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Fast überall wieder im NormalbereichSchadstoffbelastung im Urftsee geht zurück

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Neben Müll wurden auch Gefahrstoffe durch die Flut in den Urftsee gespült. Ihre Konzentration war zeitweise deutlich erhöht.

Kall – Die Flut hat auch im Urftsee ihre Spuren hinterlassen. Neben viel Müll und Treibholz haben die Wassermassen auch Gefahrstoffe wie Benzin, Öl, Farben, Haushaltsreiniger und vieles mehr in den See gespült. Hinzu kamen Fäkalien aus den überfluteten Kanälen und Kläranlagen an Urft und Olef. Das sorgte dafür, dass die Messwerte für die verschiedenen Stoffe nach der Katastrophe deutlich erhöht waren. Doch die Gewässer scheinen sich relativ schnell zu erholen. Der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) meldet, „dass sich die zwischenzeitlich erhöhten Messwerte inzwischen zumeist wieder im Rahmen der Normalverhältnisse bewegen“. Konkrete Zahlen werden nicht genannt.

Der WVER hatte in den Talsperren und anderen Gewässern Proben nehmen lassen. „Durch das Hochwasser wurde an vielen Stellen Heizöl in die Gewässer eingetragen“, teilt WVER-Pressesprecher Marcus Seiler mit. Das hätten viele Menschen wahrgenommen, weil die Nase auch auf geringste Mengen der flüchtigen Bestandteile sehr empfindlich reagiere. Auch Anfang August habe es am Urftsee sowie an Urft und Olef immer noch schwach nach Heizöl gerochen. Seitdem aber nicht mehr.

Durch biologische Prozesse abgebaut

„Heizöl besteht aus einem Gemisch von Kohlenwasserstoffen, die sich an Feststoffe anlagern und sich auf der Gewässersohle ablagern, wo sie durch biologische Prozesse langsam abgebaut werden“, erklärt Seiler. Durch den Überlauf der Urfttalsperre seien auch Stoffe in die Rurtalsperre und über das Kraftwerk in Hasenfeld auch in das Staubecken Heimbach gelangt. Da die Urfttalsperre wie ein „Auffangbecken“ gewirkt habe, seien die Mengen aber relativ gering. Über den Tiefenablass der Rurtalsperre seien keine nennenswerten Belastungen in das Staubecken Heimbach gelangt.

Das Heizöl auf den Überflutungsflächen hat sich nach Einschätzung des Wasserverbands weit verteilt und damit verdünnt. Das in den Boden eingedrungene Heizöl werde innerhalb von einigen Monaten durch Bodenorganismen abgebaut. Eine Belastung des Grundwassers sei nicht zu erwarten. „Die Keimbelastung steigt praktisch nach jedem Hochwasser, weil zum Beispiel Tierkot von Oberflächen abgespült wird. In der Eifel kam diesmal hinzu, dass Kläranlagen überflutet und Kanalnetze beschädigt wurden“, führt der Pressesprecher aus. Deshalb habe es bis Ende August deutlich erhöhte Keimkonzentrationen in Urft und Olef gegeben. In der Rur oberhalb des Obersees sei die Konzentrationen dagegen stets niedrig gewesen. Allerdings habe es dort auch keine Störungen in der Abwasserreinigung gegeben.

Erhöhte Keimbelastung

Durch die Zuflüsse sei auch die Keimbelastung in der Urfttalsperre erhöht gewesen. Doch seit dem 9. August seien die Werte wieder auf dem Niveau wie „in der jederzeit unauffälligen Rurtalsperre“. „Die Keime werden im Boden und im Talsperrensediment von anderen Mikroorganismen verdrängt und an der Oberfläche durch UV-Strahlung der Sonne zerstört“, teilt Seiler mit. In den Gewässern gebe es für die Keime keine günstigen Lebensbedingungen.

Kreis Euskirchen: Anlaufstellen und Beratung

Hotlines des Kreises Euskirchen: Bürgerfragen, Helfer

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Bürgerfragen 02251 - 15 888

Helfer-Hotline 02251 - 15 910

Vermissten-Hotline 02251 – 1111

Aufräumarbeiten und Hilfe

In den Städten und Gemeinden des Kreises schreiten die Aufräumarbeiten voran. Doch es fehlt noch an vielem. Daher sind zahlreiche Angebote und Anlaufstellen eingerichtet.

Seelische Krisen

Beratung bei seelischen Krisen in der Hochwasser-KatastropheViele Menschen haben in dieser Zeit sehr belastende Erfahrungen gemacht und teilweise traumatische Situationen erlebt. Das Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen bietet unter folgender Telefonnummer entsprechende Hilfe an:

02251/ 15 466Erreichbarkeit:Montag: 8.30 Uhr - 15.30 UhrDienstag: 8.30 Uhr - 15.30 UhrMittwoch: 13.00 Uhr - 18.00 UhrDonnerstag: 8.30 Uhr - 15.30 UhrFreitag: 8.30 Uhr - 12.30 Uhr

Medizinische Hilfe im Kreis Euskirchen

Vielerorts sind Geräte beschädigt, Gebäude unbetretbar und Zufahrtstraßen zerstört. Hier haben wir die Anlaufstellen für medizinische Versorgung im Kreis Euskirchen zusammengestellt.

Trinkwasser

Noch immer ist nicht im gesamten Kreis die Wasserversorgung gewährleistet: Vor allem Bad Münstereifel kann nicht alle Ortschaften mit Wasser, geschweige denn Trinkwasser versorgen. Wasser aus der Leitung sollte nach wie vor abgekocht werden. Für einige dieser Gebiete hat der Kreis eine Verordnung erlassen, für das restliche Kreisgebiet gilt weiterhin die Empfehlung, Leitungswasser abzukochen. Ein Überblick.

Sperrungen

Diese Straßen sind im Kreis Euskirchen aktuell gesperrt.

Strom

In Teilen des Kreises ist die Stromversorgung noch unterbrochen. Betroffen sind vor allem noch Bad Münstereifel und die Euskirchener Innenstadt.

Hotline der Bezirksregierung

Für Betroffene der Flutkatastrophe hat die Bezirksregierung Köln eine Hotline eingerichtet. Unter 0221/1472206.

Bargeld-Versorgung

Dokumente und EC-Karte von der Flut weggeschwemmt – was nun? Immer mehr Menschen im Kreis melden sich bei den Kreditinstituten, weil sie nicht wissen, wie sie an Bargeld kommen. Aber auch die Institute selbst sind in hohem Maße vom Hochwasser betroffen. Zahlreiche Geldautomaten funktionieren nicht, ganze Filialen sind aufgrund der Zerstörungen geschlossen. Was können die Betroffenen tun, um an Geld für das Lebensnotwendige zu kommen? Ein Überblick.

Newsblog zur Hochwasser-Katastrophe

Diesen Artikel zu den Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe im Kreis Euskirchen, den Aufräumarbeiten und der Hilfe-Koordination aktualisieren wir fortlaufend.

Wo das Wasser durch einen hohen Partikelgehalt getrübt gewesen sei, seien auch die Messwerte für Metalle wie Zink, Blei und Cadmium, die in der Nordeifel seit Jahrhunderten abgebaut und weiter verarbeitet wurden, erhöht gewesen. „Das gilt auch für Eisen, Mangan, Kupfer, Chrom und Nickel. Mit dem Rückgang der Trübung gingen aber auch die Metallbelastungen zurück“, so der Sprecher.

Übergelaufene und beschädigte Kanäle und Kläranlagen haben laut WVER auch dazu geführt, das die Belastung mit Nährstoffen wie Ammonium und Phosphorverbindungen nach der Flut hoch waren. „Bei einer Beprobung am 9. August war sie aber wieder deutlich abgesunken“, heißt es in einer Mitteilung.

Müll in den Seen

Durch das Hochwasser wurden auch große Müllmengen in die Talsperren eingetragen, die unter anderem durch den Einsatz von Räumbooten entfernt wurden. Aus dem Obersee der Rurtalsperre wurden laut Wasserverband Eifel-Rur (WVER) 80 Tonnen Abfall herausgeholt, aus dem Staubecken Obermaubach 110 Tonnen .

An der Urfttalsperre wurden 400 Tonnen gesammelt. Die Menge könnte sich aber noch erhöhen, wenn die Talsperre im Herbst aus Gründen des Hochwasserschutzes tiefer abgesenkt wird und weiterer Müll zum Vorschein kommt. Dagegen gab es in der Rurtalsperre kaum Treibgut über das normale Maß hinaus . Der Müll wurde von einer Entsorgungsfirma und dem Technischen Hilfswerk THW abtransportiert.

250 Kubikmeter Holz, die teilweise noch in den Uferbereichen liegen, müssen laut WVER noch gehäckselt und abtransportiert werden. (wki)

Erhöhte Werte gebe es aber weiter im Bereich der Kläranlagen Urft-Nettersheim und der Kläranlage Schleiden. Der Wasserverband hat nach eigenen Angaben in den vom Hochwasser betroffenen Kläranlagen die Grundfunktion der Abwasserreinigung wieder instandgesetzt. In den beiden Anlagen sei aber die Nährstoffelimination noch nicht komplett wiederhergestellt. Die Bezirksregierung Köln sei informiert.

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Der Abbau der Nährstoffe durch Mikroorganismen sorgt nach Angaben des WVER dafür, dass der Sauerstoffgehalt abnimmt. Die im Herbst einsetzende Zirkulation werde aber für eine Durchmischung des Tiefenwassers mit dem sauerstoffreichen Oberflächenwasser sorgen. Wie der Wasserverband weiter mitteilt, werden die Beprobungen im September fortgesetzt.