Das Freilichtmuseum in Kommern bereitet sich auf den Jahrmarkt Anno dazumal vor. Doch das ist nicht alles, was in diesem Jahr ansteht.
Holzwurm bereitet ÄrgerFreilichtmuseum Kommern bereitet sich auf „Jahrmarkt anno dazumal“ vor
Das LVR-Freilichtmuseum Kommern wird in diesem Jahr 65 Jahre alt. „Das bedeutet aber auch, dass einige Gebäude des Museums schon seit 65 Jahren auf dem Kahlenbusch stehen und langsam in die Jahre kommen“, sagt Museumsdirektor Dr. Carsten Vorwig: „Wir müssen uns in diesem Jahr sehr um die Instandhaltung kümmern.“
Neun Fachwerkbauten sind von Holzschädlingen befallen und müssen mit der sogenannten Thermo-Methode aufwendig saniert werden. „Unsere Untersuchungen haben leider bestätigt, dass zwei Häuser mehr als zu Beginn des Jahres befürchtet vom Holzwurm befallen sind. Positiv ist, dass der Landschaftsverband Rheinland (LVR) die finanziellen Mittel zur Sanierung der Bauten bewilligt hat“, so der Museumschef weiter.
Einige Gebäude im Freilichtmuseum Kommern vom Holzwurm befallen
Wie teuer die Sanierung wird, wollte Vorwig nicht verraten. Aber: „Billig wird das nicht, zumal auch einige sehr große Gebäude betroffen sind, etwa die Zehntscheune in der Baugruppe Eifel.“
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Die Sanierung beginne wahrscheinlich im Spätsommer. Die betroffenen Gebäude werden dann komplett in Folie eingepackt und auf eine Temperatur von 55 bis 60 Grad erhitzt, um die Schädlinge in den Holzbalken abzutöten. „Das wird ein wenig wie eine Verpackungsaktion des Künstlers Christo aussehen“, so Vorwig.
Bereits im Mai steht auch wieder eine Translozierung an: „Wir werden die 40 Tonnen schwere Trafostation aus Bürvenich am Stück auf den Marktplatz Rheinland verfrachten. Die neue Bodenplatte für das Gebäude ist schon gegossen“, berichtet Bauforscher Raphael Thörmer.
Im Freilichtmuseum soll die Trafostation aus dem Jahr 1904 den Besuchern das Thema Elektrifizierung des ländlichen Raums vermitteln. „Die Nordeifel war zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Talsperren in diesem Bereich führend“, ergänzt Vorwig.
Froh sind die Forscher über den guten Zustand des Bürvenicher Trafohäuschens, das durch seine architektonische Gestaltung fast wie eine Kapelle aussieht. „Man wollte das Dorfbild nicht verschandeln, deshalb diese wertige Architektur“, so Thörmer. Auf der Suche sei man allerdings noch nach der passenden Anlagentechnik. „Sollte es einen Sammler geben, der sowas rumstehen hat, kann er sich gerne bei uns melden“, sagt Thörmer.
Viele Baustellen im Freilichtmuseum
„Die Steinmetzin, die ihr Handwerk seit dem vergangenen Jahr im Museum vorführt, erhält eine eigene Steinmetzhütte, und ebenfalls in der Baugruppe Bergisches Land erhält das Gartenhaus aus Lennep endlich eine Ausstattung, denn das Gebäude steht bereits seit über 40 Jahren im Museum“, so Vorwig.
Neu ist auch ein Kaugummiautomat auf dem Marktplatz Rheinland. „Der passt in die Zeit. Kaugummis gibt es dort aber nicht, die wollten wir später nicht in den Häusern kleben haben“, lacht der Museumsdirektor. Stattdessen kann man für zehn Cent Erdnüsse ziehen.
Neuer Museumsrundgang
Neue Wege – im wörtlichen Sinne – beschreiten die Museumsleute auch bei der didaktischen Vermittlung der Ausstellungsstücke. „Das neue Ausstellungsdesign wird fortgeführt“, sagt Alina Hilbrecht: „Neu hinzukommt ein Museumsrundgang mit 22 Stationen, bei dem die durch den Menschen gestaltete Kulturlandschaft im Mittelpunkt steht.“
Auch Museumsdirektor Vorwig findet das Thema spannend: „Gartenbau, Landwirtschaft, Tierhaltung und das Reisen oder Pilgern durch die Landschaft – da warten ganz viele Aspekte auf die Besucher.“ Auch beim „Jahrmarkt anno dazumal“ wird mehr und besser über den historischen Hintergrund der einzelnen Attraktionen informiert. „Wir haben dazu neue Ausstellungswände erstellt. Über QR-Codes kann man sogar die englischen Texte abrufen, denn wir haben ja auch sehr viele internationale Besucher“, so Vorwig.
Hochwertige Ausstellungen im Freilichtmuseum Kommern
„Noch besser als erwartet ist unsere aktuelle Sonderausstellung Herdanziehungskraft gestartet. Da gab es sehr viele positive Rückmeldungen“, freut sich Ausstellungsmacherin Ann Heinen: „Mit den Themen Küche und Kochen kann eben jeder etwas anfangen.“ Noch im April gibt es im Rahmenprogramm der Ausstellung, die bis Februar 2024 zu sehen sein wird, eine Veranstaltung, auf die Heinen hinweist: „Am 22. und 23. April können Besucher mit unseren Hauswirtschafterinnen die Fleischverarbeitung wie im 18. Jahrhundert ausprobieren: Samstags wird gewurstet, sonntags ein Schweinekopf zu Sülze verarbeitet.“
Am Dienstag, 4. April, beginnt im Freilichtmuseum wieder der „Jahrmarkt anno dazumal“. Bis zum 16. April stehen viele historische Kirmesvergnügungen auf dem Programm. „Der Jahrmarkt ist in diesem Jahr zweigeteilt“, verrät Vorwig: In der Baugruppe Westerwald gibt es den Jahrmarkt wie zur Kaiserzeit, auf dem Marktplatz Rheinland geht es moderner zu. „Das Riesenrad von 1918, die Raupenbahn oder der Geisterexpress sind dort zu finden“, macht Veranstaltungsplaner Daniel Manner Lust auf die Veranstaltung.
Prall gefüllt ist das Jahresprogramm 2023 – hier die Termine einiger Veranstaltungs-Höhepunkte: 20. & 21. Mai: Nachhaltig gärtnern. Experten geben Tipps für den eigenen Garten.
19. & 20. August: Zeitblende 1973. Ölkrise, Watergate-Skandal und die erste Folge der Sesamstraße im Deutschen Fernsehen.
16. & 17. September: Tag nach der Ernte. Traditionelle Arbeiten in Haus und Hof und ein bunter Bauernmarkt.
2. & 3. Dezember: Advent für alle Sinne. Stimmungsvolle Einstimmung auf Weihnachten. Alle Termine gibt es in einer gedruckten Broschüre, die im Museum oder im Internet erhältlich ist. (thw)