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Für Demokratie und FreiheitDie eisige Kälte hielt die Demonstranten in Blankenheim nicht ab

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Ein Redner steht an einem Stehpult auf einer Bühne. Vor ihm auf dem Platz in Blankenheim stehen zahlreiche Menschen, von denen viele Kerzenlichter bei sich haben.

In der Spitze waren mehr als 250 Teilnehmer auf dem Curtius-Schulten-Platz, um mit Lichtern ein Zeichen zu setzen.

Mehr als 250 Menschen formierten sich in Blankenheim zu einem „Lichtermeer für Demokratie und Freiheit“.

Auch in Blankenheim wurde ein Zeichen gesetzt: Zur Kundgebung „Lichtermeer für Demokratie und Freiheit“ kamen am Samstagabend mehr als 250 Teilnehmer. „Das ist ein starkes Zeichen, dass in Blankenheim alle Fraktionen des Gemeinderates zusammenstehen. Das kann für andere ein gutes Beispiel sein.“ Landrat Markus Ramers, als Freilinger ist er Bürger der Gemeinde Blankenheim, machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. Sichtlich erfreut begrüßte er die in der Spitze mehr als 250 Kundgebungsteilnehmer.

„Von rund 200.000 Einwohnern, die der Landkreis hat, haben 20.000 einen ausländischen Pass“, bemühte er gleich die Statistik. Ausländer gehörten dazu, was die AfD so nicht ohne Weiteres sehe. Er nahm Bezug auf die Veranstaltungen wenige Stunden zuvor in der Kreisstadt: „Die AfD hatte in Euskirchen eine Kundgebung. Die hat unsere Polizei geschützt. Denn das muss eine Demokratie auch aushalten können“, so der Landrat.

Demonstranten brachten den Platz in Blankenheim zum Leuchten

Initiiert von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, fand die Kundgebung, auf der Ramers als einer der Ersten redete, auf dem Curtius-Schulten-Platz, der „guten Stube“ von Blankenheim, statt. Die eisige Kälte konnte die Angereisten nicht abschrecken.

Ob in Einmachgläsern mit LED-Leuchten, ob als umgehängte Lichterketten, ob Kerzen oder Stirnbandleuchten: Der Fantasie war bei den Demo-Teilnehmern keine Grenze gesetzt, um Teil des Lichtermeers zu werden. Dollendorfs Ortsvorsteherin Gisela Caspers (SPD) entzündete geduldig 65 große Teelichter vor einem Transparent mit dem „Herz für Vielfalt“ des Heimatvereins Uedelhoven.

Eine Frau in roter Winterjacke hält ein Windlicht in der Hand. An der Leine führt sie ihren Hund, dessen Hundemantel mit einer Lichterkette geschmückt ist.

Jazinta aus Tondorf wirkte erleichtert: „Man merkt heute Abend: Man ist mit seinem Widerstand gegen Rechts nicht allein. Das macht Mut.“

Schüler und Lehrer tragen ein Banner, auf dem zu lesen ist: „Zehn Jahre Gesamtschule Eifel“.

Auch die Gesamtschule Eifel nahm an der Kundgebung teil.

Sarah, Schülerin der Gesamtschule Eifel, hatte ein Pappschild gebastelt und mit LED-Lichter verziert: „AfD – zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Großeltern“, hatte sie mit schwarzen Filzstift darauf geschrieben. Die Gesamtschule war mit zahlreichen Schülern, Lehrern und Eltern vertreten. Britta Braun vom Kollegium erklärte, warum: „Wir sind Schule gegen Rassismus. Wir haben eine AG gegen Rechts.“

Bürgermeisterin Jennifer Meuren wiederum machte wie auch andere Redner klar, dass es Zeit zu handeln sei: „80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs haben wir wieder das Bedürfnis, entschieden gegen rechtes Gedankengut aufzustehen. Denn Freiheit und Demokratie sind nicht verhandelbar und gelten für alle Menschen.“

Die Demos im Kreis Euskirchen machen den Teilnehmern Mut

Damit sprach sie auch Silvia Kock und Hartwig Kausch aus Blankenheim aus der Seele. „Es ist einfach wichtig, hier zu sein“, so Kock. Sie sei überrascht, „dass es so viele sind, die gekommen sind“. Mona und Lukas aus Gemünd machten in Blankenheim die zweite Demo-Erfahrung in 48 Stunden: „Am Freitag in Köln bei Fridays for Future, heute hier das Lichtermeer: Es ist gut, dass es so etwas auch auf dem Land gibt“, so Mona.

Und während Bettina Glücks, neue SPD-Ortsvereinsvorsitzende, durch das knapp zweistündige Programm führte, stand Jazinta aus Tondorf am Rand des Curtius-Schulten-Platzes, eine Kerze in der Hand und wirkte erleichtert: „Das hier gibt einem das Gefühl, dass man in seinem Widerstand gegen Rechts nicht alleine ist. Das macht Mut!“ Dann blickte sie auf ihren persischen Windhund neben ihr. Saluki trug ein wärmendes Wams, war mit einer Demo-LED-Lichterkette bestückt und wirkte ob der Kälte nicht gerade glücklich. Doch sein Frauchen versprach: „Gleich gibt es Leckerchen, ganz viele!“


Artikel 1 ist eine Verpflichtung

Die Vertreter der Katholischen und Evangelischen Kirche, der Freien Christengemeinde Blankenheim und Sprecher aller im Gemeinderat vertretenen Parteien sprachen beim „Lichtermeer“. Nahezu alle Redner bezogen sich auf den Artikel 1 des Grundgesetzes, der Verpflichtung sei: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Martina Schmidt (CDU) stellte fest: „Wem nützen Hetze und Hass, wem nutzen Schuldzuweisungen? Sie führen zu Angst und leider zu häufig zu unkontrollierter Wut und letztendlich zu Gewalt.“ Wilfried Wutgen (SPD) forderte, man müsse „die Gegner der Demokratie bekämpfen“ und als Demokraten zusammenstehen.

Maria Sigel-Wings (Grüne) machte klar: „Diese Veranstaltung ist ein Zeichen gegen Rechts. Nie wieder – das ist jetzt!“ Stephan Klaes (UWV), der ein in den Briefkasten eines ausländischen Mitbürgers gestecktes „Abschiebeticket“ mit gefälschtem AfD-Absender zeigte, unterstrich: „Wir müssen laut werden gegen jede Form von Rassismus und Ausgrenzung.“

Mathias Schoenen (FDP): „Die Bekämpfung von Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus ist die zentrale Aufgabe unserer politischen Mitte und jeder Demokratie“. Pastoralreferent Martin Westenburger zitierte eine Erklärung der deutschen Bischöfe zur Bundestagswahl: „Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar.“