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Dammbruch und mögliche FolgenUntersuchungen zur Steinbachtalsperre in Auftrag gegeben

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Die Steinbachtalsperre ist seit Monaten leer. Was aus ihr wird, ist nach wie vor unklar.

Euskirchen – Was wäre passiert, wenn der Damm der Steinbachtalsperre am 14. Juli dem Druck des Wassers nicht standgehalten hätte? Wie hätte sich die daraus resultierende Flutwelle ausgebreitet? Was hätte sie angerichtet im Gebiet zwischen der Talsperre und Heimerzheim oder, je nach Ausdehnung, darüber hinaus?

Dieses Szenario sollen Gutachten beleuchten, die der Wasserverband Euskirchen-Swisttal (WES) als Eigentümer des Stausees in Auftrag geben wird. Einen entsprechenden Beschluss hat jetzt die Verbandsversammlung gefasst, und zwar auf Antrag der Mitglieder, die die Gemeinde Swisttal in dem Gremium vertreten.

Zwei Varianten sollen untersucht werden: ein Totalversagen des Dammes, auch Grundbruch genannt, und ein Versagen durch Überströmung, die nach und nach zu einem Durchbruch führt. So formulierte es Markus Böhm, Geschäftsführer des Energieversorgers E-regio, der das operative Geschäft des WES führt.

Multifunktionale Nutzung von Steinbachtalsperre geplant

In ihrer Sitzung im September hatte die Verbandsversammlung beschlossen, für die Talsperre eine multifunktionale Nutzung anzustreben. Der Stausee bei Kirchheim soll weiter der Naherholung dienen, ebenso als Brauch- und Löschwasserreservoir, künftig aber ebenso – und das ist neu – dem Hochwasserschutz. Ob alles dies unter einen Hut zu bringen ist, ist die Frage, die der WES beantworten muss. Dabei gilt es auch zu klären, ob das an die Talsperre angeschlossene Waldfreibad wieder eröffnet werden kann.

Das Ziel der gutachterlichen Simulation bestehe darin, Erkenntnisse zu der Frage zu erlangen, wie man die Talsperre wiederherstellen müsse, damit sie eine ausreichende Sicherheit biete, sagte jetzt in der WES-Versammlung Hanns-Christian Wagner, Mitglied des Swisttaler Gemeinderats. „Es könnte ja auch dabei herauskommen, dass die Evakuierung gar nicht notwendig war“, ergänzte er mit Blick auf die Tage nach dem Hochwasser, die Tausende Menschen, unter anderem aus Schweinheim, Flamersheim und Palmersheim, in Notunterkünften verbracht hatten.

In der folgenden Debatte kamen weitere Aspekte zur Sprache. So fragte der Euskirchener Stadtverordnete Albert Wichterich: „Was wäre passiert, wenn der Damm gar nicht vorhanden gewesen wäre?“ Die Antwort lieferte er gleich mit: „Dann wären alle Dörfer untergegangen.“ Der Damm müsse also erhalten bleiben. Es reiche aber nicht, ihn in seinen früheren Zustand zu versetzen: „Aus meiner Sicht muss er verstärkt werden.“

Flutszenario bereitet Katastrophenschutz besser vor

Der Verbandsvorsteher, Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt, regte die Erarbeitung eines Szenarios an, das ohne Starkregen eintreten könne: Was würde passieren, so Reichelt, wenn der Damm aus einem anderen Grund als durch eine Naturkatastrophe zerstört würde? „Durch eine Bombe zum Beispiel“, ergänzte die Vorsitzende der Verbandsversammlung, die Swisttaler Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner.

Geschäftsführer Böhm ergänzte, dass ein Flutszenario auch für den Katastrophenschutz von großer Bedeutung sei: Die Verantwortlichen müssten im Falle eines Dammschadens wissen, „zu welchem Zeitpunkt das Wasser an welchem Ort“ sei, „damit sie nicht unnötig evakuieren“.

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Nach Böhms Angaben haben E-regio und WES in Gesprächen mit Bezirksregierung und Erftverband schon einige der angeschnittenen Themen besprochen. Im Auftrag der Verbandsversammlung soll Böhm nun auch ermitteln, unter welchen Voraussetzungen der Wasserversorgungsverband mit Landesmitteln für einen Wiederaufbau des Dammes rechnen kann.

Konzept für Schweinheim vorgestellt

In einer Sitzungsunterbrechung ließ die Verbandsversammlung Stephan Brock aus Schweinheim zu Wort kommen, jenem Ort unterhalb der Steinbachtalsperre, der besonders hart von der Flut getroffen wurde. Nur acht Häuser habe das Hochwasser verschont, berichtete der Landwirt und fügte hinzu: „Die Leute sind verunsichert und brauchen eine Perspektive“, zumal viele 2014 schon einmal überflutet worden seien. Nun hätten sie keine Kraft mehr.

Die Tränen, die nach der Katastrophe vergossen worden seien, „würden die Talsperre wieder füllen“, sagte Brock überspitzt. Und: „Wir waren Golddorf, jetzt sind wir ein Totalschaden.“ Er sprach im Namen einer Gruppe von Ortsbewohnern, die ein Konzept mit dem Titel „Hochwasserschutz für Schweinheim – Was ist möglich?“ erstellt hat. Die Initiative arbeitet mit einem Ingenieurbüro zusammen. Auch zur Unteren Landschaftsbehörde, zum Erftverband und zu Landeigentümern, die von geplanten Maßnahmen betroffen sein könnten, habe man Kontakt, sagte Brock.

Die Darstellung ist mit zahlreichen Zahlen unterfüttert, etwa zu den unvorstellbar großen Wassermengen, die im Juli der Steinbach und der Sürstbach in das Dorf trugen, wo sie verheerende Schäden anrichteten. Um Schweinheim und andere Dörfer besser zu schützen, schlägt die Gruppe unter anderem vor, den Damm der Steinbachtalsperre um 300 Meter in Richtung Tal zu verlagern, damit das Stauvolumen wächst. Zwischen der Landesstraße 210 und dem Ort soll eine grüne Rinne parallel zum Steinbach angelegt werden, die bei Starkregen Wasser aufnehmen kann.

Schweinheim und weitere Ortschaften sollen besser vor Fluten geschützt werden

Dass dafür Landwirte Flächen abgeben müssten, habe die Gruppe bedacht, erklärte Brock. Er betonte auch mehrfach, dass man nicht nur Verbesserungen für Schweinheim, sondern auch für die bachabwärts gelegenen Ortschaften wie Odendorf anstrebe, etwa durch den Bau eines Rückhaltebeckens.

Nicht nur außerhalb, auch im Ort müssten die Durchflusskapazität der Bachläufe und die Brückendurchlässe vergrößert werden, sagte Brock. Der Dorfplatz soll tiefer gelegt werden, damit er als Überflutungsfläche dienen kann.

Die Politiker schienen beeindruckt von der Detailfülle des Vortrags, unterstrichen aber, dass Hochwasserschutz ortsübergreifend betrachtet werden müsse. Genau dies hatte Brock freilich selbst hervorgehoben. „Wir müssen uns auch Ideen aus anderen Dörfern anhören, um sie dann in einem Gesamtkonzept zusammenzubringen“, sagte Petra Kalkbrenner. „Es darf nicht passieren, dass den Letzten die Hunde beißen.“ (ejb)