Nach einer neuen Idee könnte das Kaller Schwimmbad auf dem Gelände der Turnhalle der ehemaligen Grundschule neu errichtet werden.
Unten schwimmen, oben turnenKall denkt über Sporthalle und Hallenbad in einem Gebäude nach
In der Diskussion um die Zukunft des Kaller Schwimmbads gibt es einen neuen Vorschlag. Dabei rückt ein Standort in den Fokus, den bislang wohl niemand auf dem Schirm hatte. Wie Bürgermeister Hermann-Josef Esser auf Anfrage bestätigte, gibt es Überlegungen, das Bad dort zu bauen, wo aktuell noch die flut- und brandgeschädigte Turnhalle der ehemaligen Grundschule steht. Die Halle könne dann als eigenes Geschoss auf das Bad aufgesetzt werden. „So könnte die Sportinfrastruktur in Kall an einer Stelle gebündelt werden“, betont der Bürgermeister.
Das Schwimmbad wird von vielen Seiten schmerzlich vermisst. Dazu gehören Organisationen wie die Kaller Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und Einrichtungen wie die Grundschule Kall. Vor der Flut wollte die Gemeinde das Bad mit einem Zuschuss von 1,4 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) energetisch sanieren und die Technik größtenteils erneuern.
Diese Planung wurde aber über den Haufen geworfen, als bei der Flut im Juli 2021 Schlammwasser in den Keller, wo die Technik untergebracht war, und ins Schwimmbecken geflossen war. Weitere massive Zerstörungen hinterließen Unbekannte, die im August 2022 in das Bad eingebrochen waren.
Die Kaller Politik hatte noch Ende 2021 mehrheitlich entschieden, das alte Bad mit den bewilligten EU-Mitteln zu sanieren und einen Anbau für die Technik zu errichten. Um die Förderung zu erhalten, musste die Maßnahme aber bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Der Termin konnte aber wegen der zusätzlichen Schäden am und im Gebäude, den höheren Anforderungen beim Hochwasserschutz und der Mehrarbeit für die Verwaltung durch den Wiederaufbau nicht eingehalten werden. Deshalb konnte die Gemeinde das Projekt nicht realisieren.
Mehrere Varianten sollen geprüft werden
Im März dieses Jahres entschied dann der Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit, die Planung für das Schwimmbad auszuschreiben. Dabei sollen die Kosten für eine Sanierung, für einen Neubau an anderer Stelle sowie für ein Lehrschwimmbecken ermittelt werden. Während FDP und Grüne andere Standorte prüfen lassen wollen, favorisierten SPD, CDU und Bürgermeister Esser bislang einen Wiederaufbau am bisherigen Platz in der Straße „Am Hammerwerk“. „Die Machbarkeitsstudie und danach die Planung sollen nun zügig vergeben werden“, so der Bürgermeister.
„Der Brand in der Turnhalle war der Gamechanger. Derzeit wird geprüft, ob eine Sanierung sinnvoll ist“, sagte der Bürgermeister. Das bei der Flut beschädigte Gebäude war Ende Juni durch ein Feuer in Mitleidenschaft gezogen worden. „Das war Brandstiftung“, erklärte Esser. Aufgrund der starken Rauchentwicklung habe sich der Ruß überall im Putz festgesetzt. Deshalb könne ein Neubau wirtschaftlicher sein.
Grundschüler könnten zu Fuß zum Schwimmunterricht
„In dem Zusammenhang wurde die Idee geboren, die Turnhalle und das Bad an einer Stelle zu bündeln“, sagte der Bürgermeister. „Dann bräuchten wir beispielsweise nur eine Heizung für beide Einrichtungen und die Grundschüler könnten zu Fuß zum Schwimmunterricht gehen.“ Ein weiterer Vorteil sei, dass auch die Bewohner der geplanten Wohnungen und Einrichtungen für verschiedene Altersgruppen auf dem Areal der ehemaligen Grundschule das Bad und die Turnhalle nutzen könnten. „An der Stelle ist zwar nicht viel Platz, aber das Projekt wäre dort realisierbar. Wir brauchen einen guten Planer.“
Wenn das Schwimmbad am alten Standort bleibe, werde dadurch auch die Planung für den Urftauenpark erschwert. „Die bisherige Planung ist nach dem Hochwasser obsolet. Wir müssen jetzt einen ,robusten Landschaftspark' vorsehen.“ Dafür könne man die Schwimmbadflächen gut gebrauchen.
Die neue Standortidee habe man auch schon mit der Politik diskutiert. „Mit einem Lehrschwimmbecken ist es aber nicht getan. Die DLRG und das Deutsche Rote Kreuz brauchen für ihre Kurse eine gewisse Tiefe und Breite.“ Im Bebauungsplan sei der Bereich als Fläche für den Gemeinbedarf ausgewiesen: „Da dürfte es also keine Probleme geben.“
Allerdings, so räumt der Bürgermeister ein, sehe es die Bezirksregierung Köln lieber, wenn ein Gebäude wiederhergestellt werde: „Ein Neubau müsste gut begründet werden.“ Hinzu komme, dass die Verwaltung aktuell schon sehr viele Projekte vor der Brust habe: „Wir müssen sehen, wann wir die Kapazitäten für eine Machbarkeitsstudie haben.“ Doch selbst wenn es schnell gehen sollte, wird es wohl noch Jahre dauern, bis in Kall wieder geschwommen werden kann.