Der Opfer gedenkenWie der dritte Flut-Jahrestag im Kreis Euskirchen begangen wird

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Fünf Rosen liegen als Symbol für die Opfer, die die Flutkatastrophe in Bad Münstereifel gefordert hat, auf einer regennassen Mauer.

Die Freitreppe zur Erft in der Werther Straße in Bad Münstereifel ist der Gedenkort für die Flutopfer in der Kurstadt.

Am Wochenende werden in Schleiden fünf Gedenkstelen eingeweiht, in Bad Münstereifel gibt es eine Lichtinstallation.

Auf höchst unterschiedliche Art wird an diesem Wochenende sowie am Montag im Kreis Euskirchen der dritte Jahrestag der Flutkatastrophe von 2021 begangen. 26 Menschen waren damals im Kreis Euskirchen ums Leben gekommen, es entstanden unzählige Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Zahlreiche Menschen haben auch heute noch mit den seelischen Folgen der Katastrophe zu kämpfen.

Während in einigen Kommunen Gedenkgottesdienste, Kunstaktionen oder Konzerte stattfinden, gibt es in anderen Gemeinden diesmal keine offiziellen Gedenkveranstaltungen – oder sie werden, wie zum Beispiel in Kall, erst später gefeiert. Dort lädt die Gemeinde für den 31. August zu einer Gedenkfeier am Bahnhofsvorplatz ein.

Eine öffentliche Gedenkveranstaltung plant in diesem Jahr auch der Kreis Euskirchen nicht. An der Gedenkstele vor dem Kreishaus, die 2022 im Beisein von Bundesministerin Nancy Faeser und ihrem NRW-Amtskollegen Herbert Reul eingeweiht worden war, ist am Montag lediglich eine interne Feier der Verwaltung geplant, wie aus dem Kreishaus zu erfahren war.

In der Stadt Schleiden werden fünf Gedenkstelen eingeweiht

Die Wassermassen brachten vor drei Jahren auch Leid und Zerstörung in das Gebiet der Stadt Schleiden: Neun Menschen verloren im Stadtgebiet in den Fluten ihr Leben, Hunderte wurden körperlich und seelisch verletzt. „Die Geschehnisse der Hochwasserkatastrophe haben bei vielen Menschen Trauer und oft auch Traumata ausgelöst“, sagt der Schleidener Bürgermeister Ingo Pfennings. Die Verarbeitung müsse jedoch individuell erfolgen. „Jeder muss seinen persönlichen Weg der Bewältigung finden. Es ist aber wichtig, Orte der Erinnerung zu bieten.“

Neben dem zentralen Erinnerungsort der Stadt Schleiden, der voraussichtlich im Jahr 2025 im alten Nationalparktor in Gemünd eröffnet wird, habe Pfennings daher bei den Sitzungen des „Runden Tischs Gedenken“ die Idee vorgestellt, in jeder betroffenen Ortschaft in den Tallagen von Urft und Olef eine Erinnerungsstele aufzustellen. Die fünf Stelen wurden mittlerweile an ihren jeweiligen Standorten platziert und werden nun am Sonntag im Rahmen einer „Bereisung“ mit Vertretern von Politik, Kirche und Gesellschaft eingeweiht. „Über viel Beteiligung an den einzelnen Stationen freue ich mich sehr“, so Pfennings.

Start ist um 11 Uhr mit einer Gedenkmesse in der Schlosskirche in Schleiden. Danach geht es gemeinsam zu den Stelen nach Schleiden (Franziskuspark, 12.15 Uhr), Oberhausen (Zöllerplatz, 13 Uhr), Olef (Dorfplatz, 13.45 Uhr), Nierfeld (Feuerwehrgerätehaus, 14.30 Uhr) und Gemünd (Allee neben dem Marienplatz, 15 Uhr). Dort laden die katholische Gemeindereferentin Dagmar Goffart und der evangelische Pfarrer Christoph Ude Menschen aller Glaubensrichtungen zu einer ökumenischen Andacht zum Flutgedenken ein.

Bereits um 14.30 Uhr treffen sich in Gemünd auch wieder Bürgerinnen und Bürger am Stein vor dem alten Ose-Gebäude, der sich in der Vergangenheit zu einem inoffiziellen Gedenkort entwickelt hat.

In Bad Münstereifel findet eine Lichtinstallation statt

Im vergangenen Jahr wurde pünktlich zum Jahrestag der Flutkatastrophe die Freitreppe zur Erft an der Werther Straße eingeweiht. Dorthin lädt Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian für Sonntag alle Bürgerinnen und Bürger sowie Freunde der Stadt ein. „An diesem Abend, den wir mit schrecklichen Erlebnissen verbinden, wollen wir mit Einbruch der Dunkelheit gemeinsam innehalten“, heißt es in der Einladung. Um dem Abend einen angemessenen Rahmen zu geben, ist bis etwa 23 Uhr eine Lichtinstallation geplant.

Euskirchen steht am Alten Markt zusammen

Bei dem Treffen unter dem Motto „Mer stonn zesamme“ geht es am Montag, 15. Juli, auf dem Alten Markt in Euskirchen ebenfalls um den Jahrestag der Flutkatastrophe. Eine Vertreterin des Vereins „Schrittchen für Schrittchen“ wird dann über ihre Tätigkeit in der Fluthilfe berichten. Für musikalische Begleitung ist ebenfalls gesorgt. Beginn ist um 18 Uhr.


Kunstperformance an der Gedenkstätte in Blankenheimerdorf

Am Montag, 15. Juli, wird von der Europäischen Union ein neuer alljährlicher Gedenktag für die Opfer der Klimakrise eingeführt: An diesem Tag soll künftig der Klimaopfer in Europa und weltweit gedacht werden, um das Bewusstsein für konkrete Schritte zu schärfen, die die Menschen auf ihrer Ebene unternehmen können, um Katastrophen zu verhindern und besser auf Klimakatastrophen vorbereitet zu sein.

Die zentrale Gedenkstätte des Landes NRW für die Opfer der Flutkatastrophe von 2021 befindet sich in Blankenheimerdorf. Unweit der Kreuzung der Bundesstraßen 51 und 258 wurden 49 Erinnerungsbäume gepflanzt – einer für jeden der 49 Menschen, die 2021 in NRW bei der Flut ihr Leben verloren haben.

Der Künstler Josef Meseg mit seiner Installation
„Stumme Zeugen“.

Der Künstler Dennis Meseg plant für Montag eine Kunst-Performance in Blankenheimerdorf.

„Die Gedenkstätte in Blankenheimerdorf hat zu Diskussionen und Emotionen geführt, da die Angehörigen der Flutopfer sich nicht ausreichend in die Gestaltung einbezogen fühlten“, sagt der Wesselinger Künstler Dennis Meseg, der für Montag eine Live-Performance an der Gedenkstätte plant.

Im Gedenken an die 135 Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal hat Meseg die gleiche Anzahl an weißen Schaufensterpuppen geschaffen, die er als „stumme Zeugen“ bezeichnet. Die Präsentation dieser Puppen vor dem Mainzer Landtag sorgte für viele Schlagzeilen.

Bei der Performance in Blankenheimerdorf wird Meseg am Montag zwischen 18 und 20 Uhr ein 49-köpfiges Helferteam an seiner Seite haben. „Die Darsteller, die weiße Ganzkörperanzüge tragen, werden an den Erinnerungsbäumen stehen und mit fließenden Positionswechseln der 49 Opfer in NRW würdevoll gedenken“, so Meseg. (thw/jr)


Feiern und Gedenken am Kunst-Forum Eifel in Gemünd

Das Kunst-Forum Eifel in Gemünd lädt mit einer Open-Air-Veranstaltung am 13. und 14. Juli zur Wiedereröffnung, zur Erinnerung an die Flutkatastrophe und zum zehnjährigen Bestehen des Kunst-Forums ein. Der Eintritt ist frei.

Beginn ist am Samstag um 15.30 Uhr mit dem Unplugged-Programm des Duos Kerk und Heuser. Die Singer-Songwriter Christina Lux und Oliver George sind ab 17 Uhr zu Gast, bevor das „Benedikt Hesse Trio & Special Guest Claudia Ramos Barreto“ ab 18.30 Uhr mit einem Jazzprogramm den ersten Tag beschließen.

Am Sonntag, 14. Juli, startet das Programm um 15 Uhr mit einer Tanzperformance. Susanne Riemer und Wilhelm Geschwind stehen ab 15.45 Uhr mit kölscher Jazzmusik auf der Bühne, bevor Irene Kalisvaart und Britta Jacobs um 17 Uhr Gitarrenmusik präsentieren. (thw)