Einzelhandel-UmfrageWas sich Kunden und Händler in Euskirchen wünschen
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Kreis Euskirchen – Wie bewerten Sie die Attraktivität des Einkaufens bei Ihnen vor Ort und in den großen Innenstädten in der Region? Was müsste der lokale Einzelhandel bei Ihnen vor Ort bieten, damit er für Sie attraktiv bleibt oder noch attraktiver wird? Diese Fragen haben wir Lesern im Rahmen der ersten großen Wirtschafts- und Verbraucherstudie „WIR im Rheinland“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der Kölnischen Rundschau mit Unterstützung der Sparkasse Köln-Bonn und der Kreissparkasse Köln gestellt, an der auch 669 Menschen aus dem Kreis Euskirchen teilgenommen haben.
Die Einkaufsmöglichkeiten im Kreis Euskirchen werden von der Mehrheit positiv bewertet. Fast alle Teilnehmer gaben an, dass ihnen eine attraktive Innenstadt und Einkaufslandschaft wichtig sei, allerdings ist die Bereitschaft, den stationären Einzelhandel zu unterstützen, nicht bei allen vorhanden.
Etwas mehr als die Hälfte gehört dabei zu den Innenstadtliebhaben. Für sie steht das Einkaufserlebnis in der Fußgängerzone und die Unterstützung des lokalen Einzelhandels über der Bequemlichkeit des Online-Shoppings. Diese Menschen seien tendenziell älter und einkommensstärker, so die Studie. 28 Prozent der Teilnehmer aus dem Kreis Euskirchen gehören zu den verkappten Online-Shoppern. Sie wollen zwar attraktive Innenstädte und die Einzelhändler unterstützen, aber in der Realität kaufen sie häufig eher online ein. 17 Prozent der Teilnehmer gehören zu den bekennenden Online-Shoppern. Für sie stehen Bequemlichkeit und günstige Preise an oberster Stelle.
Die 45 Prozent der Teilnehmer, die den lokalen Einzelhandel bisher wenig bis gar nicht nutzen, gaben auch zwei Gründe an. Zum einen wünschen sich beide Gruppen flexiblere Abhol- und Liefermöglichkeiten bei Vorbestellungen, zum anderen hätten sie gerne eine große Produktauswahl. Beide Wünsche könne er nachvollziehen, sagt Christian Lange, stellvertretender Vorsitzender des Einzelhandelsverbands Bonn-Rhein-Sieg-Euskirchen. Gerade, was die flexiblen Zeiten angehe, gehe er davon aus, dass das kommen werde.
„Das ist realisierbar, das ist nicht weit weg“, sagt er. Es sei so, dass die Zahl der Kunden steige, die beispielsweise in der Mittagspause etwas vorbestellen und das dann nach ihrem Feierabend abholen wollten, doch dann vor verschlossenen Türen stünden. Um diese Kunden zu erreichen, sei es gar nicht unbedingt nötig, die Öffnungszeiten auszuweiten, so Lange. Er könne sich beispielsweise eine Art Ausgabe-Automaten oder ein Depot und einen Fahrradkurierdienst vorstellen. Für letzteres brauche der Einzelhandel allerdings Partner aus der Lieferbranche. Diese Einschätzung deckt sich auch mit den Ergebnissen der Studie: Längere Öffnungszeiten wünschen sich gerade einmal 32 Prozent aller Befragten.
Größere Produktauswahl
Auch eine größere Produktauswahl ohne mehr Risiko für den Einzelhändler hält er für machbar. Möglich mache das ein simples Konzept. Statt beispielsweise einen Schuh in allen Farben und Größen anzubieten, könne der Händler ihn nur in einer Farbe und bestimmten Größen im Laden haben. Wünsche ein Kunde dann eine andere Farbe oder Größe, könne der Händler beim Lieferanten nachbestellen und am nächsten Tag sei der Schuh dann da. So müsse der Händler nicht viele Produkte vorab kaufen, auf denen er dann im Zweifel sitzen bleibe, erläutert Lange. Hier gebe es allerdings noch Luft nach oben im Kreis.
„Das könnten viele nutzen, sie tun’s aber nicht“, sagt Lange. Denn es bleibe das Risiko, dass der Kunde das Produkt am nächsten Tag doch nicht kauft. Seiner Erfahrung nach halte sich dieses Risiko aber in Grenzen, so Lange. Ein weiteres Manko, das die Teilnehmer der Studie am Einzelhandel ausmachen, sei die Beratung. 84 Prozent von ihnen gaben an, ihnen sei eine bessere Beratung in den Geschäften wichtig bis sehr wichtig. Mehr als 60 Prozent sagten aus, sich vor einem Kauf online zu informieren und ebenso viele sagten, es komme vor, dass sie sich durch eine Online-Recherche besser informiert fühlten als durch die Beratung im Geschäft. „Da gebe ich ihnen Recht“, sagt Lange dazu. Im stationären Einzelhandel sei Kundennähe besonders wichtig, und dazu gehöre eine kompetente Beratung. Leider gebe es nach wie vor auch Unternehmen, die darauf kein großes Augenmerk legten. Der Einzelhandelsverband könne nicht viel mehr tun, als die Läden immer wieder darauf hinzuweisen. „Vielleicht muss der Beruf auch besser bezahlt werden“, nennt Lange einen weiteren möglichen Grund für mangelnde Beratungskompetenz.
Mehr als 80 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass ihnen eine Onlinepräsenz mit Infos zu Öffnungszeiten, Adresse und Kontaktdaten wichtig bis sehr wichtig sei. Auch dieser Aussage kann Lange nur zustimmen. Mit Google Business sei das relativ einfach umsetzbar. Der Einzelhandelsverband und das Land NRW bieten laut Lange aber auch kostenlose Coachings zu dem Thema an. Am wichtigsten war den Befragten eine höhere Attraktivität der Einkaufsstraßen insgesamt. Darunter fallen zum Beispiel die Vielfalt der Geschäfte, das gastronomisches Angebot und die Atmosphäre.