Euskirchen – Die Hilfsanforderungen nach der Flutkatastrophe waren enorm. Über Nacht hatten zahlreiche Familien ihr Zuhause oder sogar geliebte Menschen verloren. Bis heute haben sich die Bilder ins Gedächtnis gebrannt, die Folgen sind längst nicht überwunden.
„Obwohl wir an unserem Standort in Erftstadt selbst von dem Hochwasser betroffen waren, haben wir schon zwei Tage später mit den Soforthilfen in unterschiedlicher Form begonnen“, erklärte Michael Sonntag vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB): „Mit Lkw unterstützten wir die Beseitigung von Schutt, stellten insgesamt rund 1500 Bautrockner zur Verfügung und versuchten auch möglichst unbürokratisch finanzielle Hilfe zu leisten.“ Innerhalb kürzester Zeit habe man etwa 1200 Betroffenen im Einzugsbereich des Regionalverbands Rhein-Erft/Düren, zu dem auch Teile des Kreises Euskirchen zählen, mit dringend benötigten Geldmitteln helfen können.
Hochwasser im Kreis: Nicht nur materielle Schäden
Während der Wiederaufbau läuft, werden Probleme auf einer anderen Ebene immer deutlicher: „Dieses schreckliche Ereignis hat nicht nur materiellen Schaden hinterlassen, sondern viele Betroffene schwer traumatisiert“, erklärte Michael Dum, Mitarbeiter der ambulanten Betreuung für Menschen mit einer psychischen Erkrankung des ASB.
Das Angebot
Dienstag und Donnerstag
Ab April wird Silke Toennes jeden Donnerstagnachmittag, und weitere Mitarbeiter des ASB jeden Dienstagnachmittag, vor Ort an der Veybachstraße 31 in Euskirchen für Gespräche zur Verfügung stehen.
Hand in Hand
Außerhalb der Sprechstunden können sich Interessierte unter Tel. 02251/ 81333660 über das Angebot des ASB informieren. Ob es sich bei den Anfragen um die Suche nach psychologischer Beratung oder praktischer Unterstützung im Alltag handelt, spiele laut Michael Dum keine Rolle: „Das Team vor Ort arbeitet Hand in Hand, um allen Bedürfnissen gerechtwerden zu können. Auch Helferinnen und Helfer, die selbst nicht vom Hochwasser betroffen waren, sich aber das bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit erlebte Leid von der Seele reden wollen, sind herzlich willkommen.“
Einzelgespräche oder Gruppe
In Einzelgesprächen oder in der Gruppe wolle man so gemeinsam die Folgen der Flutkatastrophe aufarbeiten und allen Betroffenen beratend unter die Arme greifen. (arn)
Ab April richtet der ASB daher an der Veybachstraße in Euskirchen eine Beratungsstelle für Betroffene ein.
Beratungsstelle in Euskirchen: Offene Sprechstunde
„Einer Schätzung zufolge haben wir mit 5000 bis 8000 Menschen gerechnet, die durch die Flut traumatisiert wurden. Rund 700 von ihnen werden therapeutische Unterstützung brauchen“, berichtete Landrat Markus Ramers.
Und: „Für die Koordinierung der Hilfsangebote ist eine Anlaufstelle wie diese des ASB mit der Unterstützung von Experten extrem wichtig. Nach einem solchen Ereignis kann man gar nicht genug unternehmen, um den Betroffenen zu helfen.“
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Dieser Meinung war auch das Team des Arbeiter-Samariter-Bunds, das in Euskirchen mit Beraterin Silke Toennes zusammenarbeitet. „Im Vorfeld war ich bereits für den Kreis bei der Kinder- und Jugendberatung tätig und vor der Fertigstellung dieser Räumlichkeiten meist vor Ort bei den Familien im Einsatz“, so Toennes.
Da vielen Betroffenen ihr psychischer Zustand oftmals nicht in vollem Umfang bewusst ist, wolle man das Angebot der Beratungsstelle möglichst niederschwellig halten: „Man soll nicht das Gefühl haben, zu einem Therapeuten oder Psychologen zu kommen, sondern ohne Anmeldung an einer offenen Sprechstunde teilnehmen können.“