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Corona-Tests an FlughäfenSo kämpft Nordrhein-Westfalen gegen ein zweites Ischgl an

Lesezeit 4 Minuten

Am Düsseldorfer Flughafen werden die Rückkehrer aus Risikogebieten getestet. Die Auswertung dauert in der Regel nicht länger als 48 Stunden.

  1. Seit dem vergangenen Wochenende können sich Reiserückkehrer auch am Düsseldorfer Flughafen auf das Coronavirus testen lassen.
  2. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn fordert nun, dass die Tests verpflichtend werden.
  3. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann will außerdem, dass Urlauber sie bezahlen müssen. Und er fordert eine strenge Kontrolle der Quarantäne.
  4. Doch der Opposition gehen die Pläne nicht weit genug.

Düsseldorf – Bekir S. ist mit Flug XC 1707 in Düsseldorf gelandet. Die Maschine aus Antalya war zehn Minuten schneller als geplant, aber seine Familie, die am Ausgang auf ihn wartet, wird sich noch gedulden müssen. Der Monteur mit türkischen Wurzeln hat sich in eine Schlange im Zollbereich C eingereiht. „Corona-Test“, steht auf dem Schild, das den Weg zu einem abgesperrten Bereich weist. „Ich lasse mich untersuchen, weil ich es mir finanziell einfach nicht leisten könnte, zwei Wochen zu Hause in Quarantäne zu bleiben“, sagt der Mann aus Essen.

Die Türkei gehört zu den Ländern, in denen nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts eine besonders hohe Gefahr besteht, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Rückkehrer aus den festgelegten Risikogebieten sind verpflichtet, 14 Tage in Quarantäne zu bleiben. Es sei denn, sie unterziehen sich bei der Rückkehr einem Corona-Test. NRW bietet diesen Service seit dem Wochenende auch am Düsseldorfer Flughafen an. Am Samstag wurden 800 Proben genommen. Die Untersuchung ergab, dass sich 13 Urlauber angesteckt hatten. Zu ebenjenen Risikogebieten gehören derzeit auch Ägypten, Marokko und Israel.

Düsseldorf: Corona-Test dauert aktuell 30 Minuten

Im dem Untersuchungszentrum, das am Kofferband 20 aufgebaut wurde, sind sechs Mediziner in zwei Schichten im Einsatz, um die Proben bei den Rückkehrern zu nehmen. Noch reicht diese Kapazität aus, die Heimkehrer benötigen rund 30 Minuten, um die Prozedur zu durchlaufen. An diesem Montag wurden insgesamt 1246 Passagiere in Düsseldorf erwartet. Schon am nächsten Wochenende aber steht eine große Rückreisewelle bevor. Am Sonntag sollen 3500 Passagiere landen. „Auch wenn perspektivisch bis zu 16 Ärzte eingesetzt werden, kann es dann mal länger dauern“, sagt Frank Bergmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe.

Im Moment sind die Tests für Heimkehrer freiwillig. Noch. Am Montag hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigt, eine Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten anordnen zu wollen. Das gilt wahrscheinlich ab der kommenden Woche. Die Tests sollen kostenfrei sein.

Laumann möchte, dass Urlauber Tests bezahlen

Auch das Angebot in NRW war bislang ohne Gebühr, rund 40 Prozent nutzten es. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann wünscht sich allerdings, dass die Tests von den Urlaubern selbst bezahlt werden, auch wenn sie verpflichtend werden. „Wer die Gefahr eingeht, in ein Risikogebiet zu reisen, sollte die Kosten selbst bezahlen und nicht erwarten, dass die Solidargemeinschaft dafür aufkommt“, so der CDU-Politiker.

Laumann forderte auch, die Einhaltung der Zwangsquarantäne für Heimkehrer aus Risikogebieten künftig besser überwachen zu lassen. Bislang halten sich nach Einschätzung der Gesundheitsbehörden längst nicht alle Urlauber an die Auflagen. Der Minister begrüßte den Plan des Bundes, dass Rückkehrer aus Risikogebieten künftig vor der Landung eine Aussteigekarte mit Namen und Adresse ausfüllen müssen. Die Daten sollen an die Gesundheitsämter weitergeleitet werden, die dann stichprobenartige Kontrollen durchführen sollen.

Strafen von bis zu 25.000 Euro möglich

Das hätte sich gleichwohl erledigt, wenn die verpflichtenden Tests eingeführt werden, die Quarantäne würde nur noch für tatsächlich Infizierte gelten. Eingehalten werden muss sie natürlich trotzdem. „Wer sich nicht an die Quarantäne hält, soll eine empfindliche Strafe bekommen“, sagt Laumann. Theoretisch seien Bußgelder von bis zu 25.000 Euro möglich.

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In NRW werden die Corona-Tests für Heimkehrer bislang nur an den Flughäfen angeboten. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält diese Strategie allerdings nicht für ausreichend. „In NRW sollten die Tests auch an den großen Bahnhöfen in Köln und in Düsseldorf zumindest angeboten werden“, sagte der Bundestagsabgeordnete dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Viele Reisende würden schließlich auch mit der Bahn zurückkommen.

An den großen Bahnhöfen könnten auch noch andere Urlaubsrückkehrer, wie zum Beispiel Autoreisende, unbürokratisch und schnell getestet werden, schlug Lauterbach vor. Es mache keinen Sinn, zwischen Risikogebieten und Nicht-Risikogebieten zu unterscheiden. „In Nicht-Risikoländern wie Spanien und Österreich haben wir zum Beispiel sehr riskantes Verhalten gesehen“, erklärte Lauterbach. In NRW werde die Gefahr durch Reiserückkehrer noch immer „stark unterschätzt“.

15.000 Rückkehrer pro Woche an NRW-Flughäfen

An den NRW-Flughäfen werden in der Urlaubszeit insgesamt bis zu 15.000 Rückkehrer pro Woche erwartet. Auch an den Regionalflughäfen in Dortmund und Münster/Osnabrück soll es Testkapazitäten geben, wenn Urlauber aus Risikogebieten landen. Thomas Kutschaty, Chef der SPD-Fraktion im Landtag, sagte dieser Zeitung, neben Flug- und Bahnreisen seien auch Fernbusreisen sowohl im In- als auch ins Ausland ein möglicher Risikoherd: „Lange Fahrtzeiten, schlechte Klimaanlagen, enger Raum – zusammengenommen ein wahnsinnig hohes Infektionsrisiko. Aber die Landesregierung ignoriert dieses Problem bisher völlig.“ Testzentren sollten daher auch an Busbahnhöfen für Fernbuslinien eingerichtet werden.

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten bereits in der vergangenen Woche beschlossen, dass auch Reisende aus Nicht-Risikoländern sich unmittelbar nach ihrer Rückkehr kostenlos testen lassen können – allerdings nicht an den Flughäfen, sondern etwa in Arztpraxen oder Gesundheitsämtern. Ein konkretes Konzept liegt für NRW noch nicht vor. Mona Neubaur, Landesvorsitzende der Grünen in NRW, erklärte, ein „zweiter Ischgl-Effekt“ müsse unbedingt vermieden werden. Die Landesregierung müsse jetzt zusätzlich Testkapazitäten schaffen, um eine „Flutung der Arztpraxen“ zu verhindern.