperrung der A1 in Leverkusen Diese Baustellen plant die Autobahn GmbH im Advent
- Rheinbrücke Bauarbeiten sorgen für Sperrungen auf A1 und in der Stadt Leverkusen
- Brücke an der A1/61 Stauärger an der Baustelle bei Erftstadt
- 170 Personen überprüft Kölner Zoll kontrolliert Lkw-Fahrer auf Autobahnen
Anders die Bilanz seiner Chaosfahrt: Laut dem Polizeisprecher wurde eine Person lebensgefährlich – und weitere acht schwerverletzt. 18 weitere Autoinsassen kamen mit leichteren Blessuren davon. Der Behördensprecher widersprach allerdings Berichten, dass es sich um eine Amokfahrt handeln könnten. „Dafür gibt es bisher keine Hinweise.“
Am Samstagnachmittag hatte der 30-jährige Pole von Neuss an eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Der Mann fuhr mit seinem Lkw Schlangenlinien, erst auf der A 46, dann auf der A1. Nach entsprechenden Hinweisen klemmte sich die Autobahnpolizei dahinter und versuchte, ihn zu stoppen. Doch der Lkw-Fahrer reagierte nicht. Im Gegenteil: Mit überhöhtem Tempo raste er über die Autobahn. Die Lage eskalierte. Die Polizei warnte per Verkehrsfunk an die Autofahrer auf den neuralgischen Punkten, von der Autobahn abzufahren, zudem wurden weitläufige Sperren auf der A1 errichtet.
Immer wieder rammte der flüchtige Lkw andere Fahrzeuge, nachdem er auf die A1 gewechselt war, geriet der Fahrer laut Polizei auf die Gegenfahrbahn. Nach etlichen Zusammenstößen mit anderen Autos ging es nicht mehr weiter. Der Lkw kam zum Halten. Kurz darauf erfolgte die Festnahme. Auf der Homepage des Landeskriminalamts suchen die Ermittler über ein Hinweisportal nach weiteren Zeugen und Geschädigten.
„Alkohol, Drogen oder Aufputschmittel am Steuer bei Lkws sind leider ein alltägliches Problem“
Unfallfahrten mit Lkw sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Im Jahr 2022 war ein Syrer zu neun Jahren Haft verurteilt worden, weil er mit einem Laster in die Limburger Innenstadt gerast war und 18 Menschen verletzt hatte.
Mit drei Promille im Blut hatte ein Trucker mit seinem Sattelzug eine Unfall-Serie mit sechs Fahrzeugen auf einer Landstraße nahe Heilbronn verursacht. Er musste 2021 für zwei Jahre und drei Monate ins Gefängnis.
Mitte August 2024 nahm die Autobahnpolizei einen betrunkenen Lkw-Fahrer auf der B9 nahe Dormagen fest. Auf der Wache begann der 54-jährige Tatverdächtige aus Wiesbaden zu randalieren, als er einen Alkoholtest absolvieren sollte. Gleich mehrfach trat er nach den Polizisten. Die Nacht verbracht er in einer Ausnüchterungszelle.
„Alkohol, Drogen oder Aufputschmittel am Steuer bei Lkws sind leider ein alltägliches Problem“, sagt Michael Mertens, NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), „das liegt aber auch häufig am Druck, dem die Trucker durch ihre Speditionen ausgesetzt sind.“ Gesetzlichen Ruhezeiten werden häufig nicht eingehalten. Mertens forderte zudem mehr Personal der Polizei, „um die Kontroll- und Sicherheitsmaßnahmen auszuweiten und den Firmen als auch den Fahrern klarzumachen, dass sie ein hohes Risiko eingehen, wenn sie nicht die Regeln einhalten.“