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FSJ beim Kreis EuskirchenMichael Günther setzt sich für Partizipation ein

Lesezeit 5 Minuten

Ehrgeizig: Michael Günther will noch in diesem Jahr eine Bezirksschülervertretung gründen.

  1. Der 18-jährige Michael Günther möchte die erste Bezirksschülervertretung im Kreis Euskirchen gründen.
  2. Von dieser Idee hat er auch den Allgemeinen Vertreter des Landrats, Manfred Poth, begeistert.
  3. Die Schülervertretung soll den Austausch mit der lokalen Politik leichter machen.

Kreis Euskirchen – Michael Günther ist 18 Jahre alt und beschäftigt sich gerne mit Politik. Und er hat ein Ziel: Der junge Eifeler möchte die erste Bezirksschülervertretung im Kreis Euskirchen gründen. Mit Manfred Poth, dem Allgemeinen Vertreter des Landrats, hat er einen wichtigen Fürsprecher von seiner Idee begeistert. „Es wird eher über statt mit den Jugendlichen geredet. Eine solche Schülervertretung soll den Austausch mit der lokalen Politik leichter machen“, sagt Poth. Er gebe allerdings einen Unterschied zwischen Schüler- und Jugendpartizipation, so Poth. Und dann müsse auch noch mal zwischen Kreis und Kommune unterschieden werden. Die Skaterbahn, so Poth, sei nicht Sache des Kreises, sondern der Kommune. „Aber es gibt Themen, die auf Kreisebene bespielt werden können“, sagt der Allgemeine Vertreter.

Welche das sein können, soll noch im Laufe des Jahres ermittelt werden. Laut Poth ist für den Herbst eine große Auftaktveranstaltung geplant, zu der alle interessierten Jugendlichen, aber auch Organisationen wie Pfadfinder und Jugendfeuerwehren eingeladen werden sollen. Das Ziel sei es, zunächst einmal Themen abzuklopfen, dann erst sollen Strukturen geschaffen werden. „Die Jugend soll zu Wort kommen. Und sie soll sich äußern, wo aus ihrer Sicht im Kreis Euskirchen der Schuh drückt“, so Poth. Aus einer solchen Versammlung könne auch eine Art Jugendparlament entstehen – wenn das entsprechende Interesse vorhanden sei.

Auf Augenhöhe unterhalten

Während für die Jugendpartizipation gerade die ersten Grundsteine gelegt werden, ist die Schülerpartizipation schon ein gutes Stück weiter – vor allem dank Michael Günther. Der Eifeler hat in den vergangenen Monaten im Rahmen seines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) beim Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum (Kobiz) viel Zeit in sein Vorhaben investiert. Er hat sich immer wieder mit Schülervertretungen (SV) aus dem Kreisgebiet getroffen. Nach kurzer Zeit habe man sich laut Günther immer auf Augenhöhe unterhalten. „Am Anfang war ich natürlich immer ’Der vom Kreis’“, sagt er schmunzelnd. Dank seines Alters sei das Eis aber schnell gebrochen gewesen. „Wer als Jugendlicher in der SV arbeitet, hat verantwortungsvolle Aufgaben und kann in der Schule mitbestimmen“, erklärt Günther. Das sei vielen gar nicht so bewusst. Die SV vertrete schließlich die Rechte und Interessen der Schüler bei der Gestaltung der Bildungs- und Erziehungsarbeit ihrer Schule. „Die SV hat Rechte und Pflichten. Das kann sehr spannend sein“, so der ehemalige Abiturient des Sturmius-Gymnasiums in Schleiden.

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Zülpich bindet Schüler mit ein

Roberto Gärtner ist stolz. „Unsere Meinung ist gehört worden, und wir hatten Einfluss auf den neuen Campus“, berichtet der Schülersprecher der Zülpicher Hauptschule. Gärtner ist geborenes Mitglied im Zülpicher Schulausschuss. „Wenn auf der Tagesordnung Themen stehen, die unsere Schule betreffen, gehen wir sie gemeinsam durch“, sagt Schulleiterin Ursula Pielen. Die Chefin der Hauptschule findet die Möglichkeit, dass Schüler in beratender Funktion in dem Ausschuss mitwirken dürfen, sehr gut, bemängelt aber die mitunter doch schwierig zu verstehenden Vorlagen.

Torsten Beulen, Mitarbeiter des Fachbereichs, der bei der Stadt Zülpich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, sagt: „Wir sind bemüht, die Sitzungsunterlagen grundsätzlich in verständlichem Deutsch zu formulieren. Deshalb ist zurzeit nicht geplant, sie didaktisch zu überarbeiten oder zu reduzieren, um sie auch für Kinder und Jugendliche noch verständlicher zu machen.“ Die Schüler haben laut Beulen aber – wie alle Zülpicher – die Möglichkeit, sich bei Unklarheiten oder weiteren Nachfragen beispielsweise beim Verfasser einer Vorlage zu erkundigen.

Der Verwaltung liegen die Schüler und Jugendlichen nach eigenen Bekunden „sehr am Herzen“. Um sie ins politische Geschehen einzubinden, sei der Zülpicher Jugendrat ins Leben gerufen worden. Dieser konnte sich jedoch – trotz Herabsetzung der Hürden für eine Beteiligung und mehrfacher Satzungsänderungen – „nicht dauerhaft etablieren, weil das Interesse der jungen Menschen schlichtweg nicht gegeben war“, so Torsten Beulen.

Seither werden die Schülervertretungen der weiterführenden Schulen zumindest in die Arbeit des Ausschusses für Schulen, Soziales, Sport und Kultur sowie des Ausschusses für Stadtentwicklung, Tourismus und Demografie eingebunden – damit ist Zülpich im Kreis Euskirchen in Sachen politischer Jugendpartizipation eine echte Ausnahme. Allerdings waren die Wortmeldungen der Schüler in den vergangenen Jahren sehr rar. Darüber hinaus befinde sich die Stadt im steten Austausch mit den Kindern und Jugendlichen – beispielsweise durch die Arbeit im Jugendzentrum „Sajus“. (tom)

Die Schülervertretungen aus Bad Münstereifel habe er schon gemeinsam an einen Tisch bekommen und sie dabei beraten, wie man finanzielle Mittel für das eine oder andere Projekt erhalten könne. Vernetzung sei auch unter Schülern wichtig, so Günther. Doch der FSJler, der von Abteilungsleiterin Sabine Sistig in den höchsten Tönen gelobt wird, hat nicht nur im kleineren Kreis bereits ein Netzwerk aufgebaut. Zur SV-Vollversammlung in der Kreisverwaltung kamen am 11. November 2019 66 Teilnehmer. „Das ist ein überragendes Ergebnis“, lobt Manfred Poth. Und Günther ist mit dem Ergebnis der Veranstaltung zufrieden: „Wir haben weitere Strukturen für die Gründung einer Bezirksschülervertretung geschaffen.“

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Die Corona-Pandemie habe den Terminplan zwar ein wenig durcheinandergewirbelt, aber der finale Schritt sei noch für dieses Jahr geplant. Themen gebe es genug, die zu diskutieren seien: beispielsweise der Öffentliche Personennahverkehr oder auch die Digitalisierung. FSJler Günther wird dann nicht mehr in vorderster Front dabei sein, da er in Bonn Jura studieren möchte. „Wenn er dort einen Platz erhält, versuchen wir ihn als studentische Hilfskraft im Kreishaus zu halten“, so Kobiz-Chefin Sistig. Auf das Wissen und das Engagement des 18-Jährigen wolle man nicht verzichten.

Interessenten für das FSJ Politik für das Jahr 2021/22 können sich bis zum 30. April 2021 beim Kobiz bewerben.