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Doppelschicht im City-ForumDieter Nuhr tritt in Euskirchen auf

Lesezeit 3 Minuten

„Kein Scherz!“ In seinem aktuellen Programm, das Kabarettist Dieter Nuhr im Euskirchener City-Forum präsentierte, knöpft er sich auch Verschwörungstheorien vor.

Euskirchen – Dass ein Kabarettist sich bei seinem Publikum für dessen Erscheinen bedankt, ist sicherlich keine Seltenheit. Dennoch betonte Dieter Nuhr bei seinem Auftritt am Samstag im Euskirchener City-Forum, dass er sich nicht hätte träumen lassen, diese Worte noch einmal so ernst zu meinen wie an diesem Wochenende. Trotz seiner langjährigen Bühnenerfahrung war die Corona-bedingte Pause auch an dem gebürtigen Düsseldorfer nicht spurlos vorübergegangen.

Er selbst habe diese Monate zwar gut überstanden, für die Verantwortlichen hinter der Kamera hingegen sei dies eine schwere Zeit gewesen. Seinem Technikteam sei er daher ebenso dankbar wie den Zuschauern.

Und so legte er am Samstag sogar eine Doppelschicht ein, um trotz geltender Abstandsregeln alle Kartenbesitzer willkommen heißen zu können. Gleich zwei Mal präsentierte Dieter Nuhr sein aktuelles Programm „Kein Scherz!“ und scheute dabei erneut nicht davor zurück, auch kritische Themen anzuschneiden.

Im „Zeitalter der Beleidigten“

„In den Medien werde ich oft dafür kritisiert, anzuecken. Am Anfang meiner Bühnenlaufbahn dachte ich noch, dies wäre Teil der Berufsbezeichnung als Kabarettist.“ Im „Zeitalter der Beleidigten“ hingegen bilde sich im Internet zu jeder Meinung sofort eine Gegenbewegung.

Dies könne man auch an den zahlreichen Verschwörungstheorien erkennen, die sich hartnäckig im Internet halten: „Bill Gates soll mit Impfungen die Einpflanzung von Mikrochips planen, um Menschen kontrollieren zu können.“ Schaue man sich jedoch die Zuverlässigkeit des von Bill Gates erfundenen Computer-Betriebssystems Windows an, würden schnell Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Aussagen aufkommen: „Er ist nicht mal in der Lage, Computer zu steuern – und daher ganz sicher auch keine Menschen.“

Angst vor der „Humorpolizei“

Von Angela Merkel, die Kinderblut in großen Mengen trinken soll, bis hin zu unter der Erdkruste lebenden Echsenwesen, die im Geheimen die Geschicke der Regierungen kontrollieren, hielt Dieter Nuhr für obskure Theorien eine humorvolle Erwiderung parat. „Diese Echsenwesen sollen Formwandler sein, also jede Form annehmen können. Warum sollte man sich dann ausgerechnet die Gestalt von Angela Merkel aussuchen?“

In einer Zeit, in der die „Humorpolizei“ jede Aussage auf ihre ideologische Bedeutung kontrolliere, werde jeder Scherz auf die Goldwaage gelegt. „Die Feministin Leslie Kern hat behauptet, Hochhäuser würden sie an erigierte Penisse erinnern, die in den Himmel ejakulieren“, so Nuhr: „Dies bedeute, dass Frauen in Städten nicht willkommen seien. Und sie hat recht. Ich habe noch nie ein Gebäude in Form einer Vagina gesehen.“

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Auch im Umgang mit dem Coronavirus betonte der 59-jährige, nicht mit allen Maßnahmen zufrieden gewesen zu sein: „Entschlüsse wie die Maskenpflicht halte ich durchaus für sinnvoll. Bei einer Virusinfektion sollte man schließlich nicht seinem Gegenüber den gesamten Lungeninhalt entgegenschleudern.“

Vieles sei von den Verantwortlichen jedoch schlecht kommuniziert worden. Sich über solche Umstände beschweren zu dürfen, sei Teil der Meinungsfreiheit. „Für eine eigene Meinung wird man schnell ausgegrenzt“, so der erfolgreiche Kabarettist.

Besonders problematisch sei, wenn Aussagen, die tatsächlich über den gesetzlichen Grad der freien Meinungsäußerung hinausgingen, verharmlost werden. „Nehmen wir Björn Höckes Manifest, das der AfD-Politiker nur unter Tränen nicht unter dem Titel ,Mein Kampf’ veröffentlicht hat. Dies ist keine freie Meinung, sondern eine Aufforderung zu einer Straftat. Würde Adolf Hitler noch leben, hätte er Höcke sicher schon auf Urheberrechtsverletzung verklagt.“