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e-Regio zieht FlutbilanzNoch keine Entscheidung zum Standort Kall

Lesezeit 3 Minuten

Komplett überflutet war das e-Regio-Gelände an der Hindenburgstraße in Kall in der Nacht zum 15. Juli 2021.

Euskirchen-Kuchenheim/Kall – Auch ein Jahr nach der Flutkatastrophe hat der Energieversorger „e-Regio“ mit Sitz in Kuchenheim und Kall noch nicht alle Schäden beseitigt. Dies geht aus einer Pressemitteilung hervor, in der das Unternehmen eine Bilanz zieht.

„Wir konnten trotz der katastrophalen Zerstörung die Versorgung der meisten betroffenen Menschen relativ schnell wiederherstellen – zum Teil mit Provisorien“, bilanziert Geschäftsführer Markus Böhm. Diese müssten nun im laufenden Betrieb Schritt für Schritt ersetzt werden.

Mitarbeiter selbst betroffen

Die ersten Tage nach der Katastrophe seien auch für die Teams schwierig gewesen, weil das Betriebsgelände in Kall schwer beschädigt worden war und auch viele Mitarbeiter von der Flut betroffen waren. Die Techniker hätten zunächst rund um die Uhr Geröll und Schlamm aus Ortsnetzstationen entfernt, Kabelverteilerschränke repariert und so die Stromversorgung schnell wiederhergestellt.

In kürzester Zeit wurden 19 000 Strom- und Gasanschlüsse gesichtet, gereinigt und geprüft. In Bad Münstereifel mussten die 700 Meter lange Gas-Versorgungsachse und Gasleitungen komplett erneuert und in der Region mehr als 900 Haushalte möglichst vor der Heizperiode 2021 ans Gasnetz angeschlossen werden. Geschäftsführer Stefan Dot berichtet, dass dies nur durch unzählige Überstunden und Urlaubsverzicht möglich gewesen sei.

Sicherere Infrastruktur

e-Regio will die Infrastruktur für künftige Hochwasser widerstandsfähiger gestalten. Hauptversorgungsleitungen werden nicht mehr entlang von Gewässern verlegt, sondern deutlich außerhalb von neu definierten Gefährdungsbereichen. Trafostationen und Regelanlagen werden prinzipiell an höher gelegenen Standorten neu errichtet und stabiler gegründet. Deshalb werden etwa in Arloff eine Gasdruckregelanlage versetzt und die Gasleitungen 350 Meter weiter in einen hochwassersicheren Bereich verlegt. In Zukunft werden außerdem keine Leitungen mehr an Brücken angebracht. Stattdessen findet eine aufwendige Spülbohrung statt, um Leitungen unterhalb eines Flussbetts zu verlegen. Strom-Hausanschlüsse werden in Gefährdungsgebieten zukünftig höher angebracht. „Wir haben alle Erfahrungen aus der Katastrophe genutzt, um unsere Infrastruktur hochwasser-resilient aufzubauen. Das bedeutet: Zukünftig wird unser Netz deutlich besser gerüstet sein“, erklärt Markus Böhm.

In Bad Münstereifel fehlen noch ein paar Meter Gasleitungen am Entenmarkt sowie einige Hausanschlüsse, die im Zuge der jeweiligen Baufortschritte verlegt werden. Brückenleitungen, wie etwa an der Olefbrücke in Schleiden oder der Kölner Straße in Euskirchen, gilt es zu sanieren oder zu verlegen. Zudem ist die sichere Kappung von Gasleitungen für Gebäude vorzubereiten, die aufgrund der Beschädigung abgerissen werden müssen.

Ständige Kontrollen

Im Hochwassergebiet werden alle Trafostationen und Schaltanlagen wiederholt kontrolliert und gegebenenfalls ausgetauscht. Zudem werden beschädigte E-Auto-Ladesäulen ausgetauscht und Straßenbeleuchtung erneuert. In einigen Bereichen verzögert sich jedoch die Beschaffung der Ersatzteile wegen weltweiter Lieferengpässe.

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Die Steinbachtalsperre soll nach den Plänen des Wasserversorgungsverbands Euskirchen-Swisttal künftig in den Hochwasserschutz eingebunden sein. Aber auch ihr Naherholungswert soll wiederhergestellt sowie die Bereitstellung von Brauch- und Löschwasser ermöglicht werden. Damit der Hochwasserschutz umgesetzt und die Rückhaltefläche wieder genutzt werden kann, wird eine technische Konstruktion geplant, die die derzeitig vorhandene Scharte verschließt. Sie muss ermöglichen, dass Wasser angestaut, aber auch kontrolliert abgelassen werden kann, um frühzeitig Platz für Starkregenereignisse zu schaffen. Fachleute arbeiten an einem Konzept für die technische Umsetzung und die Einbindung in den regionalen Hochwasserschutz.

Eingeschlossen in Kall

Wie es mit dem e-regio Standort an der Hindenburgstraße in Kall weitergeht, ist noch offen. Die Zerstörung am Gebäude und der Ausrüstung war immens. Mitarbeiter waren in der Flutnacht über Stunden dort eingeschlossen.

„Für uns steht die Sicherheit der Menschen und der Energieversorgung an erster Stelle. Wir müssen auch im Krisenfall jederzeit handlungsfähig bleiben. Wir prüfen deshalb auch die Möglichkeit eines neuen Betriebsgebäudes außerhalb des Gefährdungsbereichs. Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen“, stellt Markus Böhm in Aussicht. (ets)