Bad Münstereifel-Schönau – Im öffentlichen Fokus stehen seit der Flutkatastrophe vornehmlich die beiden Flüsse Erft und die Ahr. Doch es waren ja zuerst die kleinen Bäche, die über die Ufer traten und die Flüsse mit ungeahnten Wassermassen speisten.
In Schönau gibt es gleich mehrere davon. Mitten durch den Ort fließen der Dreisbach und der Krumesbach, am südöstlichen Dorfrand gibt es auch noch den Bülgesbach. Und diese haben für viel Ungemach gesorgt.
120.000 Sandsäcke
Die Wassermassen am Dreisbach haben unter anderem die Terrasse am Haus eines Anwohners unterspült. Um das Haus zu retten, mussten Haus und Terrasse nach Aussage des Arloffer Landschaftsbauers Daniel Skudayski, dessen Unternehmen die Hochwassermaßnahmen in Schönau ausführt, mit 120.000 Sandsäcken gesichert werden.
Auch die anderen Zahlen sind, obwohl schon oft gehört, beeindruckend. Im Münstereifeler Stadtgebiet haben die Gewässer-Experten, die die Schadstellen dokumentierten, 177 Kilometer Fließstrecke begangen. Insgesamt handelt es sich im Stadtgebiet um 86 Gewässer und Flüsse.
3200 Schadstellen haben die Gewässer-Experten festgestellt. Alle werden sukzessive abgearbeitet. Carmen Manderfeld von den Gewässer-Experten weiß: Vielen Bürgern geht es zu langsam. Das liegt aber auch daran, dass nicht jedes Unternehmen Wasserbau beherrscht.
Kein Schaden, sondern Veränderung
Von der Bezeichnung Schaden sind die Gewässer-Experten abgerückt und sprechen nur von Veränderung. Denn die vom Menschen begangenen Sünden der Vergangenheit, etwa die Begradigung von Gewässern oder das Reinzwängen in Mauern, hat die Natur bestraft.
„Wir wollen die alten Fehler nicht wiederholen. Wo es möglich ist, wollen wir den Gewässern ein breites Querprofil geben“, so Manderfeld. „Der Dreisbach war ursprünglich 40 bis 50 Zentimeter breit, jetzt hat er eine doppelt bis dreifach so breite Bank. Dadurch geht das Wasser viel natürlichere Wege“, so Manderfeld.
Damit ein Hochwasser – dass eines kommt, ist nur eine Frage der Zeit, wie die Vergangenheit zeigt – weniger Schäden anrichtet, werden große Wasserbausteine mit einem Gewicht von ein bis 3,5 Tonnen zur Sicherung der Uferböschungen verbaut. Rund 1000 Tonnen sind bei der Maßnahme in Schönau zusammengekommen, die kurz vor dem Abschluss steht. „Es ist der erste Abschnitt von vielen“, wie Jürgen Metzen von den Stadtwerken beschreibt.
Wichtig ist die Unterstützung durch die Bürger. In Schönau durfte Skudayski ein Grundstück eines Anliegers nutzen, um „ohne Hubschrauber“ an den Dreisbach zu gelangen. Das werde wieder zurückgebaut.
Aber auch sonst müssen die Bürger mitspielen. Damit der Bach nicht schmaler wird, gehen wegen der dicken Steine 30 bis 40 Zentimeter Länge von Grundstücken verloren. In Zukunft dürfen Aufbauten mindestens drei Meter von der Uferböschung entfernt errichtet werden. „Es darf nicht sein, dass ein Stapel Holz vom Wasser mitgerissen wird und die nächste Brücke verstopft“, so Metzen. Natürlich werden die Ufer wieder bepflanzt.